Europäische Staatsanwaltschaft und Zollfahndungsamt Hannover zerschlagen „Autodealerring“
Ein länderübergreifender Schlag gegen international agierende Tätergruppen in Zusammenhang mit dem Einfuhrschmuggel und der Unterfakturierung hochwertiger Kraftfahrzeuge aus Drittländern ist den Zollbeamten und der europäischen Staatsanwaltschaft gelungen.
Im Auftrag der Europäischen Staatsanwaltschaft – Zentrum Hamburg – führt das Zollfahndungsamt (ZFA) Hannover seit Anfang 2021 ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere im Emsland, Baden-Württemberg und in Estland ansässige, international agierende Tätergruppen. Ermittelt wird aufgrund des Verdachts der gewerbs- und bandenmäßigen Steuerhinterziehung in mehr als 130 Einzelfällen bei der Einfuhr hochwertiger Kraftfahrzeuge aus Drittländern in die Europäische Union.
Beschuldigte änderten Vorgehen
Anfänglich standen zwei Hauptbeschuldigte im Verdacht, hochwertige Kraftfahrzeuge aus Drittländern unter Vorlage gefälschter litauischer Verzollungsdokumente auf dem Landweg in die EU zu transportieren. Weitere Ermittlungen ergaben, dass im Laufe des Jahres 2021 der Tatablauf durch die beiden Hauptbeschuldigten geändert wurde. Die angekauften Luxusfahrzeuge wurden nun im Zusammenwirken mit in Estland wohnhaften Beschuldigten auf dem See-, Luft- oder Landweg in die Niederlande gebracht. Dort wurden die Fahrzeuge mit unrichtigen Wertangaben zum zoll- und steuerrechtlich freien Verkehr angemeldet und abgefertigt.
Gegen die 36 und 50 Jahre alten Hauptbeschuldigten wurden nun Haftbefehle vollstreckt. Bei 26 Durchsuchungen des Zollfahndungsamts Hannover, unterstützt durch Kräfte der Zollfahndungsämter Essen und Stuttgart sowie der Hauptzollämter Oldenburg und Bielefeld, wurden zwölf hochwertige Kraftfahrzeuge, ein speziell für den Transport dieser Fahrzeuge vorgesehener Anhänger sowie 25.000 Euro Bargeld, Goldmünzen und Goldbarren sichergestellt. Der Gesamtwert der sichergestellten Kraftfahrzeuge beläuft sich auf rund 3,6 Millionen Euro.
Beweismittel sichergestellt
Zudem wurden zahlreiche Beweismittel in elektronischer und schriftlicher Form, geringe Mengen Betäubungsmittel sowie eine unberechtigt im Besitz eines Beschuldigten aufgefundene Schusswaffe inklusive Munition gesichert. Die auch in Estland und Lettland erfolgten Ermittlungen und Maßnahmen wurden durch die dortigen Zentralen der Europäischen Staatsanwaltschaft organisiert und begleitet. An den Durchsuchungsmaßnahmen in Estland nahmen Ermittlungsbeamte des Zollfahndungsamts Hannover teil. Der errechnete Steuerschaden des gesamten Tatkomplexes beträgt mindestens 5 Millionen Euro. Die weiteren Ermittlungen dauern an.
(Bild oben: Zahlreiche Luxusfahrzeuge wurden bei den Durchsuchungen beschlagnahmt – Foto: ZFA Hannover)
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