Mit Farbe gegen Einheitsgrau: Motivtunnel an der Chausseestraße
Eigentlich ist die Eisenbahnunterführung schon lange fertig – und doch ist sie auch seit 2018 eine Baustelle. Denn immer wieder wurden die grauen Wände des Bauwerkes mit miesen Parolen, schlechten Taggs und sogar nationalsozialistischer Symbolik besprüht. Doch das änderte sich Schritt für Schritt seit 2018. Dank dem Sehnder Ferienpass und der KGS.
Tunnel seit drei Jahren in Arbeit
„Im Jahr 2018 hatten wir die Idee, den Tunnel gezielt mit Graffiti farblich gegen das Grau der Betonfarbe zu verändern“, sagt Sabine Kramann, Verantwortliche des Sehnder Ferienpasses und Initiatorin der Aktion. „Da haben wir erstmals einen Kursus für die Kinder und Jugendlichen angeboten.“ Und nun, im Jahr 2020, wird das Werk „Flotter Tunnel – mit bunt gegen grau“ nach insgesamt fünf derartigen Aktionen in diesem Jahr seine Vollendung erreichen. Dann sind die Seiten des Fahrradtunnels durchgehend mit speziellen Motivteilen fertig. Die Schlussaktion erfolgt am 21. August mit Teilnehmern im Alter von elf bis 20 Jahren.
Der Graffiti-Kurs im Rahmen des Ferienpasses beginnt immer fern der Spraydose. Da geht es zunächst um Eigentum, Sachbeschädigung und Regressforderungen – damit die Sprayer immer wissen, was ein illegaler Einsatz ihrer Sprühfarbe bedeuten kann.
Endlich praktische Arbeit
Dann aber ging es an die Tunnelwand. Im vierten Kurs 2020 vergangene Woche waren acht Teilnehmer an den Wänden beiderseits des Ostausganges aktiv. „Heute geht es um ‚Nature for Future‘ mit Sportmotiven“, sagt Kramann. „So haben wir als Elemente Snowboards, Surfer und Radler dabei. Einiges davon dann auch per Schablone.“ Bisher gab es die Themen Natur und Klimaschutz, Kanal-Wasser-Sehnde, Schriften und – natürlich – den Kalimandscharo. Die KGS hatte den Mittelteil dann als eine Aktion im Projektunterricht verschönert.
Motive und Themen wechseln
Heute sind acht Teilnehmer und Teilnehmerinnen dabei, zwei Mädchen sogar schon zum zweiten Mal dieses Jahr. Auch ein zeitbezogenes Motiv gibt es an der Ostwand: „Wir tanzen gegen Corona“ heißt es am Ende der Strecke. Cindy (14) aus Sehnde hat in den Ferien bereits den Workshop Schauspiel besucht und einmal schon am Tunnel gesprayt dieses Jahr. „Ich war 2020 das erste Mal beim Sprayen“, sagt sie. „Ich finde das hier kreativer und das macht mehr Spaß.“ Sie könnte sich das durchaus als Hobby vorstellen. „Auch die Anwohner haben sich schon beteiligt“, sagt Kramann und verweist auf die drei Fliegenpilze. „Außerdem unterstützen sie uns ganz prima mit Unterstellmöglichkeiten und anderer Hilfe.“
Dieses Mal, kurz vor Ende der Arbeiten, ist die Erste Stadträtin Bettina Conrady an den Tunnel gekommen, um sich bei den Sprayern für ihren Einsatz zu bedanken. „Eure Arbeit ist nicht nur eine einfache Malerarbeit“, sagte sie, „sondern sie ist viel schöner. Und durch die Abwechslung auch immer wieder neu.“ Dann gab es für jeden Maler eine Tasche der Stadt Sehnde als Dank für die Arbeit, verbunden mit der Zusage, dass man sich um weitere Sprühflächen bemühen werde. „Als Übungsfläche für alle Interessierten gibt es bis dahin ja die Wand an der Drösewiese, die immer wieder übergesprüht werden kann.“ Im Tunnel aber, so der Ehrenkodex aller ernsthaften Sprayer, darf die Gestaltung nicht übersprüht werden.
Sprayen in Sehnde hat „Tradition“
Das Sprayen in den Ferien in Sehnde hat allerdings Tradition. Schon früher gab es Objekte, die so verschönert wurden. Da wurde beim SuS vor 25 Jahren, dem Tennisverein und an Containern der Firma Helmich gesprayt, erinnert sich Kramann. Am Tunnel aber, ihrem bisher größten Projekt, haben sich etwa 50 Kinder und Jugendliche eine Erinnerung gesetzt und dabei allein im Ferienpass 2020 etwa 50 Dosen Sprühfarbe verarbeitet – insgesamt also mehr als 250 Dosen. Und das Ziel wurde auch erreicht: Tolles Bunt statt armes Grau!
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