Mütter und Väter mit Migrationsgeschichte: Projekt der AWO stärkt Elternkompetenz
Widad Elias flüchtete 2015 aus dem Irak nach Deutschland. Sie ist alleinerziehend und hat zwei Kinder. „Ich habe immer wieder mal Fragen zum Thema Erziehung und brauche Unterstützung“, sagt sie. Diese erhält Elias derzeit im Projekt „Elternkompetenzen stärken“ der AWO Region Hannover, das von der Stadt Lehrte gefördert wird. Ziel des niedrigschwelligen Projektes ist es, die Erziehungs- und Betreuungskompetenzen von Eltern mit Migrationsgeschichte zu fördern.
Menschen mit Migrationserfahrung seien häufig aufgrund mangelnder Sprachkompetenzen benachteiligt. „In unserer Beratung haben wir immer wieder festgestellt, dass die sprachliche Barriere und soziale Abgrenzung der Eltern ein großes Hindernis bei der Kindererziehung ist. Umso wichtiger ist die Möglichkeit zum Austausch zwischen den Müttern und Vätern und die Unterstützung durch eine Fachkraft“, erklärt Gülten Dündar von der AWO Flüchtlingsberatung in Lehrte.
Plattform in Lehrte
Genutzt werden die Räumlichkeiten der Johannesgemeinde Lehrte. In dem Gruppenraum der Einrichtung treffen sich die Eltern, die Kinder können dabei sein oder in einem Nachbarraum spielen. „Meine Tochter wacht nachts immer auf, sie ist sehr ängstlich und ich möchte wissen, woran das liegen könnte“, sagt einer der Teilnehmer. Er ist vor zwei Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen und nimmt gemeinsam mit seiner Frau an dem Projekt teil. „Wenn ich Erziehungstipps im Internet suche, kann ich das leider nur in türkischer Sprache, da mein Deutsch noch nicht gut genug ist. Ich möchte mein Kind aber in Deutschland erziehen und nach den neuesten Erkenntnissen“, sagt er. Einmal pro Woche und insgesamt zehn Mal treffen sich die Teilnehmer unter Anleitung von Sozialpädagogin Loredana Scholz.
Fragen der Eltern beantwortet
Sie bereitet verschiedene Inhalte rund um das Thema Erziehung vor und geht auf aktuelle Fragen ein, die die 13 Teilnehmer haben. „Elterntraining“ nennt sie das – so geht es unter anderem darum, eine positive Beziehung zum Kind aufzubauen, wie man mit Stress und Problemen umgeht und wie die Eltern auch auf sich selbst achten können. Sie wisse selbst, wie es ist, in ein anderes Land zu gehen und dort Kinder zu bekommen. „Es fängt mit elementaren Fragen zur Kinderbetreuung, ärztlicher Versorgung und Freizeitaktivitäten an und reicht bis zu komplizierten Fragen rund um die Kindererziehung“, so Scholz.
Alleinerziehend zu sein, sei manches Mal nicht einfach, berichtet Elias. Deshalb sei die froh über dieses und andere Angebote der AWO und der Stadt Lehrte. Und sie ist sehr froh über die Kinderbetreuung in Deutschland. „In meinem Herkunftsland gibt es sie fast gar nicht“, sagt sie. Ihr Sohn geht in die zweite Klasse, ihre Tochter in die Kita, den Rest des Tages verbringen sie mit ihrer Mutter. Scholz motiviert die Eltern, da bei aktiv zu werden und auch die Angebote der örtlichen Vereine zu nutzen.
Kinder unterstützen
„Eltern zu sein, ist eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe, auf die man nicht wirklich vorbereitet wird“, sagt Dündar. Deswegen seien solche Projekte wichtig, um Eltern mit Migrationsgeschichte Unterstützung anzubieten. „Sie können auch dazu dienen, eventuell Auffälligkeiten bei Kindern früh zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren“, so die Migrationsberaterin.
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