Mit dem Motorrad ins Kloster – 1000 Kilometer Pilgertour
Lange geplant, die Route gut ausgearbeitet und die schweren Maschinen vorbereitet: So ging es am Montag von Sehnde aus auf Pilgertour. Ziel der viertägigen Reise war der historische Weg von Volkenroda nach Loccum, wie ihn einst die Mönche gegangen sind, die das Kloster in der Nähe des Steinhuder Meers gegründet haben. Das wiederum geht auf eine Stiftung des Grafen Wilbrand von Hallermund zurück und ist damit eine „Filialgründung“ aus dem Jahr 1163 des thüringischen Klosters der Zisterzienser von 1131.
Regenstrecke nach Volkenroda
Mit sechs Motorrädern und einem Roller machten sich die Sehnder Pilger unter der Führung von „Road Chief“ Dieter Brandt und „Schlusslicht“ Pastor Uwe Büttner, die zugleich die Tourguides waren, auf den Weg. Die Abfahrt erfolgte um 9 Uhr vom Gemeindehaus aus, nach einer kurzen Andacht in der Kreuzkirche. Es wurden die Motoren gestartet und die abgesprochene Kolonnenreihenfolge eingenommen. Für die Tour war der erste Tag streckenmäßig zugleich der längste. Von Sehnde aus ging es über eine anspruchsvolle Route, fast dauerhaft im Regen, durch den Harz ins Kloster Drübeck. Dort hatte die Biker-Truppe ihr erstes gemeinsames Mittagessen und einen Klosterrundgang. Und es trocknete die Fahrer wieder etwas durch. Anschließend ging es auf die nächste Etappe. Fahrerisch anstrengende Abschnitte galt es durch den Harz zu bewältigen, im Dunkel der Bäume bei gleichzeitig wieder einsetzendem Regen. So erreichte die Gruppe den „Ausgangspunkt“ der Tour, das Kloster Volkenroda. Nach einer Erkundung der beindruckenden Anlage mit dem Christuspavillon und einer kleinen Besinnung darin fuhr die Gruppe nach Mühlhausen in Thüringen zur Übernachtung. Hier kam zudem der erste Pilgerstempel in den persönlichen Pilgerpass.
In der Sonne nach Fürstenhagen
Der nächste Morgen hätte nicht besser beginnen können. Gutes Frühstück und sonniges Wetter brachte die Biker und den „Rollerer“ nach einer kurzen Andacht auf die nächste, kürzere Etappe nach Fürstenhagen. Im ersten Abschnitt besuchten die Fahrer die Quelle der Unstrut, die leider nicht mit Wasser dienen konnte. Trotzdem nutzte man die Symbolik des Ortes, sich über die „Quelle des Lebens“ Gedanken zu machen. In Heiligenstadt erfolgte die nächste Pause mit einem Besuch der St. Marien Kirche mit ihren bunten Glasfenstern – und einem Kaffee. Die Tour führte weiter über Bad Sooden-Allendorf und Wietzenhausen durchs Niestetal nach Hannoversch-Münden mit dem Weserstein. Es folgte ein Stadtrundgang und das dringend erforderliche Eis. Durch den Reinhardswald entlang der Weser und einem Besuch im Kloster Bursfelde mit Kirchenbesichtigung streckte sich die Route im Anschluss über Hemeln und Uslar zur nächsten Übernachtung in Fürstenhagen.
Am dritten Tag gab es viele Serpentinen
Nach einem umfangreichen Frühstück und der Startandacht fuhr man weiter über die Weser bei Gieselwerder nach Karlshafen. Die „Veteranenstadt“ wurde für eine kurze Stadtführung genutzt, bevor dann nach einer Kaffeepause der Weg zum Weser-Skywalk führte. Ein imposanter Ausblick bot sich den Motorradpilgern bei bestem, klarem Wetter in beide Richtungen entlang der Weser. Durch Beverungen, Fürstenberg – da kommt der Sekt tatsächlich her -, Holzminden und Polle ging der Trip weiter. Leider hatte die geplante Fähre bei Polle ihren Betrieb eingestellt, so dass es nach einem Umweg über die Serpentinen zur Ottensteiner Hochebene ging. Auch die Anschlussstrecke über die Serpentinen nach Bad Pyrmont war am Ende gesperrt, sodass die Passstraße wieder hinaufgefahren und man von dort auf anderem Weg nach Stadtoldendorf musste. Da aber die Sonne ebenfalls in beide Richtungen schien, machte das den Bikern und dem Rollernutzer eher einen größeren Spaß. In Neuhaus am Solling besuchte die Gruppe die dortige Kapelle und probierte die „Baumelbank“ aus – und komplettierte einmal mehr ihren Pilgerpass. Nach der Ankunft am Zielort, dem Kloster Amelungsborn, wartete eine Vesper mit liturgischem Abendgebet. Hatte man bis dahin immer Internet- und Handykontakt, so war es diesem Abend tatsächlich ein gewisser „Klostereindruck“, denn nichts ging mehr: einfach elektronische Stille.
Wohlbehalten nach Loccum
Der letzte Tag begann wieder mit einem liturgischen Morgengebet gemeinsam mit anderen Gästen in der beeindruckenden Klosterkirche. Danach riefen die Serpentinen der „Rühler Schweiz“, die fast bis Bodenwerder reichten. Dort war Etappenpause mit einem Spaziergang durch den Ortskern und dem – nun fast schon obligatorischen – Eis. In der Kosterkirche Kemnade, der zweiten Pausenstation, hörten die Pilger dann die Geschichte von der unmoralischen Schwester Oberin. In Hämelschenburg galt der Besuch der historischen Wassermühle und beim Stift Fischbeck folgte auf die Kirchenbesichtigung die Mittagspause. Schließlich war am späteren Nachmittag das Ziel, das Kloster Loccum, erreicht. Die gesunde Ankunft aller Fahrer feierte die Gruppe mit einer Andacht nach Taizé in der Martinuskapelle, bevor es dann in die Klosterkirche ging – und zum letzten Pilgerstempel der Tour. Nach einem kurzen Handshake ging es vom Kloster aus in die verschiedenen Richtungen nach Hause – nicht ohne einen nochmaligen Dank an die Tourguides zu richten. Sie hatten mit der „motorisierten Pilgertour“ allen viel Interessantes geboten, eine Menge Spaß bereitet und Wissenswertes vermittelt. Nach rund 1000 Kilometern im Sattel der Bikes und auf dem Roller waren alle Teilnehmer wieder gesund zuhause – und um viele Erfahrungen reicher.
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