Indische Nonne „Schwester Cisily“ aus Lehrte verabschiedet
„Was Gott will, das will auch ich.“ 16 Jahre lang verkörperte Schwester Cisily von den Little Sisters of St. Therese of Lisieux den Geist der Namenspatronin ihres Ordens in Lehrte. Jetzt wird sie getreu diesem Geiste und auf Wunsch ihres Ordens dessen Generaloberin und nach Nordindien in ihre Diözese Gorakhpur zurückkehren. Damit wird zum zweiten Mal eine in Ahlten tätige Nonne in dieses hohe Amt berufen. Am vergangenen Sonntag, 28.07.2019, verabschiedete die St. Bernward-Gemeinde die ihr ans Herz gewachsene indische Nonne mit einer festlichen Messe und einem Empfang ihr zu Ehren. „Schwester Cisily, Sie werden uns fehlen“, sagte Pfarrer Franz Kurth auf dem anschließenden Empfang und lobte: „Bescheiden und aufrichtig, im kindlichen Vertrauen wie die Heilige Therese und mit der Liebe zu Gott, so haben Sie Ihre alltäglichen Pflichten bei uns versehen. Für diesen Dienst danken wir Ihnen.“
Im nächsten Jahr werden es 25 Jahre, die die ehrwürdigen Schwestern aus Nordindien die Gemeinde in der Seelsorge unterstützen. Schwester Cisily stieß 2003 zu dem in St. Theresia Ahlten Convent, dem sie seit 2006 vorstand. Gemeinsam mit ihren zwei anderen Schwestern prägte sie insbesondere den Dienst am Nächsten in der Gemeinde. Zu ihren Aufgaben zählen die Besuche bei kranken und alten Menschen, mit denen sie und ihre beiden Mitschwestern beteten oder denen sie die Heilige Kommunion spendeten. „Ich danke Gott, wieviel ich den Menschen hier geben konnte. Häufig waren die Menschen schon froh, dass wir ihnen nur zuhörten“, blickt Schwester Cisily auf ihren Dienst in Deutschland zurück.
In ihrer Heimatdiözese wird sie vor größeren, ihr aber nicht fremden Aufgaben stehen. Schwester Cisily gehörte zu den ersten Schwestern, die 1988 zur Gründung der Little Sisters aus einem anderen Theresien-Orden abgestellt worden war. Aus dem südindischen Kerala, den Stammlanden der indischen Katholiken, ging sie in den Norden, um die Mission in der neu gegründeten Diözese zu unterstützen. Seitdem begleitete der Orden durch Krankenpflege oder eigene Schulen unter anderem Menschen am Rande der Gesellschaft, insbesondere Mädchen und Frauen, ebenso wie arme, behinderte Menschen. Diese Arbeit dürfte in kaum einem Landstrich Indiens so segensreich sein wie in der bevölkerungsreichen, in großen Teilen landwirtschaftlich geprägten Diözese Gorakhpur mit einer zudem für Indien noch unterdurchschnittlichen Alphabetisierungsquote.
Heute zählt der Orden 99 Schwestern, Novizinnen, Postulatinnen und Aspirantinnen. Eine der vom Orden unterhaltenen Schulen fördert die St. Bernward-Gemeinde über ihre Deutsch-Indische Partnerschaft Lehrte. Die Einnahmen aus deren Weihnachtsbasar gehen regelmäßig in die „Little Flower School“ in Maharajganj. In der englischsprachigen Mittelschule wurden zunächst nur Mädchen, später auch Jungen unterrichtet. Die Schwestern sind in die Sozialarbeit der Schule eingebunden. Sie organisieren Programme für ökologische Landwirtschaft, unternehmerisches Handeln oder das Nutzen von Regierungsprogrammen zur Förderung der in der Diözese stark vertretenen gesellschaftlichen und nationalen Minderheiten.
„Wenn uns Schwester Cisily heute auch verlassen muss, so bleiben doch unsere Verbindungen bestehen“, sagte Dr. Günther Schrüfer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates bei der Verabschiedung der Ordensfrau, bei der er Wehmut, aber auch ein wenig Stolz empfand. Nach ihrer Vorgängerin Schwester Lisa sei sie schließlich „die zweite ‚Lehrterin'“, die zur Generaloberin des Ordens gewählt worden sei. Zuversichtlich hoffe er daher, so Schrüfer, „dass der Orden Schwester Jossy und Schwestern Lissy bald mit einer weiteren Schwester verstärken wird.“
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