Sehnde räumt auf – Müllsammeln in vier Ortsteilen
Trotz der Corona-Einschränkungen hatten vier Sehnder Ortsteile ihre Bürger für den vergangenen Sonnabend, 20.03.2021, zum Frühlings-Rausputz ausgerufen. Die Resonanz, so die Ortsbürgermeister, war in allen Bereichen sehr gut und zahlreiche Helfer haben insgesamt rund 85 rote Säcke – und viel Sperrmüll – gesammelt.
Schlauchboot in Bolzum
In Bolzum haben sich am Sonnabend nach dem Aufruf der Ortsbürgermeisterin Dr. Silke Lesemann 15 Teilnehmer eingefunden. Das Ortsratsmitglied Christian Hensen hatte acht Touren geplant, sodass die Sammelhelfer möglichst effizient in der Bolzumer Feldmark unter Beachtung der Corona-Regeln aktiv werden konnten. Insgesamt zwölf Säcke voll illegaler Abfallentsorgung haben sich dann im Ort gestapelt. Besonders bemerkenswert sind dabei die gefundenen Rest eine Schlauchbootes, die sicher besser im Wertstoffhof in Sehnde aufgehoben gewesen wären.
Skelett in Wehmingen
In Wehmingen waren nach Angaben des Ortsbürgermeisters Rene Bettels 25 Personen unterwegs, darunter elf Kinder und Jugendliche. „Das freut mich besonders“, sagt Bettels, „dass sich der Nachwuchs bei diesen Aktionen auch engagiert.“ Der jüngste Teilnehmer war zwei Jahre alt, der älteste über 80. „Zwei Mädchen waren sogar schon vor der Startzeit um 9.45 Uhr da, um ja nicht den Anfang zu verpassen“, ergänzt der Ortsbürgermeister. „Dabei war die Sammelzeit von 10 bis 13 Uhr.“
Am Feuerwehrhaus standen neben einer unbemannten Sackausgabe auch Erfrischungsgetränke und Schoko-Riegel für die Sammler bereit. Dazu gab es Handschuhe – die Corona-Schutzmasken brachte jeder selbst mit. Hier war auch der Abgabeplatz für die leichten roten Säcke, bei schweren Transporten half der Ortsbürgermeister. Bereits 15 Säcke waren dort gelagert. „Wir haben viele Flachmänner gefunden gegenüber dem Sportplatz“, wundert sich Bettels. „Auch ein Fuchsskelett war dabei.“ Er hofft, dass man im kommenden Jahr nach getaner Arbeit wieder gemeinsam Grillen und fröhlich sein könne.
Straßenschild und Gullisieb in Höver
In Höver hatte der Ortsrat um Ortsbürgermeister Christoph Schemschat für die Zeit von 9.30 bis 13 Uhr zur Sammlung eingeladen. Der waren 34 Personen gefolgt , die ab 9 Uhr auf dem Schützenplatz die roten Abfallsäcke empfangen konnten. „Die wurden dann an der Straße abgestellt, wenn sie voll waren und ich bekam einen Anruf. Dann habe ich die Säcke abgeholt und zum Schützenplatz gefahren“, so Schemschat. Dort lagen neben den Säcken gegen Mittag bereits eine Straßenschild „Schleudergefahr“ mit Stange und ein Sieb aus einem Straßengulli. „Besonders dreist“, erzählt der Ortsbürgermeister, „war die Tatsache, dass zu den roten Säcken auf dem Schützenplatz ein bislang Unbekannter einen grauen Sack mit einem Decken-Ventilator mit Lampe gelegt hat.“ Illegale Entsorgung sogar bei der Beseitigung von illegalen Entsorgungen.
An der B 65 am Ortsausgang nach Anderten waren die Katrin und Matthias Drews und Olaf Domeier mit ihren Kindern unterwegs. Sie hatten zahlreiche Säcke gefüllt. Mit dabei, so Matthias Drews, war ein Kanister mit einer roten Flüssigkeit, der undicht war. Die Flüssigkeit selbst war nicht näher zu definieren, der Plastikkanister war unbeschriftet. „Den hat mein Mann schon mehrfach gesehen, als er mit dem Rad an der B 65 zur Arbeit fuhr“, erzählt Katrin Drews und Matthias ergänzt: „Mal lag er am Straßenrand, dann im Straßengraben – immer wieder woanders.“ Die Sammelgruppe hatte „neben vielen Kaffeebechern auch zahlreiche Handschuhe und Badelatschen auch ein Rohrstück“ gefunden, so Olaf Domeier – vermutlich aus Lastwagen. „Und am Feldweg, wo viele Autos nachts stehen, haben wir nicht nur einen ‚Film ab 18‘ gefunden“, fügen die Sammler hinzu.
„Wir haben auch Gartenmöbel gefunden“, berichtet Schemschat. „Die holen wir aber nicht ab, sondern die haben wir an aha zur Entsorgung gemeldet.“ Er freut sich außerdem, dass die Sammelgruppe Drews und Domeier sogar beim Müllsammeln noch Mülltrennung betrieben und die gefundenen Pfand-Glasflaschen separierten zur Rückgabe.
Gartenlaube und ein Stepper in Bilm
In Bilm haben sich nach dem Aufruf des Ortsrates und der Jägerschaft rund 44 Personen eingefunden. Sie starteten in 22 Gruppen zu je zwei Personen, die unter der Leitung von Nils Köhler und Daniel Bartels von der Jägerschaft weite Teile der Flur um Bilm absuchten. Darunter waren viele Familien aus dem Dorf mit Kindern.
Die Säcke und den Plan des Sammelgebietes hatten Köhler und Bartels vor der Aktion am Sonnabend ausgeliefert, damit niemand wegen der Corona-Beschränkungen an einen zentralen Ort kommen musste. Die Säcke wurden dann einzeln auf dem Schützenplatz abgeladen. „So lief alles möglichst kontaktlos“, sagt Ortsbürgermeister Bernd Ostermeyer. „Alles war also von der Jägerschaft vorbildlich vorbereitet.“ Einen wahrhaft großen Berg von Müllsäcken und anderen Funden stapelte sich gegen Mittag auf dem Schützenplatz.
Hier lagen neben rund 30 Säcken ein Stepper, Reifen, Röhren – sie kamen aus Richtung Ahlten – sowie zwei Wagenladungen Bauschutt. Dazu kamen vom Wind verwehte Anpflanzungsschutze aus dem Bereich der von Holcim neu gepflanzten Bäume, viele Atemschutzmasken und große Teile einer ehemaligen Gartenlaube sowie wieder volle Kanister mit Altöl. „Viel Unrat lag wieder in dem Wald an der Straße zwischen Bilm und Wassel“, berichtete Ostermeyer. „Aber auch an dem Wäldchen an der B 65 nach dem Ortsausgang von Ilten in Richtung Hannover fanden wir viel Müll.“ Dort lagern immer wieder Leute Säcke, Gartenmöbel und Wohnungseinrichtungen ab. „Eine Gruppe hat den Wertstoffplatz von aha im Ort sauber gemacht“, fügte der Ortsbürgermeister noch stolz hinzu. „Das war soetwas wie eine Grundreinigung.“ Am Sonntag hat dann die Jägerschaft aus Bilm den Sammlern als Dank noch eine kleine Überraschung vor die Haustür gelegt.
Fahrt zum Wertstoffhof billiger
Insgesamt, so bleibt festzuhalten, haben viele Sehnder wieder die Natur gereinigt, die ohne die Müllfrevler gar nicht hätte gereinigt werden müssen. Wer über Umwelt und Klimaschutz spricht, wird die Verschmutzung nicht vornehmen – jeder andere muss sich klar sein, dass er beobachtet und zur Anzeige gebracht werden kann. Und das kann teuer werden – die Fahrt zum Wertstoffhof ist auf jeden Fall billiger.
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