NABU: Seltene Flechten in PC-Tastaturen entdeckt
Da staunten selbst die Experten des NABU Niedersachsen nicht schlecht: In Tastaturen mehrerer handelsüblicher PCs und Laptops wurden jetzt seltene Flechtenarten entdeckt. Davon sogar 14 Arten, die weltweit als bedroht gelten. Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen, der sich sicherheitshalber mit Lichenologen aus Peru, Ägypten und Lesotho darüber austauschte, kann bestätigen: „Ja, es ist tatsächlich so. Auch bei den Kolleginnen und Kollegen in anderen Erdteilen wurde dies nun bestätigt: Flechtenarten, die sonst nur in extrem trockenen Standorten auf unserer Erde vorkommen, finden sich in PC-Tastaturen.
Wir können sogar sagen, dass es hier noch eine weitere Besonderheit zu vermelden gibt – aus Niedersachsen! Denn im Laptop eines Rentners aus Ihlow in Ostfriesland sowie aus Hahnenklee im Oberharz, wo ein 14-jähriger Schüler den PC seines Großvaters benutzt, wurde eine Flechtenart wiederentdeckt, die das letzte Mal vor gut hundert Jahren in Ägypten im Tal der Könige gefunden worden war. Das ist eine Sensation! Tastaturen scheinen sich zu Mini-Biotopen gemausert zu haben.“
Vor allem unter Konsonanten zu finden / Zwei Arten leuchten sogar
Der Naturschützer weiter: „Interessant ist, dass die meisten Flechten in Tastaturen unter Konsonanten zu finden sind.“ Das kann damit zusammenhängen, dass diese wesentlich weniger angeschlagen werden als Vokale. „Insbesondere unter dem E und dem A finden sich bis zu 40 Prozent weniger Flechten als beispielsweise unter dem Q oder dem X“, sagt Wohlers.
Der NABU-Experte weiter: „Von mindestens vier der in Tastaturen nachgewiesenen Flechtenarten ist bekannt, dass sie bei Dunkelheit leuchten, zunächst ganz schwach, dann zunehmend stärker, wobei die Art ‚Illubrantis sempervivens‘ sogar einen Farbwechsel in Minutenabstand von zartem Grün zu blassem Rosa erkennen lässt. Wir haben alle Verantwortung für diese spannenden Kleinbiotope“, fasst Rüdiger Wohlers zusammen. Der NABU Niedersachsen rät daher, vor einer Reinigung von Tastaturen die Untere Naturschutzbehörde des jeweiligen Landkreises oder der kreisfreien Stadt zu befragen, ob dies möglich ist.
Anzeige