Über 2000 Personen bei der 96-Mitgliderversammlung in der Swiss Life Hall
2199 Mitglieder und Gäste waren in die Swiss Life Hall in Hannover gekommen, um der Mitgliederversammlung mit Neuwahlen zum Aufsichtsrats des Vereins beizuwohnen und über den Weg in die Zukunft abzustimmen. Dabei hatte es genügend Zündstoff im Vorfeld gegeben, denn die verschiedenen Fraktionen im Verein hatten sich sogar bis vor die Gerichte beharkt. So war keine harmonische Versammlung zu erwarten, sondern eher eine mit harten Bandagen. Dabei schien die ”Pro Verein”-Fraktion es geschafft zu haben, mehr Vereinsangehörige zu mobilisieren als die Gegenseiten um die Abteilungsleiter und Präsident Martin Kind. Stimmberechtigt waren zunächst 2045 Anwesende, 154 waren ohne Stimmrecht gekommen.
Zu Beginn der Versammlung stand nur eines sicher fest: Martin Kind würde als Präsident des Vereins Hannover 96 nicht zur Wiederwahl antreten. Zudem gab es einige Neuerungen. Der Eingangsbereich wurde erweitert, der Zutritt ging damit zügiger, es gab elektronische Abstimmungsgeräte und ein klares Foto- und Tonaufzeichnungsverbot.
Valentin Schmidt als Aufsichtsratsvorsitzender begrüßte die vielen Anwesenden und zeigte sich sehr entspannt, da er nicht mehr zur Wiederwahl antrat. Er appellierte an die Versammlung, sachlich und freundlich miteinander umzugehen. Mit Stolz verkündete er eine weiter gestiegenen Mitgliederzahl des Vereins um 1377 Zugänge auf nunmehr 22 513 Personen, begrüßte Martin Kind mit dem Vorstand, den er mit Dank unter langem Applaus verabschiedete. Dazu kamen die Vorsitzende des Ehrenrates Liesel Westermann-Krieg und die Abteilungsleiter der Sparten, in denen das eigentliche sportliche Vereinsleben stattfindet.
Anwesend waren auch OB Stefan Schostok, Regionspräsident Hauke Jagau, Ex-Kanzler Gerhard Schröder und später noch der Ministerpräsidenten Stephan Weil. “Leider kann die Profimannschaft heute nicht dabei sein, denn sie muss sich auf das Spiel am Sonnabend gegen Schalke vorbereiten”, entschuldigte er die Mannschaft unter dem Gelächter der Versammlung. Dann bestimmte man den Regionspräsidenten Jagau als Versammlungsleiter. Der schlug eine Änderung der Tagesordnung vor, da die Wahl des neuen Aufsichtsrates per Listenwahl geheim, also per Wahlzettel, geschehen muss. Dem stimmten 90 Prozent zu.
Nach den Ehrungen für 25, 40, 50, 60 und 70 Jahre Vereinszugehörigkeit ging es an die Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat. Für den Vorstand sprach Martin Kind, der das Jahr 2018 als ein “erfolgreiches Jahr” bezeichnete und Beispiele dafür gab. Zudem blicke man auf den Bau des neuen Vereinszentrums an der Stammestraße. Von 1997 bis heute habe man sich außerdem von neun auf 17 Sportabteilungen gesteigert, sei von rund 2000 auf 22 000 Mitglieder angewachsen, davon 12 300 als Fördermitglieder für Hannover 96 e.V. Mit mehr als 5000 Sportlern ist Hannover 96 die Nummer 1 unter den Vereinen in Niedersachsen.
Dann blickte der scheidende Präsident auf seine Amtszeit zurück. 1998 Aufstieg der Profifußballmannschaft in die 2. Liga, 2002 in die erste, 2016 Abstieg und 2017 Wiederaufstieg – heute erneut stärkstens gefährdet. “Wir werden kämpfen, den Abstieg zu vermeiden, solange das nur möglich ist”, sagte Kind, der diese Situation „zum Kotzen“ findet. Desaströs ist die Lage für die KGaA mit 18 Millionen minus und noch einmal 17 weiteren Millionen durch den drohenden Abstieg; das wurde durch die Kapitalseite bisher abgefangen. Zum Thema 50+1 wollte er nichts weiter sagen, da es einen laufenden Prozess betreffe. Kind verabschiedete sich mit persönlichen Worten und dankte allen Mitstreitern, passiv wie aktiv, bei “Zweisäulenmodell”, für die Mitarbeit. “Ich wünsche der Versammlung heute eine gute Entscheidung für den Weg in die Zukunft”, schloss der Präsident.
Ralf Waßman trug dann die Zahlen vor und konnte eine ausgeglichene Bilanz vorstellen mit 10 891 871 Euro Aktiva und 10 891 871 Euro Passiva. Das Vereinsergebnis beläuft sich auf 21 919 Euro. Altlasten mit dem Finanzamt wurden bereinigt. Für das Jahr 2019 werden minus 150 000 Euro geplant, ab 2020 sollen dann nach Erledigung des Sportzentrums wieder einen kleinen Überschuss bekommen.
er Aufsichtsrat kam dann mit Valentin Schmidt zu Wort. Planungen, wie das Vereinssportzentrum wurden begleitet. Kosten, Zeit und Plan wurden eingehalten. Der Aufsichtsrat hat den Jahresabschluss 2018 einstimmig anerkannt und den Finanzplan für 2019 ebenfalls einstimmig zugestimmt. “50+1 ist aus Sicht des Aufsichtsrat mit seinem Grundlagenvertrag einmalig in Deutschland, mehr soll dazu nicht gesagt werden”, so Schmidt. “wirtschaftlich kann der Verein den Profibereich nichttragen. Das ist Sache der Kapitalgeber.” Abschließend appelliert er an die Versammlung, den erfolgreichen Weg durch eine entsprechende Weichenstellung fortzusetzen.
Nach Angaben in der Aussprache zum Thema „Mitgliederlisten“ ist das Landgericht mit drei zu Null-Stimmen dem Amtsgericht beigesprungen und hat den Datenschutz als vom Amtsgericht ausreichend gewürdigt angesehen, wobei nach Angabe des 96-Vorstandsmitglieds Uwe Krause das Urteil im Hauptverfahren noch gar nicht ergangen ist. Zahlreiche der Redebeiträge im Rahmen der Aussprache drehten sich dann auch um die DSGVO und ihre Bewertung durch Gericht, niedersächsische Datenschutzbehörde und Mitglieder. Dabei prallten die Meinungen der beiden Lager, Datenherausgabe und Datenschutz, deutlich aufeinander.
Die anschließende Entlastung des Vorstandes schlug Valentin Schmidt vor. 2017 war dies ja verweigert worden. Dazu waren dann 2081 stimmberechtigte Mitglieder anwesend. Aber erneut wurde der Vorstand nicht entlastet – mit 1095 (55,5 %) zu 878 (44,5%) Stimmen. Liesel Westermann-Krieg schlug dann die Entlastung des Aufsichtsrates vor. Das Ergebnis sah dabei ebenfalls negativ für den Aufsichtsrat aus. Die Entlastung befürworteten 798 Personen (40%), dagegen waren 1191 (59%) Anwesende. Das jedoch hat rechtlich derzeit noch keine Auswirkungen, konnte aber schon an dieser Stelle als Zeiche für die bevorstehende Aufsichtsratswahl angesehen werden. Die begann dann im Anschluss mit der Vorstellung der Kandidaten und Kandidatinnen, jeweils mit einem Statement von drei Minuten. Die Wahl danach erfolgte per Stimmzettel, die Auszählung ergab ein deutliches Ergebnis für die „Pro Verein“-Initiative, die alle fünf Sitze im Aufsichtsrat belegen konnte (siehe gesonderten SN-Bericht).
Danach wurden die Sportler oder die Mannschaft des Jahres des Vereins ausgezeichnet. Auf Platz drei kam Domink Jonack aus der Tischtennisbateulung, der es in die Jugendnationalmannschaft geschafft hat. Platz zwei sicherte sich Angelika Köhler aus der Schwimmabteilung – sie ist Deutsche Meisterin und Medaillensammlerin. Den ersten Platz holte sich dieses Jahr die Damenteam der Triathlon-Abteilung mit Tabea Fricke, Dörte Zimmermann, Rebecca Neundörfer, Lena Brunkhorst, Dorothee Polte, Alicia Klndworth und Rebecca Raphael, die den Verein in der zweiten Liga vertreten. Die Versammlung schloss dann nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses gegen 20 Uhr.
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