„Stimmen des Holocaust“: Vortrag und Zeitzeugengespräch bei der IGS Lehrte

„Stimmen des Holocaust“: Vortrag und Zeitzeugengespräch bei der IGS Lehrte
Thomas Gabelin (li.) und Jean-Louis Pawellek zu Gast bei der IGS Lehrte – Foto: Stadt Lehrte

Kurz vor den Sommerferien fand in der IGS Lehrte eine besondere Veranstaltung für den 8. Jahrgang statt: Die Präsentation des Projekts „Stimmen des Holocaust“ von Jean-Louis Pawellek und Thomas Gabelin.

Jean-Louis Pawellek, geboren am 02.05.1998 in Peine, ist gelernter Erzieher und interessiert sich seit seiner Jugendzeit für das Thema „Holocaust“. Zufällige Begebenheiten und wichtige Wegbereiter ebneten den Weg, sich immer intensiver mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zu beschäftigen.

Im Jahr 2014 traf er für ein Schulprojekt eine Zeitzeugin, die den Holocaust überlebt hat. Danach entwickelte er den Wunsch, weitere überlebende Opfer der Nazi-Schreckensherrschaft persönlich kennenzulernen und ihre Geschichte aufzuschreiben. Viele Zufälle, Wegbegleiter und Begebenheiten ließen später dieses Buch mit dem Titel: „Die letzten Stimmen des Holocaust – 12 Überlebende erinnern sich“ mit den am Ende zwölf mitwirkenden Zeitzeugen entstehen. Diese Menschen traf Pawellek auf Reisen durch das ganze deutschsprachige Europa. Die Schicksale der Frauen und Männer sind ergreifend und mahnend. Sie sollen dazu dienen, niemals zu vergessen, was unschuldigen Kindern und Erwachsenen unter anderem in den Konzentrationslagern und Ghettos angetan wurde.

Talk in Lehrte

Für die Veranstaltung stellte Louis Pawellek nicht nur sein Buch über das „Leben“ und „Überleben“ in dem Konzentrationslager Auschwitz und dem Ghetto Theresienstadt vor, sondern brachte auch Anschauungsmaterial, wie originale Häftlingsbriefe aus dem KZ Auschwitz, Postkarten oder Ghettogeld aus Theresienstadt, mit. Zudem wurden auch eine Vielzahl von mahnenden und bewegenden Filmausschnitten aller mitwirkenden Überlebenden gezeigt: Überlebende, die der Schlange in die Gaskammer entkamen, als Kind den schlimmen Experimenten von dem „SS-Arzt“ Dr. Mengele ausgesetzt waren oder viele andere menschenunwürdige Situationen erleben mussten.

Ghetto Theresienstadt

Als besonderer Ehrengast und ebenfalls Mitwirkender in dem Buch war der Holocaust-Überlebende Thomas Gabelin zu Gast, der am 21. Dezember 1944 im Ghetto Theresienstadt geboren wurde. Vater und Mutter wurden durch eine jeweils jüdische Großmutter als „Halbjuden“ angesehen. Sie wurden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Statt Vorzeigeghetto und Propagandabeschönigung durch den Film: „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“, erwarteten die Eltern und auch Thomas als Baby unmenschliche Dinge. Sie erlebten furchtbare Situationen wie das gegen Kriegsende unzählbar viele Züge ins Ghetto einfuhren, die kaum mehr lebende „Fracht“ beinhalteten, sondern Berge von Leichen.

Die Unterbringung und die Zeit im Ghetto Theresienstadt war unbeschreiblich grausam. Thomas Gabelin war als Baby in der Hohenelber Kaserne übersät von Läusebissen. Es gab kein Wasser, deshalb musste der geschmolzene Schnee zum Leben ausreichen. Insgesamt waren im Ghetto Theresienstadt rund 141.000 Menschen inhaftiert, 33.000 starben. Zudem gab es auch 15.000 inhaftierte Kinder von denen lediglich 132 Kinder überlebten und den Gaskammern in Auschwitz entkamen.

Thomas Gabelin ist eines dieser Kinder. Die Familie wurde am 8. Mai 1945 mit den weiteren zirka 1.650 Häftlingen durch die Rote Armee befreit. Insgesamt wurden 65 Familienangehörige von Thomas Gabelin in den Gaskammern, Konzentrationslagern und Ghettos der Nationalsozialisten ermordet. Heute lebt Thomas Gabelin in Krefeld.

Gespräch mit Schülern

Nach dem Vortrag und dem Zeitzeugengespräch gab es eine Diskussionsrunde, bei der die Teilnehmenden dem Buchautor sowie dem Holocaust-Überlebenden persönlich Fragen stellen konnten.

Die städtischen Mitarbeitenden der Schulsozialarbeit, die die Veranstaltung organisiert haben, bedankten sich am Schluss bei allen Beteiligten für diese wichtige und bewegende Veranstaltung.

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