Erlebnis-Zoo für Frischlinge: Pilotprojekt Innovative Zusammenarbeit mit Isernhagener Kita
Zielsicher legt Eva blauen Filz auf den Sand. „Elefanten brauchen Wasser!“, erklärt sie. Nach drei Tagen „Frischling“-Projekt im Erlebnis-Zoo Hannover bauen die Kinder der Isernhagener Kindertagesstätte „Birkenwäldchen“ ihren eigenen Zoo nach. Unter der Anleitung von Anja Della Monica, Zoo-Referentin für Umweltbildung, setzen die Kinder all ihr neues Wissen über die Zootiere und deren Bedürfnisse um. Evas blaue Filzwasserfläche wird sofort mit Elefantenfiguren bespielt.
Kinder in Kita erreichen
Das neue Bildungsangebot „Zoo für Frischlinge“ wurde vom Zoo-Umweltbildungsteam und den Fachkräften der Kindertagesstätte Birkenwäldchen der Gemeinde Isernhagen entwickelt. „Als einer der größten außerschulischen Lernorte Niedersachsens hat der Erlebnis-Zoo sein Bildungsangebot bisher auf die Curricula der verschiedenen Schulformen ab Klasse 1 ausgerichtet. Ein Programm, das sich gezielt an Kinder im Vorschulalter richtet, gab es in dieser Form noch nicht,“ erklärt Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff. Im Gespräch mit Tim Mithöfer, Bürgermeister der Gemeinde Isernhagen, über innovative Formen der Zusammenarbeit von verschiedenen Bildungseinrichtungen entstand daher die Idee für das Pilotprojekt ‚Zoo-Frischlinge‘.
Gemeinsam wurde überlegt, wie Kindern im Vorschulalter nicht nur spannendes Wissen über Tiere, sondern auch die komplexen Zusammenhänge von Tierhaltung, Ernährung, Beschäftigung und Tierbedürfnissen nachhaltig nähergebracht werden können. „Wir haben die Mitarbeitenden der Kita nach ihren Wünschen, Vorstellungen und Erfahrungen befragt und daraus vier unterschiedliche Module für Kinder von vier bis sechs Jahren zusammengestellt,“ erklärt Zoo-Referentin Anja Della Monica. In dem insgesamt sechswöchigen Projekt wurde jedes Modul in der Kita Birkenwäldchen gemeinsam mit den Kindern vorbereitet. Hierzu stellte der Zoo einen „Projektwagen“ mit zahlreichen Materialien und Infos zur Verfügung. Neben Bildkarten, Ausmalbildern und einem digitalen Bilderrätsel konnten die Kinder hier zum Beispiel die Nachbildung eines Raubtiergebisses entdecken.
Vier Module getestet
Anhand des gemeinsamen Lieblingstiers der Kita, dem Eisbären, erfuhren die Kinder am ersten Modultag, wo die Zootiere eigentlich herkommen – nicht aus der Wildnis, sondern aus anderen Zoos. Weiter ging es mit einer spannenden Führung zum Thema Ernährung: was fressen die Tiere und woher bekommen sie ihr Futter, wie sieht eine Futterküche im Zoo aus?
Beim Modul „Tierbeschäftigung“ lernten die Kindergartenkinder, was sich die Tierpfleger alles einfallen lassen, um die Tier-Bedürfnisse „Suchen“, „Lauern“, „Buddeln“ oder „knifflige Denkaufgaben lösen“ abzudecken. Und so bastelten die Kinder Spielzeuge für die Gürteltiere und sahen zu, wie die beiden auf das neue Angebot reagieren. „Die unterschiedlichen Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere haben die Kinder am meistens überrascht, das fanden sie sehr interessant“, erzählt Erzieher Pascal Bassy.
Test vor Ort
Beim Besuch der Gürteltiere lernten die Kinder zudem, dass jedes Tier einen anderen Charakter und auch andere Bedürfnisse hat, auf die es zu achten gilt. Das Männchen im Zoo mag es, gestreichelt zu werden, das Weibchen konzentriert sich lieber ungestreichelt auf seine Aufgabe, den Futterball zu leeren. Durch Beobachtung erkannten die Kinder, dass bei Gürteltieren Riechen und Hören eine größere Rolle spielt als das Sehen. „Uns war es bei der Konzeption der Module besonders wichtig, Kindern schon früh die Bedürfnisse der Tiere zu vermitteln, dass wir achtsam mit allen Lebewesen umgehen müssen“, erklärt Erzieher Pascal Bassy.
Die Tierbedürfnisse wurden daher in jedem Modul thematisiert. So lernten die „Frischlinge“, dass Löwen gerne schlafen und – das beeindruckende Modell eines Raubtiergebisses ließ daran keinen Zweifel – Fleisch fressen. Elefantenkühe sind gesellig, fressen Gras und baden gerne. Bei jeder Tierart erfuhren die Kindergartenkinder tierisch viel Neues – und konnten ihr Wissen am letzten Tag im Workshop „Zootierhaltung“ umsetzen.
Tieranlage konstruiert
„Ich glaube, hier muss noch etwas Gras hin“, meint Horia und platziert den grünen Filz bei den Zebras. Für die Elefanten bauen die Kinder ein Haus, damit sie es warm haben. Die Dickhäuter bekommen viel Spielzeug, die Löwen eine Höhle als Unterschlupf, die Tiger kleine Plastik-Fleischkeulen, „weil sie Fleisch fressen.“ Gemeinsam mit der Zoo-Referentin wird jede Tieranlage der Kinder begutachtet, um zu sehen, ob an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Tiere gedacht wurde. Wurde es: „Das sind ganz tolle Anlagen“, lobt Anja Della Monica. Und dann ist auch genug der Theorie und es wird ordentlich gespielt.
Nach dem Ende der sechswöchigen Pilotphase werden die Fachkräfte der Kindertagesstätte und das Zoo-Umweltbildungsteam das neue Angebot gemeinsam bewerten.
Zoo-Angebot wird erweitert
In der Sommersaison 2024 sollen die bis dahin interdisziplinär ausgefeilten Module offiziell in das Zoo-Angebot aufgenommen werden. „Kitas, die sich vom Winterwetter nicht aufhalten lassen, können aber sehr gerne auch schon vorher mit uns in Kontakt treten und das Angebot im Zoo ausprobieren“, so Della Monica.
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