Medizinstrategie 2030 – nur eine Schließung in der Region: Lehrte
Das finale Votum für die KRH Medizinstrategie 2030 ist von der Regionsversammlung am Dienstag, 23.05.2023, getroffen worden. Danach hat die Versammlung den Plänen zum Umbau des kommunalen KRH zugestimmt und seine Geschäftsführung mit der Umsetzung der Medizinstrategie 2030 – also auch der „Fusion“ des Klinkums Lehrte in Großburgwedel – beauftragt. Noch der Vorgänger des Regionspräsidenten hatte dessen Umbau zu einer Spezialklinik versprochen. Kann man so mit den Bürgern umgehen?, fragt Redakteur Peter Hellerling.
Während sich der Regionspräsident Steffen Krach als KRH-Aufsichtsratsvorsitzender über den Beschluss freut und betont „damit sind die Weichen für eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung in der Region Hannover gestellt“, werden rund 13.500 Bürger des Standortes Lehrte darüber weniger erfreut sein. Denn erstens wurden ihre Unterschriften von der Regionsversammlung für den Erhalt des Krankenhauses Lehrte ignoriert und zweitens ist Lehrte das einzige Krankenhaus in der Region, das am Ende wirklich geschlossen wird – oder, wie es die Regionsversammlung nennt: Mit Großburgwedel dort fusioniert. Ein schönerer Ausdruck für die Schließung. Nun hat die „echte“ Ostregion kein Krankenhaus mehr, denn geografisch liegt Großburgwedel allerhöchstens im Nordosten und das – abgespeckte – Agnes-Karll-Krankenhaus im Südosten der Region.
Gleichzeitig lobt der KRH-Aufsichtsratsvorsitzende den Beschluss mit den Worten: „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der Medizinstrategie 2030 ein bundesweit vorbildliches Beispiel dafür geben, wie sich die medizinische Versorgung der Bevölkerung auch unter den künftigen Rahmenbedingungen sicherstellen lässt.“ Eine andere bundesweite Musterlösung Neubau gemeinsam mit Peine wurde vielleicht gar nicht untersucht?
Das neue Strategiepapier des KRH-Aufsichtsrats und das nun von der Regionsversammlung beschlossene Papier zielt eigenen Angaben zufolge darauf ab:
- für die Menschen in der Region Hannover eine moderne Gesundheitsversorgung aus kommunaler Hand anzubieten,
- für die Beschäftigten im KRH sichere Arbeitsplätze, gute Arbeitsbedingungen und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen und
- das KRH als drittgrößten kommunalen Klinikkonzern Deutschlands langfristig in öffentlicher Hand zu sichern.
Dabei standen doch nach den öffentlichen Angaben und Auftritten im Vorfeld der Entscheidung weder Stellenstreichungen noch der Verkauf des KRH an private Investoren zur Debatte. Hier wird offensichtlich ein Scheinsieg vorgegaukelt für etwas, das nie kommuniziert wurde. Im Gegenteil: man hofft doch wohl, dass die Pflegekräfte aus Lehrte – und anderswo – in die Einrichtungen in Hannover oder in das neu zu bauende Klinikum Großburgwedel wechseln werden. Doch Pflegekräfte sind überall gesucht – auch in der näheren Umgebung von Lehrte sind Einrichtungen, die händeringend ausgebildete Pflegekräfte brauchen.
Angenommen wird wohl auch, dass sich die Patienten aus dem Osten der Region nun ins Siloah (neu: Klinikum Mitte) begeben, statt nahe Einrichtungen wie das Vinzenzkrankenhaus aufzusuchen. Das aber ist für alte Patienten, Mobilitätseingeschränkte und Besucher mit dem ÖPNV leichter aus dem Osten zu erreichen als Großburgwedel oder Siloah. Und ein debattiertes regionales Gesundheitszentrum oder ein medizinisches Versorgungszentrum mit ein paar Betten in Lehrte ersetzt kein Krankenhaus, sondern ist mehr so etwas nicht definiertes wie ein Placebo für die Bürger.
Anzeige