Kleinkunst im Großen Garten zurück: Programm 2022 steht
Zwei Jahre nach pandemiebedingten Einschränkungen macht die beliebte Veranstaltung noch größer wieder einen Neustart in Hannover-Herrenhausen .
Atemberaubende Akrobatik, famose Comedy, magische Teekessel, singende Gläser, exzentrischer Blödsinn, Poesie am seidenen Faden und Tanz für alle. Große Kleinkunst aus 19 Nationen im berühmten Barockgarten zwischen dem 7.und 31. Juli an 22 Veranstaltungstagen Obwohl das Programm bisher nicht bekannt war, war die Nachfrage nach den rund 80.000 Eintrittskarten im Frühjahr ungebrochen. Über 200.000 Kartenbestellungen sind eingegangen. Das renommierte Festival, das sich auch im 37. Jahr allergrößter Beliebtheit erfreut, gilt als eins der schönsten Kleinkunstfestivals Europas. In diesem Sommer geht es mit bewährtem Konzept, aber auch mit vielen Neuerungen in seine 35. Saison.
Festivalleiter Harald Böhlmann, und seine Co-Planerin Ghita Cleri haben dieser Tage das Programm vorgestellt. Der Erfinder des Kleinen Fests, besser bekannt als der „Mann mit dem Zylinder“, wird 62 Ensemble, beziehungsweise rund 130 Künstler, aus aller Welt aus eben diesem Zylinder zaubern. An 22 Sommerabenden erwacht dann eine Welt aus Clownerie, Magie, Artistik, Theater,
Akrobatik, Comedy, Maskenspiel, Straßentheater, Zauberei, Poesie und Musik.
Internationale Begrüßung
Bevor es um 18 Uhr losgeht, begrüßen der „Mann mit dem Zylinder“ und einige Künstler in ihren Muttersprachen auf der Festwiese das Publikum. Während die Gäste – mit oder ohne Picknickkorb – dann von einer Bühne zur anderen flanieren, begegnen ihnen irgendwo unterwegs, zwischen Rabatten, an Teichen oder auf Wiesen tierische Gestalten, freche Clowns, farbenprächtige Fabelwesen und wundersame Wesen auf Stelzen. Die bei den Besuchern beliebte Mischung aus Stars der internationalen Szene, interessanten Neuentdeckungen und Publikumslieblingen vergangener Jahre bietet für nahezu jeden Geschmack etwas – und in diesem Sommer auch interessante Neuerungen.
Die Künstler kommen unter anderem aus Argentinien, Australien, Kenia, der Ukraine und natürlich aus Deutschland. Dabei ist Andalusien aus Spanien mit allein fünf Ensembles – die meisten mit einer Deutschland-Premiere – besonders stark vertreten. Artistische und akrobatische Höchstleistungen sind ebenso vertreten wie Magisches, Poetisches, Skurriles oder Nostalgisches. Fast immer dabei: viel Humor. Zahlreiche Künstler sind Preisträger nationaler wie internationaler Wettbewerbe und Festivals. Nur einige können hier genannt werden.
Altbewährtes und spannendes Neues
Publikumslieblinge, die schon häufiger die Gäste begeistert haben, sind die tempoliebenden Jambo Brothers. Die Hochleistungsakrobaten aus Kenia kommen mit ihrer Show, die sie eigens für das Kleine Fest kreiert haben. Ebenfalls mehrmals richtig abgeräumt hat der preisgekrönte Bauchredner Tricky Niki. Bei dem charmanten Österreicher heißt es diesmal „NIKIpedia“. Matthias Brodowy, ebenfalls preisgekrönt, liefert Kabarett auf höchstem Niveau. Auch Wolfgang Moser, Vize-Weltmeister der Zauberkunst, hat schon einmal in Herrenhausen mit seiner hohen Kunst der Zauberei begeistert. Sein „Teekannen-Trick“ ist schier unglaublich.
Wer seine Lachmuskeln strapazieren will, freut sich bestimmt auf ein Wiedersehen mit Les Goulus. Die drei versnobten französischen Reiter trainieren im Garten immer noch für die Olympischen Spiele. Und wer sich traut, bei Eis-Ali ein Eis zu bestellen, erlebt bei dem flinken Türken aus den Niederlanden sein blaues Wunder. Wieder eine große Klappe hat das Kleine-Fest-Urgestein Werner Momsen. Ganz norddeutsch macht er sich diesmal Gedanken über
Verschwörungstheorien oder 5G-Masten.
Erstmals dabei und neue Produktionen
Zahlreiche Produktionen sind zum ersten Mal beim Kleinen Fest im Großen Garten. Aus Schweden kommt Johan Wellton. Der brillante Jongleur und Comedian stellt die Schwerkraft infrage. Die Tanz-Akrobatik Show des Duos Masawa verspricht eine sinnliche Show mit atemberaubender Präzision. Die Faszination, die das Zusammenspiel eines Seils und einer Harfe ausüben kann, zeigt das französische Duo Modo Grosso. Eine Axt hingegen spielt in der skurrilen Show der Compagnie One Shot eine tragende Rolle. Nervenkitzel verspricht auch die Show von Avital & Jochen: Sie bieten internationale Spitzenakrobatik am Flugtrapez. Weltklasseakrobatik bietet auch das Feuerwerk der Turnkunst mit einer Auftragsproduktion für das Kleine Fest.
Zu den altbekannten Wortkünstlern Helge Thun, Timo Wopp und Matthias Brodowy gesellen sich erstmals William Wahl mit seinen „Wahlgesängen“ und das Duo Sandra Kreisler & Roger Stein mit ihrer „Wortfront“ voller Romantik und Hintergründigkeit.
Humorig-akrobatisch sind die Straßentheater-Produktionen des Duos Lanördika aus Andalusien und der Italienerin von Jorik c’è auf dem Schlappseil. Als Tänzerin und Kontorsionistin fasziniert die Estin Anna Krazy. Mit einer poetischen Show aus rasanter Partnerakrobatik verblüfft das Duo Vol’e Temps vor seinem Baumhaus vergangener Zeiten.
Neu ist auch die „Überraschungs“-Bühne X im Lindenstück. Jeweils um 18.30, 19.30 und 20.30 Uhr heißt es hier „Showtime“ mit wechselndem Programm. Auf welche Überraschungsgäste man sich freuen darf, ist ab dem 15. Juni online zu finden.
Flaniermeile bietet viel
Auf der Flaniermeile an den Schwanenteichen sind die Werke des kleinen Vincend, letzter Verwandter des großen Van Gogh, zu bewundern, während François Blanc, geführt von Steven Luca Groenen, wortlos weiße Porträts von seinen verzückten Bewunderern malt. Nicht minder skurril ist der Gedankentisch, die mit Geschichten und Ereignissen gedeckte Tafel, die schon einmal die Gäste des Kleinen Fests zu einem besonderen Diner einlud.
Unverzichtbar und zauberhaft: Walk acts irgendwo unterwegs
Zwischen den Bühnen, irgendwo im Großen Garten begegnen sie den Besuchern immer wieder: Verträumte Fabelwesen, skurrile Gestalten, frühreife Babys, Windpferde, freche Waldameisen, ein Café auf Rädern und erstmals ein Orang Utan. Zum Verweilen laden die orientalischen Zelte des Moccamakers am Schwanenteich ein. Im Lindenstück und auf dem Weg zur Großen Fontäne locken die Köstlichkeiten von Grauwinkels Schlossküche.
Hauptdarsteller aber ist traditionell der Große Garten, der als nahezu unverändertes Zeugnis seiner Zeit zu den bedeutendsten Barockgärten Europas zählt und beim Kleinen Fest im Mittelpunkt steht. Nach Einbruch der Dunkelheit leuchten auf den Schwanenteichen kleine Feuer aus großen Lotusblüten und sorgen für magische Momente beim Chillen.
Finale mit allen Künstlern und Feuerwerk vom Feinsten
Der mehr als vierstündige Abend gipfelt traditionsgemäß im Défilée aller Künstlerinnen und Künstler und dem Feuerwerk zu Musik, das wieder in zwei Varianten zu erleben ist: Das fulminante Bodenfeuerwerk besteht aus verschiedenen, besonders leisen, aber sehr effektvollen Komponenten. An sechs Tagen steigt das spektakuläre Höhenfeuerwerk, für das es diesmal eine besonders große Nachfrage gab. Erstmals können Karten auch nur für das Feuerwerk gekauft werden. Danach verabschiedet sich der Große Garten, mit Illuminationen und Wasserspielen zu Barockmusik.
Karten auch nur fürs Feuerwerk
Für das Kleine Fest im Großen Garten werden in dieser Spielzeit Eintrittskarten in zwei Preiskategorien angeboten. Der Normalpreis für eine Karte beträgt 37 Euro, der ermäßigte Preis 17 Euro. An Tagen mit einem Höhenfeuerwerk erhöhen sich die Kartenpreise um jeweils 3 Euro. „Knirpse“ bis 111 Zentimetern haben freien Eintritt.
Neu ist das Angebot, an der Abendkasse Eintrittskarten nur für die Feuerwerke zu erwerben. Die Karten kosten für das Höhenfeuerwerk 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, für das Bodenfeuerwerk 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Das Feuerwerk beginnt um zirka 22.30 Uhr, Einlass ist um 22.10 Uhr.
In dem 32-seitigen Programmheft sind alle Künstler mit ihren Darbietungen beschrieben und im Zeitplan verzeichnet. Außerdem enthält es alles Wissenswerte rund um das Kleine Fest. Das Heft kostet 3 Euro und ist an der Kasse im Künstlerhaus oder an der Abendkasse erhältlich.
Kleines Fest im Großen Garten
Donnerstag, 07. bis Sonntag, 10. Juli 2022
Dienstag, 12. bis Sonntag, 17. Juli 2022
Dienstag, 19. bis Sonntag, 24. Juli 2022
Dienstag, 26. bis Sonntag, 31. Juli 2022
Einlass ab 17 Uhr, Beginn um 18 Uhr
Feuerwerke gibt’s am 7., 9., 16., 23., 30. und 31. Juli 2022 um jeweils 22.30 Uhr als Höhenfeuerwerk, an allen anderen Tagen ein Bodenfeuerwerk im Programm.
Joachim Otte