Das Sehnder Rathaus rief und viele Bürger kamen
Zum ersten „Tag der offenen Tür“ hatte die Stadtverwaltung Sehnde die Bürger der 15 Ortsteile für Sonnabend, 31.08.2024, an die Nordstraße eingeladen. Mehrere hundert Besucher aller Altersklassen nutzten die Chance, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Aber es gab nicht nur Schreibtische, Drucker und Aktenordner zusehen, vielmehr erwartete die Gäste ein buntes und informatives – für Kinder auch unterhaltsames – Programm. Von 13 bis 17 Uhr gab es von Berufsberatung bis Technikvorführung vieles zu sehen, zu erleben und mitzumachen.
Andrang schon um 13 Uhr
Vor dem Rathaus warteten bereits rund 120 Personen von groß bis klein auf die versprochene Öffnung der Tür, hinter der oft Geheimnisvolles vorgeht. Um 13 Uhr begrüßte Bürgermeister Olaf Kruse dann als Hausherr die Gäste und öffnete damit die vielen Angebote, die die einzelnen Fachdienste der Stadtverwaltung, die Feuerwehr und der angeschlossene Baubetriebshof vorbereitet hatten. Zudem gab es kostenlose Getränke und Bratwürstchen.
Bereits vor dem Rathaus warteten die ersten Angebote: Bull Riding, Speed Control und Löscharbeiten am Brandhaus. Zudem hatte der KiJu-Treff noch sein Glücksrad mitgebracht, bei dem zahlreiche kleine Preise zu gewinnen waren. Ein beliebtes Motiv am Eingang des Rathauses stellte auch der Sehnder Löwe Kali dar, der für viele Selfies mit Groß und Klein Modell stehen musste.
Für alle Altersklassen Angebote gemacht
Das Bull Riding bot vielen Rodeobegeisterten die Möglichkeit, sich mal selbst abwerfen zu lassen. Der Fachdienst Ordnung und Recht hatte den Blitzer aufgestellt und wollte die Speedsünder auf Bobby Cars blitzen – allerdings ohne Knöllchenversand. Die Feuerwehr war mit dem Gerätewagen des hauptamtlichen Gerätewarts, dem Boot der Wasserrettung und einer Kinderbrandhausanlage vertreten. Hier musste „Rapunzel“ aus dem brennenden ersten Stockwerk mit Kübelspritze und Zielwasser gerettet werden.
Die Kitas hatten sich im Sitzungszimmer des Rates aufgebaut, stellten ihre Angebote dar und – mit Hilfe eines Beamers – gab es ein elektronisches Memory-Spiel. Zudem hatten die Kitas eine Buchbörse eingerichtet, an der sich die Kinder mit Büchern verschiedener Altersklassen versorgen konnten. Das Bürgerbüro, die Stelle, die wohl die meisten Bürger bereits kannten, hatte neben einem Memory-Spiel auch ein Quiz, ein Video und ein Puzzle im Angebot.
Große Technik hintern Rathaus
Verließ man das Rathaus durch den hinteren Ausgang auf den Parkplatz, stand man quasi mitten auf dem Baubetriebshof (BBH). Dort hatten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die wesentlichen Fahrzeuge aus ihrem Bereich mitgebracht und erläuterten sie den technisch interessierten Bürgern. Es gab vom Schneepflug über die Kehrmaschine und einen modernen Unimog auch den Spezialeinsatzwagen mit Schredderanhänger der Baumkletterer des BBH zu sehen. Julia Schmid und Ansgar Ritter, die Baumkletterer der Stadt, machten auch Vorführungen, wie man einen der rund 7.000 Bäume im Stadtgebiet hinaufkommt, wenn einmal der Steiger – den die Stadt demnächst anschaffen wird – nicht eingesetzt werden kann. „Wir entnehmen unter anderem Totholz, beseitigen Gefahrenstellen vor möglichem Windbruch und überlassen viele Dinge dann der Natur für Insekten und Tiere“, erläuterten die Kletterer. „Auch das Holz nutzen wir, falls es nicht vor Ort verbleiben kann“, fügte der Bürgermeister hinzu. „So geht das geschredderte Material auf die Baumscheiben der Stadt und feste Teile nutzen wir für unsere Holzarbeiten.“
Die Innenangebote
Im Eingangsbereich wartete Stefanie Schubert, die das Online Portal der Stadt gestaltet und betreut. Sie berichtete, dass bereits über 100 Angebote für den Bürger online bereitstehen: Informationen der Verwaltung, Drucksachen, Antragsformulare und Informationen zur Online Bezahlung sowie die Terminvergabe. „Das Angebot wir ständig erweitert, aber wir sind dabei abhängig vom Land und der Region“, fügte sie hinzu, „und eine gemeinsame Software fehlt auch noch.“ Damit hatte sie mit wenigen Worten die „Digitalwüste Deutschland mit Fax-Backbone“ treffend umrissen.
Im Standesamt begrüßte Mareike Grethe die Gäste, die sich einmal eines der beiden Trauzimmer der Stadt Sehnde – das zweite ist im Straßenbahnmuseum Wehmingen – ansehen wollten. Man durfte dort mal auf den einzigen vier dauerhaft reservierten Stühlen Platz nehmen – ohne unbedingt Ringe tauschen zu müssen.
Im Rathaus waren alle Bereiche farblich gekennzeichnet, um den Kindern, die sich auch ohne Lesen zu können an dem Laufkartenwettbewerb beteiligen wollten, orientieren konnten. Vielleicht sogar eine Idee für den Rathausneubau, denn oftmals hilft das nicht nur Kindern.
In der 5. Etage informierte Thomas Grun vom Fachdienst Personal über die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Stadtverwaltung und zeigte gleichzeitig die von den Azubis des vergangenen Jahres entworfene Corporate Identity, die jetzt einheitlich von der Stadtverwaltung genutzt wird. „Wir nutzen die Projektarbeit des Jahrgangs nun für das komplette Marketing der Stadt“, so Grun. „Denn jedes Jahr bekommen unsere Azubis einen besonderen Auftrag, den sie selbständig und eigenverantwortlich umsetzen.“ Bei ihm gab es Infos von Familienfreundlichkeit und flexiblen Arbeitszeiten bis zur festen Bezahlung und dualem Studium. In Sehnde, so die Gleichstellungsbeauftragte Jennifer Glandorf, sind bereits 75 Prozent Frauen und „nur“ 25 Prozent Männer – im Baubetriebshof allerdings eher umgekehrt, in den Kitas von 185 Stellen sogar nur zwölf Männer.
Im vierten Stockwerk wartete dann ein „Kaffeeraum“ auf die Gäste – und das Bürgermeisterzimmer. Dort durfte jeder Platz nehmen, der gerne einmal Bürgermeister von Sehnde werden möchte – oder dem es schon nach wenigen Minuten reichte.
Märchenhafte Verwaltung
Ganz besondere Personen warteten dann noch auf die kleinen Gäste: In der ersten Etage hatten sich im Bereich Soziales, Teilhabe und Integration der Fachdienstleiterin Tamara Walter märchenhafte Personen einfach eingeschlichen. Schneewittchen und die sieben Zwerge warteten dort in einem Spiel- und Malzimmer auf die jungen und jüngsten Besucher. Diese acht ortsfremden Personen kümmerten sich vollkommen verwaltungsuntypisch um die Kinder, boten ihnen Getränke an, spielten und malten mit ihnen und druckten auch Buttons zum Mitnehmen als Andenken. Ob dort in dem großen Andrang auch Erwachsene gesichtet wurden, ist derzeit nicht bekannt – nur der Bürgermeister soll kurz zu Besuch gewesen sein.
180 Kinder haben sich an der Kartenaktion an diesem Tag beteiligt und dafür einen “Kali“ bekommen. Den gibt es auch für alle Neubürger der Stadt seit dem 1.1.23 in einem Begrüßungspaket, dass man im Bürgerbüro abholen kann.
Dass die Personenaufzüge im Rathaus zwischenzeitlich einmal ausgefallen waren, schlug nicht groß zu Buche. „Es ist halt ein altes Gebäude“, kommentierte Bürgermeister Kruse den Ausfall, bei dem jedoch niemand im Lift festsaß. Der Rundblick und die Fotos vom Dach über die Stadt konnten schließlich auch zu Fuß erreicht werden.
Ein voller Erfolg
Anne Günther, Erste Stadträtin, hatte sich im Wesentlichen um die Vorbereitungen gekümmert und den Tag organisiert. „Wir wollten mit der Darstellung unserer Arbeit bei den Bürgern Hemmschwellen abbauen, das Rathaus zu betreten oder mit der Verwaltung zusammenzuarbeiten. Und die rund 85 freiwilligen Mitarbeiter der Stadtverwaltung an diesem Tag haben großartige Ideen dazu gehabt und maßgeblich zum Gelingen des Tages beigetragen. Wir waren am Ende alle erschöpft, aber hatten einen Gute-Laune-Tag.“
Mit diesem ersten Tag der offenen Tür im Rathaus Sehnde hat die Verwaltung der Stadt mit der Feuerwehr, dem KiJu-Treff und dem Baubetriebshof eine Veranstaltung hingelegt, die keine Wünsche offenließ und die bei den rund 550 Besuchern auf gute Resonanz traf. Alle waren überrascht, was die „eigentlich doch dröge Verwaltung“ für sie vorbereitet hatte, und fanden den Tag als sehr gelungen. Negative Stimmen gab es vor Ort tatsächlich keine.
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