Betriebsratswahlen 2022: Mit einem Betriebsrat fischt keiner im Trüben

Betriebsratswahlen 2022: Mit einem Betriebsrat fischt keiner im Trüben

Die nächsten regelmäßigen Betriebsratswahlen stehen vor der Tür. Vom 01. März bis zum 31. Mai werden in ganz Deutschland neue Betriebsräte gewählt. Der Arbeitgeber muss nicht aktiv werden. Es obliegt alleine der Initiative der Arbeitnehmer oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft, ob ein Betriebsrat gewählt wird. Ist in größeren Betrieben die Wahl der Betriebsräte oftmals eine Selbstverständlichkeit, so haben gerade in kleinen oder mittleren Unternehmen die Beschäftigten noch Vorbehalte: in Lehrte gibt es beispielsweise rund 130 Handwerksbetriebe, Arztpraxen und Apotheken von denen nur zirka 12 Prozent einen Betriebsrat haben.

„Genau hier wollen wir ansetzen: die Beschäftigten über die Wahlen an sich informieren und ihnen Möglichkeiten und Chancen näherbringen, die der Betriebsrat ihnen eröffnen kann“, erläutert der Vorsitzender des DGB Kreisverband Region Hannover und des DGB Ortsverband Lehrte, Reinhard Nold. Der Betriebsratsvorsitzenden Detlef Jäger von Hellmann Logistics geht noch einen Schritt weiter: „Demokratie darf nicht am Werkstor enden und jede Form der Behinderung bei der Gründung oder Tätigkeit von Betriebsräten durch die Arbeitgeber muss strikt geahndet werden. Mitbestimmung im Betrieb ist deshalb nicht nur ein gesetzlicher Anspruch, sondern ein Gebot der Menschenwürde.“

Für Hartmut Völger, der dem Betriebsrat des Klinikum Wahrendorff angehört, ist klar, dass betriebliche Mitbestimmung eine „Machtfrage“ ist: „Wo ein Betriebsrat ist, kann die Unternehmensseite in wesentlichen Fragen und bei für Arbeitnehmer grundlegenden Veränderungen nicht durchregieren. Gerade deshalb ist bei nicht tarifgebundenen Betrieben die Wahl eines Betriebsrates besonders wichtig“.

Prominente Unterstützung vor Ort leistete der Lehrter Bürgermeister Frank Prüße. Er hob zunächst vor allem auf die Vorgänge in der Ukraine ab und betonte, dass auch die Betriebsratswahlen ein Stück gelebte Demokratie sind. Die würde derzeit durch Russland erheblich unter Druck gesetzt und dürfe nicht aufgegeben werden – weshalb man auch unbedingt das Wahlrecht im Betrieb wahrnehmen solle. „Die Demokratie an allen Stelle ist es wert, dafür zu kämpfen, sich einzusetzen und sie verteidigen. Die Mitbestimmung im Betrieb spielt auch gesamtgesellschaftlich eine wichtige Rolle und ist eine entscheidende Antwort auf die Verunsicherung, die in unserer Gesellschaft um sich greift“, so Prüße. Die Erfahrung, so der Bürgermeister weiter, habe vielfach gezeigt, dass Unternehmen mit Betriebsrat im Durchschnitt sogar wirtschaftlich besser dastünden und auf Veränderungen frühzeitiger reagierten.

Mit dem vereinfachten Wahlverfahren, das für Betriebe mit bis zu 100 Beschäftigten angewandt werden kann, ist es für interessierte Belegschaften sehr einfach geworden, einen Betriebsrat zu wählen. „Innerhalb von einer Woche kann ein Betriebsrat im Amt sein. Und es braucht niemand Angst vor Formularen zu haben. Mit den gewerkschaftlichen Materialien ist jeder in der Lage eigenständig einen Betriebsrat zu gründen. Und wenn es dennoch hakt, stehen die Gewerkschaften zur Verfügung“, wirbt Nold für die einfache Wahlvariante.

Allgemeine Informationen zur Betriebsratswahl können im Internet abgerufen werden. Konkrete Hilfestellung bei der Wahl gibt die zuständige Gewerkschaft oder sie kann vom DGB Ortsverband Lehrte vermittelt werden. Der DGB Ortsverband ist unter der E-Mailadresse DGB-Lehrte@web.de oder der Telefonnummer 05132/58 94 01 zu erreichen.

(Bild oben: Frank Prüße, Bürgermeister, Reinhard Nold (DGB), Thomas Fritz (ver.di Lehrte/Sehnde), Heike Köhler (CDU), Frank Pern (Betriebsrat Miele), Klaus Trusch (ver.di Lehrte/Sehnde), Petra Wegner (SPD), Brigitte Müller (DGB), Helga Laube Hoffmann (SPD), Detlef Jäger (Betrieb Hellmann Logistics), Ronald Schütz (B90/Die Grünen) und Hartmut Völger (Betriebsrat Klinikum Wahrendorff) – Foto: JPH

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