NABU: Weniger Wintergäste am Futterhäuschen

Über 236 000 Menschen haben am Wochenende vom 8. bis 10. Januar an der 11. „Stunde der Wintervögel“ teilgenommen – ein sattes Plus von 65 Prozent zum Vorjahr. Auch in Niedersachsen haben mit fast 23 500 Teilnehmer noch einmal gut 52 Prozent mehr mitgemacht als im landesweiten Rekordjahr 2019. Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), freuen sich mit der Verkündung des Endergebnisses am Mittwoch, 03.02.2021, über die bundesweite Rekord-Teilnahme.

Die Amseln werden wieder mehr – Foto: JPH

Nicht zugenommen haben dagegen die Vogelzahlen, die dem NABU in Niedersachsen aus 16 200 Gärten gemeldet wurden – im Gegenteil. „Die Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar – zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Nur im Januar 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten, deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben.“

Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünlinge, die 2011 noch die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen. Rekordwerte erreichten dagegen Standvogelarten wie Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube.

Die in Niedersachsen am häufigsten gemeldeten fünf Arten waren – wie schon im Vorjahr – Haussperling (mit 7,35 Vögeln pro Garten), Kohlmeise (4,38), Blaumeise (3,54), Amsel (3,35) und Feldsperling (2,65). Bundesweit führen ebenfalls Haussperling und Kohlmeise, gefolgt von Feldsperling, Blaumeise und Amsel. Die Amsel erholt sich dabei weiter langsam von ihren Tiefstwerten nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018. Besonders niedrig waren dagegen die gemeldeten Zahlen der Blaumeise, wobei unklar bleibt, ob fehlender Zuzug aus dem Norden oder die Folgen einer Bakterien-Epidemie im vergangenen Frühjahr die Hauptursache dafür ist.

Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Gartenvögel“ vom 13. bis 16. Mai statt. Noch bis zum 19. März läuft die Wahl des Vogels des Jahres. Aus zehn Kandidaten, die vorab in einer öffentlichen Online-Wahl bestimmt worden waren, kann jeder seinen Favoriten wählen.

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