Alles wieder hinfällig: Keine Geschäftsführer – Mutterverein ändert den Vertragsentwurf

Eigentlich schien alles nur noch eine Formsache mit einem Termin zur Unterschrift, um mit dem Hannover 96 eV endlich zu einer Einigung zu kommen und die Lizenz für Hannover 96 dann mit neuen Geschäftsführern zu erledigen. So hieß es dazu vor kurzem in einer Erkklärung des „Muttervereins“ noch:
„Im Zuge von konstruktiven Gesprächen, verzichtet der Mutterverein zur Sicherung der Unterzeichnung und Antragstellung der Lizenz für die Saison 2025/26 auf die Aufnahme eines vertraglich klarstellenden Weisungsrechts in Geschäftsführer-Verträgen. Darüber hinaus unterstützt Hannover 96 e.V. weiterhin die Bestellung von Marcus Mann zu einem von zwei gemeinsamen Geschäftsführern.“
Vertragentwurf einseitig geändert
Doch nun ist alles wieder anders – wie die Kapitalseite Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG in einer Presseerklärung am Mittwochabend mitteilt. Demnach hat der eV die Vertragsunterlagen wohl einseitig abgeändert und zur Unterschrift vorgelegt. Die Sales & Service schreibt:
>> Am heutigen Mittwochmittag, 12.03.2025, hat der Verein [gemeint „Mutterverein“ – Red] uns Unterlagen als Grundlage für die im Aufsichtsrat der Hannover 96 Management GmbH zu befassenden Beschlüsse zukommen lassen, deren Inhalte in wesentlichen Punkten von dem abweichen, was in den zurückliegenden Wochen als Kompromisslinie für die Bestellung der Geschäftsführung der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA erörtert wurde.
Da es sich zum Teil um vollständig neue Texte handelte, ist es ausgeschlossen, kurzfristig eine Verständigung herbeizuführen. Die Abweichungen von den ausgehandelten möglichen Kompromisslinien sind so gravierend, dass die dadurch notwendige juristische Prüfung und Verhandlung der Inhalte innerhalb der verfügbaren Zeit nicht möglich sein wird.
Während der gesamten Gespräche wurde immer wieder eine zeitlich befristete Interimslösung erörtert für den Fall, dass eine langfristige Lösung innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich ist. Dieser Fall ist jetzt eingetreten.
Um die fristgerechte Unterzeichnung und Einreichung der Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2025/26 realisieren zu können, muss es einen oder mehrere Geschäftsführer geben. Die von der Geschäftsführung unterzeichneten Unterlagen müssen bis zum 17. März bei der Deutschen Fußball Liga vorliegen.
Die Kapitalseite steht selbstverständlich zur Verfügung, um eine derartige Lösung herbeizuführen.<<
Kein Notgeschäftsführer möglich
Zuvor hatte das Oberlandesgericht in Celle in Übereinstimmung mit dem Amtsgericht Hannover die Bestellung eine Notgeschäftsführers abgelehnt. Das Gericht entschied: Ein Geschäftsführer könne von der Gesellschaft selbst bestellt werden. Eine Einigung im Aufsichtsrat sei dafür nicht erforderlich: Notfalls könne auch die Gesellschafterversammlung entscheiden. Dort könnte der Hannoversche Sportverein von 1896 e.V. als Alleingesellschafter die Entscheidung treffen.
Nach dem Gesellschaftsvertrag ist für seine Bestellung der Aufsichtsrat der Management-GmbH zuständig. Dessen Mitglieder haben sich bislang nicht abschließend auf eine Person geeinigt. Das OLG Celle machte deutlich, dass im Notfall anstelle des Aufsichtsrats die Gesellschaftersammlung entscheiden könne. Auf eine solche „Ausfallkompetenz“ hatte bereits der Bundesgerichtshof in seinem Urteil hingewiesen, mit dem er im vergangenen Jahr die Abberufung des früheren Geschäftsführers Martin Kind für wirksam erklärt hatte.
Wie geht’s weiter?
Nun sind nur noch drei Tage bis zur Vorlage der Lizenzierungsunterlagen verfügbar – und alles steht wieder auf „Null“. Was den Hannover 96 eV dazu getrieben hat, die Vereinbarungen wieder umzuwerfen und einen geänderten Vertragsentwurf ohne erneute Absprache zur Unterschrift vorzulegen, ist unbekannt. Allerdings muss man sich dabei auf den Vereinsseite doch klar sein, dass man finanziell sicher wesentlich von der Profi-Sparte abhängig ist – und pokert vermutlich hoch in der Annahme, dass die Kapitalseite im Interesse der eigenen Einlagen im Profigeschäft kurzfristig unterschreiben werde. Und ob Marcus Mann nach den neuerlich herbeigeführten Querelen noch weiter für die Stelle des Geschäftsführes zur Verfügung stehen wird, ist ebenfalls nun wieder offen.
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