Leserbrief zum Thema „Assewasser in den Schacht Bergmannssegen/Hugo“

Einen sehr persönlichen Leserbrief erhielt die Redaktion zum Thema „Assewasser darf nach Sehnde – LBEG genehmigt Antrag.

Liebe K+S,

Jetzt hast du es schwarz auf weiß: das Landesbergamt hat genehmigt, dass die Assewässer in Sehnde eingeleitet werden dürfen. Du hast es geschafft! Herzlichen Glückwunsch! Freust Du Dich? Ja, ich bin mir sicher, Du freust dich sehr! Ich überlege gerade, wie es mir an Deiner Stelle ginge… Im ersten Moment würde ich wohl auch die Siegerfaust ballen und meinen Triumph genießen. Wenn ich dann jedoch realisiere, dass da niemand ist, der meine Freude teilt – die Einwohner der Stadt und der umliegenden Dörfer, selbst die Mitglieder des Rates wären gegen meinen Plan – dann würde das mein Glücksgefühl doch sehr trüben. Ob es Dir auch so gehen mag?

Leserbrief zur Einleitung des Asse-Wassers – Foto: JPH

Aber ich vergesse natürlich den entscheidenden Punkt: das Geld! Klar, ein Unternehmen muss Gewinne erzielen, dafür ist es ja schließlich da. Und Geld kann ein gutes Ruhekissen sein. Wie viel bekommst Du für die Einleitung? Vielleicht 1.130.000 Euro oder etwas mehr oder etwas weniger? Eine Menge Geld für jemanden wie mich. Aber sei mal ehrlich: auch für einen so großen Konzern wie Dich? Schießen dadurch die Aktien durch die Decke? Wird die Dividendenausschüttung erhöht? Nein, ich denke nicht!

Weißt du, ich bin hier geboren, habe eine Zeit lang woanders gelebt und bin dann wieder zurück gekommen, weil hier in Sehnde mein Zuhause ist. Meine Vorfahren haben schon hier gelebt, hier fühle ich mich geborgen. Mein Großvater hat für Dich unter Tage gearbeitet, mein Vater für Dich im Büro. Sie haben beide ihre Arbeit geliebt und waren stolz darauf, ein Teil von Dir zu sein. Ich bin froh, dass beide nicht mehr erleben müssen, dass ihre Enkel, Ur‐ und Ururenkel ob Deiner Pläne in eine unsichere Zukunft blicken.

Ich möchte jetzt gar nicht mit Dir darüber diskutieren, ob die Wässer aus der Asse wirklich so harmlos sind, wie man uns glauben machen möchte oder nicht. Das wird an anderer Stelle getan! Es geht einfach darum, dass die Menschen hier verunsichert sind, manche fürchten sich sogar. Warum machst Du ihnen Angst? Wahre Größe ist für mich, zwar das Recht auf etwas zu haben, im Sinne der Allgemeinheit aber darauf zu verzichten. Hast Du diese Größe? Aber ich fürchte, Du hast gar nicht verstanden, was ich Dir sagen will. Kannst Du vielleicht auch gar nicht, denn der hervorstechendste Unterschied zwischen uns ist: eine Firma hat nur einen Sitz, aber kein Zuhause!

Mit freundlichen Grüßen,

Dagmar Prager

Die Redaktion weist darauf hin, dass der Inhalt der Leserbriefe die Ansicht der Einsender wiedergibt, die mit der Meinung der Redaktion nicht unbedingt übereinstimmt. Kürzungen behält sich die Redaktion vor.

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