Neuer Aufsichtsrat für Hannover 96 eV gewählt – Nestler wird Vorsitzender

Hannover 96 e.V. – der „Vereinsanteil“ – hat gewählt. Bereits bei der Vorstellung der Kandidaten, elf an der Zahl, schlugen die Emotionen hoch und es zeichnete sich am Geräuschpegel ab, dass das Team um Michael Dette, eher „Kind-nah“, eine schlechte Ausgangsposition haben würde. Es war der Mannschaft um Ralf Nestler gelungen, deutlich mehr Unterstützer zu mobilisieren als das Lager von Martin Kind Nahestehenden. Als ungebundener Kandidat empfahl sich dann noch Dieter Rohles aus Burgdorf, der vor allem auf seine Qualität als geübter Schiedsmann abhob und der Versammlung riet, jeweils zwei aus den Fraktionen und ihn als Neutralen dazuzuwählen.

Die Gruppe um Nestler und Linke hilten alle füfn Sitze – Foto: Hannover 96 GmbH & Co. KGaA/Vosshage

Als es dann zur Wahl ging, nachdem sich die Kandidaten vorgestellt hatten, waren 2088 stimmberechtigte Personen im Saal, die jeweils maximal fünf Stimmen vergeben konnten. Als Wahlleiter Hauke Jagau dann das Ergebnis verkündete, war das prognostizierte Ergebnis eingetroffen. Es wurden am Ende Jens Boldt (1209 Stimmen), Lasse Gutsch (1338), Carsten Linke (1444), Ralf Nestler (1253) und Nathalie Wartmann (1281) als Aufsichtsräte gewählt. Durchgefallen waren Michael Dette (615), Andreas Kuhnt (732), Karsten Surmann (678), Tina Voss (725) und Sandra Wallenhorst (649) – sowie das Konzept, dass das Team um Dette ausgearbeitet hatte, das aber nicht als Antrag zugelassen worden war. Ganz abgeschlagen war außerdem Dieter Rohles (251) aus dem Rennen ausgeschieden.

Zwar wurde Carsten Linke mit der höchsten Stimmenzahl von den Fans und Wählern, die vorragig wohl aus der Abteilung „Fußball Tradition“ kamen, frenetisch gefeiert, doch bereits am Sonntag wurde aus der Fünfergruppe Ralf Nestler als Aufsichtsratssprecher benannt.  Die Fans feierten den „Sieg ihres Teams“ frenetisch mit Sprechchören, die aus dem Stadion bekannt sind, doch betonte Linke noch am Wahlabend, dass man nun sehen müsse, wie sich die Spaltung überbrücken ließe. Dazu, so die Idee von Linke, sollte man vielleicht auch auf die unterlegene Seite zugehen, da diese sich ja auch für den Verein engagieren wollte.

Der neue Aufsichtsrat von Hannover 96: Carsten Linke, Jens Boldt, Nathalie Wartmann, Ralf nestler und Lasse Gutsch (v.li.) – Foto: Hannover 96 GmbH & Co. KGaA/Vosshage

Allerdings besteht nach dem Zweisäulenmodell nun eine Säule aus Vereinsmitgliedern, die gegen 50+1 sprechen und für mehr Mitsprache beim Profibereich eintreten, andererseits die Säule Profi-Sport, in der weiterhin die Kapitalgebern um Martin Kind das Sagen haben und behalten. Kind hatte die Versammlung ja schon einmal mit Zahlen bedient, die sich erschreckend anhörten: 18 Millionen Verlust aus dem laufenden Spielbetrieb und, bei Abstieg, 17 Millionen durch die zweite Liga gelte es aufzubringen. Bei den Fans ist man sich offensichtlich sicher, diese Summen schon bekommen zu können – die notwendigen Kapitalgeber allerdings wurden nicht genannt bisher. Außerdem könnten die nur einen Anteil vom Vereinsanteil (50+1) kaufen, da die Kapitalseite von Martin Kind nichts verkaufen muss.

Andererseits könnte die Wahl für die Nestler-Seite sogar zu einem Pyrrhussieg werden, wenn sie die Erwartungen der „Fußball Tradition-Fraktion“ auf Rückholung der Markenrechte und die Mitsprache in der Profi-Abteilung nicht (zügig) umsetzt. Dann könne es demnächst „Nestler muss weg“ in der HDI Arena heißen. Wie schon früher, bleibt 96 mal wieder auch neben dem Platz spannend.

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