Ein sehr persönlicher Abschied: Carl Jürgen Lehrke scheidet aus dem Amt

In einer sehr persönlichen Veranstaltung hat sich der scheidende Sehnder Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke am Mittwoch von engen Mitarbeitern, Kollegen, Weggefährten und Freunden im Dorfgemeinschaftshaus in Köthenwald verabschiedet. Damit hat die Realität des Amtswechsels alle Betroffenen erreicht. 18 Jahre als Bürgermeister für und in Sehnde gehen damit zu Ende. In der Abschiedsreden hoben alle Redner ganz besonders die menschliche Kompetenz des Bürgermeisters hervor.

Fast alle geladenen Gäste waren zum Abschied gekommen – Foto: JPH
Viele Weggefährten waren gekommen

Nach dem Empfang der rund 90 geladenen Gäste, die nahezu vollständig der Einladung gefolgt waren, begrüßte die Erste Stadträtin Bettina Conrady im Namen der Stadt Sehnde die Anwesenden. Darunter waren der Regionspräsident Hauke Jagau (SPD), Dr. Silke Lesemann (SPD) als Ratsvorsitzende, Fraktionsvorsitzender Klaus Hoffmann (CDU), Fraktionsvorsitzender Günter Pöser (Grüne) und  Fraktionsvorsitzender Olaf Kruse (SPD). Dazu kamen die Sehnder Ehrenbürger Alfred Lerch und Heinrich Heineke sowie die ILEK-Kollegen und der Lehrter Kollege Klaus Sidortschok (SPD); dazu die Spitzen der Feuerwehr um Jochen Köpfer, der Vorsitzende des Stadtsportbundes Ralf Marotzke und der Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB), Dr. Marco Trips. Bereits im Vorfeld dieses persönlichen Abschieds hatte Lehrke die Ehrennadel der Stadt Sehnde vor dem Stadtrat erhalten. Zudem hatte ihn dort der NSGB dort mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet.

Regionspräsident Hauke Jagau (re.) übergab eine Collage – Foto: JPH
Viele Entscheidungen waren zu treffen

Bettina Conrady freute sich besonders, dass zu dieser Verabschiedung „drei Generationen der Familie Lehrke“ gekommen waren, um dem Bürgermeister zur Seite zu stehen. Dann gab sie einen kurzen Abriss seines politischen Wirkens in und für Sehnde. Nach dem Stadtrat und dem Ratsvorsitz wurde Lehrke 2001 als ehrenamtlicher Bürgermeister von den Sehndern gewählt. 2005 wurde er dann hauptamtlicher Bürgermeister und Verwaltungschef. Und schließlich für eine weitere Amtsperiode wiedergewählt. In seine Amtszeit fielen zahlreiche wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen, vom Abschied der Zuckerfabrik über den Hagel 2013, den Bränden der KGS 2015 und 2016 bis hin zur Flüchtlingswelle. „Das alles meisterten Sie mit dem Auge und dem Willen, immer das Beste für Sehnde und seine Bürger zu erreichen“, schloss Conrady.

Regionspräsident dankte für die faire Art

Der Regionspräsident Hauke Jagau dankte Lehrke für den immer fairen Umgang miteinander, der auch dann vorhanden war, wenn man in der Sache mit den Meinungen weit auseinander lag. „Wir hatten viele Berührungspunkte. Zunächst in meiner Zeit als Bürgermeister in Laatzen, später in der Region. Sie können stolz sein auf das, was Sehnde immer auszeichnete: Es wurde alles mit Ruhe nach außen gelöst – und so hat Sehnde sich ziemlich gut entwickelt“, schloss Jagau. Dann übergab er dem scheidenden Stadtoberhaupt eine Collage mit Bildern aus dem Zeitlauf von Sehnde.

Von den Grünen Wilfried Brauns, Florian Schuchardt und Günter Pöser (hi.v.li.) gab einen Apfelbaum – Foto: JPH

Dr. Silke Lesemann, MdL, Ortsbürgermeisterin und Stadtratspräsidentin aus Bolzum, erinnerte die Gäste an die lange kommunalpolitische Laufbahn von Lehrke. Sie betonte, dass entgegen den ehrenamtlichen Bürgermeistern vieler anderer Kommunen er sich als Landwirt die Aufgabe des eingleisigen Amtes zutraute – und sich darin bewährt hat. „Die Angst, die mit der neuen Eingleisigkeit von Bürgermeister und Verwaltungschef allgemein aufkam, dass sich alles zugunsten des Bürgermeisters verschiebe, war hier wegen Deiner Konsensfähigkeit nicht gegeben. Deine Priorität war, immer das richtige für die Stadt zu tun.“ Dann überreichte sie dem Bürgermeister einen Gutschein für einen Besuch mit Familie im Café des Dorfladens in Bolzum.

Der Politiker geht – der Freund und Mensch bleibt

Der Fraktionsvorsitzende der CDU – Lehrkes eigener Partei –, Klaus Hoffmann fiel es eigenen Worten zufolge schwer, hier und heute zu diesem Anlass stehen zu müssen. „Du hast Dir den großen Respekt und die Achtung aller Mitarbeiter und Bürger verdient. Wir schulden Dir Dank“, so Hoffmann. „Aber“, so setzte er fort, „wir verabschieden hier ’nur‘ den Bürgermeister, nicht den Menschen und Freund – der bleibt uns. Danke für bis jetzt – und danke für ab morgen.“

Olaf Kruse (re.) dankte für die vertrauensvolle Amtsübergabe – Foto: JPH

„Die Zusammenarbeit ist uns gelungen, freundschaftlich und respektvoll“ begann Günter Pöser, Fraktionschef der Grünen im Stadtrat. Mit dem abgewandelten Merkel-Zitat „Das schaffen wir“ habe er alle 2015 in der Flüchtlingswelle motiviert und zum Mittragen der Entscheidungen gewonnen. Und die Ruhe, die in Sehnde geblieben ist, „hat etwas mit Dir als Bürgermeister zu tun“, so Pöser. Da der Spruch „an apple a day keeps the doctor away“ nachwievor Gültigkeit besitze, überreichten die Grünen ihm einen jungen Apfelbaum der Sorte Elsta für seinen Garten.

Amtsübergabe partnerschaftlich vollzogen

„Das heute so viele Weggefährten Deiner Laufbahn da sind, spricht für sich“, so begann Olaf Kruse sein Grußwort als Fraktionsvorsitzender der SPD. „Dich zeichnete, wie das die Redner alle bestätigten, stets der menschlich faire Umgang miteinander aus. Du hast Kommunalpolitik mit Herzblut gemacht und solltest jetzt die Freiheit genießen, die nun beginnen kann.“ Und er dankte ihm für die offene und ehrliche Einbindung in die Entscheidungsprozesse im Rahmen der Amtsübergabe am 1.11.2019. „Das ist nicht überall so, auch da ist Sehnde besonders.“

Zum Schluss erhielt der Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke (li.) stehenden Applaus – Foto: JPH
„Es war mir eine Ehre“

In seiner Abschlussrede sprach der scheidende Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke zunächst allen seinen Dank aus für ihr Kommen. Er schloss darin die Bundestagsabgeordneten Dr. Maria Flachsbart (CDU) und Dr. Matthias Miersch (SPD), die entschuldigt fehlten, mit ein. „Die Ehrungen haben mich berührt“, gab er zu, „zeigt es doch, dass ich in 38 Jahren Kommunalpolitik einiges richtig gemacht habe.“ Er habe das Amt so verstanden, dass er stets „einer von allen“ gewesen sei und nannte sein Leitmotiv aus der Bibel: „Suchet der Stadt bestes!“. „Ich war und bleibe Sehnder“, versprach er, „mit Interesse an und Engagement für unsere Stadt.“ Einen besonderen Dank richtete er auch an seine Frau, die ihn stets in der Aufgabe unterstützt habe.  Und mit seinem Schlusswort verabschiedete er sich formell aus dem Amt: „Es war mir eine Ehre, für Sehnde tätig sein zu dürfen!“

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