Aufruf und Mahnung: Tag gegen häusliche Gewalt in Sehnde  

Ein Aufruf, sich zu wehren, und die Mahnung, nicht wegzusehen, ist der jährlich am 25. November stattfindende Tag gegen häusliche Gewalt. Eine Kette von Kleidungsstücken, beschriftet mit den Gedanken, Statements und Wünschen betroffener Frauen, Kinder und Männer vor dem Rathaus in Sehnde regt dabei zum Nachdenken und Auseinandersetzen mit der Thematik an. Eindringlich wirkt die schmucklose, nüchterne Darstellung auf den Betrachter – und hoffnungslos, wie für die Opfer.  Dabei sind die Zitate, so Jennifer Glandorf, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, tatsächliche Statements von Gewaltopfern. Das macht sie in ihrer Schlichtheit umso eindringlicher!

Installation vor dem Rathaus

Installation vor dem Rathaus gegen häusliche Gewalt – Foto: JPH

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen präsentierte der Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt des Sehnder Präventionsrates am Mittwoch, 25. November, in diesem Jahr von 10 Uhr bis 14.30 Uhr vor dem Rathaus der Stadt eine symbolische Aktion. Sie soll auf das nachwievor aktuelle Thema häusliche Gewalt aufmerksam machen. Neben der Kleiderinstallation  haben dort der Arbeitskreis und der Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse die Fahne „Frei leben“ der Organisation Terre des Femmes gehisst.

„Jeder Fall ist ein Fall zu viel“, sagt Bürgermeister Kruse und verweist auf die immens hohe Dunkelziffer bei diesem Delikt. „Die Opfer sind meistens Frauen, das zeigen die Kommentare. Und das Mitleiden der Kinder wird ebenfalls dargestellt – das wird für mich deutlich.“ Oft wird bei häuslichen Konflikten auf Kommunikation verzichtet und es kommt am Ende zur Gewalt. Die kann physisch wie psychisch sein, so der Bürgermeister. „Und wir befürchten, dass sich die Situation durch die Corona-Pandemie und den Lockdown verschlechtert.“ Dabei entsteht oft eine Spirale in die Gewalt: Streit, Eifersucht, Kontosperrung, Ausgangsverbot – und am Ende die körperliche Gewalt.

Nachbarn sind auch gefordert

Die Schlichtheit und die Statements waren beeindruckend – Foto: JPH

Sehnde beteiligt sich auch 2020 deshalb wieder an der bundesweiten Aktion und setzt gemeinsam mit vielen anderem Kommunen ein klares Zeichen gegen diese Gewalt. Das Schweigen brechen und Nachbarn, die nicht wegsehen – das sind die ersten Schritte aus der Gewaltsituation im „trauten Heim“. „Die Nachbarn sind dabei auch oft von Bedeutung, wenn sie eine entsprechende Lage vorfinden“, so Kruse. „Auch sie können sich Unterstützung holen, um in der Situation lagegerecht helfen zu können.“ „Dazu gibt es sogar ein Poster, auf dem die wichtigsten Details dazu erfasst sind“, so Glandorf.

Der erste Schritt ist wichtig

Primär allerdings soll die Aktion Betroffene ermutigen, sich Hilfe zu holen. Für die Opfer von häuslicher Gewalt steht ein funktionierendes Hilfesystem zur Verfügung. Das bundesweite Hilfetelefon ist unter der Telefonnummer 0800/011 60 16 rund um die Uhr in vielen verschiedenen Sprachen verfügbar. Die AWO-Frauenberatungsstelle ist unter der Telefonnummer 05132/82 34 34 erreichbar und bietet neben telefonischer Beratung auch eine persönliche direkt in Sehnde an (Montag bis Mittag, am Mittwoch ganztags). Die Polizei ist ständig unter 110 erreichbar. Nur trauen, dass müssen sich die Betroffenen – und das möglichst früh, denn auch ihre Kinder leiden unter solch häuslicher Situation.

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