Renotherm ist neuer Brennstoff bei Holcim in Höver
Im Rahmen der Versammlung der Siedlergemeinschaft Höver- Bilm-Ilten trugen der Werksleiter Erik Jantzen und der Umweltbeauftragte Bernd-Henning Reupke vor den Mitgliedern des Vereins zum neuen Brennstoff des Zementwerkes im Ort vor. Dieser heißt „Renotherm“ und wird von der Firma Remondis unter der Abfallschlüsselnummer 190204 hergestellt und wird demnächst auch nach Höver zum Betrieb der Brennanlage geliefert. Die Genehmigung für die Nutzung liegt seit 2004 vor, doch wegen fehlender Technik wurde davon bisher kein Gebrauch gemacht. Nun werde daran seit zwei Jahren gearbeitet und man könne den Brennstoff nutzen.
Dabei, so betonten die Vortragenden, handele es sich zwar um Problemabfälle, aber die seien in Form von Reifen, Fluff und Tiermehl auch bereits jetzt im Einsatz und würden durch Renotherm entfallen. Zudem könne man die Menge der fossilen Brennstoffe weiter reduzieren. Keineswegs, so Jantzen, habe man sich „die Genehmigung erschlichen“, sondern es sei „alles beantragt, ausgelegt und vorgestellt worden“. Zudem sei die Information zu Renotherm noch in der öffentlichen Auslegung im Sehnder rathausund jeder könne dort seine Einwendungen vorbringen. Zudem gebe es eine öffentliche Besprechung im Höveraner Schützenhaus Mitte März 2019: „Da wird nichts durch gewunken, wie behauptet, sondern alles wird ordentlich geprüft.“ Und Reupke fügte hinzu: „Das Zementwerk und seinen Mitarbeiter sind Teil von Höver – und wir halten Ihnen die Treue.“
Renotherm ist den Angaben an diesem Abend zufolge ein Stoff aus Holzspänen oder PU-Schäumen, die für das Aufnehmen von feuchten Farbstoffen, Lacken und Harzen genutzt werden. Der Heizwert liegt dabei auf dem von Braunkohle und hat eine Flammtemperatur von rund 2000 Grad Celsius. Der Stoff ersetzt damit rund 100 000 Tonnen Kohle pro Jahr, so die Angaben bei der Versammlung. Natürlich enthält Renotherm auch Gifte, aber Holcim hat den eigenen Angaben zufolge mutagene oder krebserregenden Stoffe sowie sehr giftige Abfülle für den in Höver genutzten Brennstoff vertraglich ausgeschlossen. Das werde auch durch die Niedersächsische Gesellschaft zur Endablagerung von Sonderabfall (NGS) überwacht. Der Antransport erfolgt gemäß den Vorschriften der Gefahrgutverordnung Straße mit der Anfahrt von der B 65 aus Richtung Anderten her. Es erfolgt in Höver keine lange Bevorratung des Stoffes, sondern maximal sollen fünf Tonnen vor Ort vorgehalten werden – was rund eineinhalb Lastzügen entspricht, so Reupke.
Während der Brennstoff selbst bereits genehmigt ist, unterliegt die gebaute Anlage derzeit dem Zulassungsverfahren. Die neue Halle macht das Entladen weitgehend geruchfrei möglich, denn in ihr herrscht ein Unterdruck. Der Stoff wird dann untersucht und wandert von dort explosionsgeschützt in den Ofen. „Wir haben den Stoff seit zehn Jahren problemlos in einer Anlage in der Nutzung und es gab keine Probleme“, so Jantzen. Immerhin werden bei 2000 Grad auch alle organischen Verbindungen gecrackt.
In der anschließenden Diskussion drehten sich die Fragen dann noch um den Grundwasserschutz, den CO2-Ausstoß, die Anlieferung und den Brandschutz. Und die Information, dass untersucht werde, im Werk auch den Klärschlamm von Sehnde zu verbrennen. Danach wurden die Gäste von Holcim mit Applaus verabschiedet.
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