Richtfest in Köthenwald bei der Klinik für die Seele
Vor einem Jahr wurde auf dem Gelände der alten Gärtnerei des Klinikums Wahrendorff mit dem Bau des neuen zentralen und gemeinsamen Klinikgebäudes begonnen – am Freitag, 6.12.2019, war nun Richtfest. Rund 260 Gäste waren in die neue Turnhalle gekommen, um dem feierlichen Anbringen der Richtkrone beizuwohnen und den Neubau zu feiern. Die Krone wurde auf den Tag genau ein Jahr nach Grundsteinlegung aufgehängt – womit der Bau voll im Zeitplan liegt.
Zum Richtfest waren der Staatssekretär des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Heiger Scholz, dazu der Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse, die Erste Stadträtin Sehndes, Bettina Conardy, und zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft gekommen. Die Gäste standen um 15 Uhr in der neuen, im Rohbau fertigen Turnhalle des neuen Klinikums und lauschten dem Richtspruch von Baustelleleiter Peter Schmidt.
Er führte unter anderem aus: „Mit Eifer und viel Bedacht wurd‘ unser Tagwerk hier vollbracht!“ Dann ging es an das Einschlagen des „letzten Nagels“ – aus Tradition im Dachbalken, womit der Rohbau fertig wurde. Gemeinsam schlugen der Bauherr, Dr. Wilkening, Staatssekretär Scholz, Architekt Jan Soltau und Dr. Rainer Brase je einen Nagel in den bereitliegenden Balken – denn das Gebäude verfügt über ein Flachdach.
Durchstrukturierte Arbeit abgeliefert
Dr. Wilkening attestierte in seiner folgenden Ansprache zum Richtfest dem Team um Architekt Jan Soltau nicht nur zeitgerechte Leistungen, sondern als bemerkenswertestes Attribut auch jeden Abend eine „aufgeräumte und durchstrukturierte Baustelle“. Er dankte dem Team von HTI für die ausgezeichnete Bauausführung und die gute planerische Leistung. In rund ein- bis eineinhalb Jahren werde man den Einzug feiern – und dann werden wieder alle da sein. Dann könne man das Haus besichtigen, das „die Strukturen zur Umsetzung unserer Idee von Psychiatrie bietet“. „Aber das Richtfest heute ist kein Selbstzweck“, so Dr. Wilkening, „man freut sich auch auf die Gäste. Ich bin dankbar, das erleben zu dürfen.“
Größter Bau der Psychiatrie in Niedersachsen
Staatssekretär Scholz überbrachte die Grüße der Ministerin und wies darauf hin, dass das Land den imposanten Bau nicht umsonst mit 48 Millionen Euro unterstütze. Das Klinikum sei damit der größte zusammenhängende Bau der Psychiatrie in Niedersachsen. Er zeigte sich beeindruckt, dass man seit 1862 in Ilten und Köthenwald durchgehend stationäre psychiatrische Behandlungen anbiete. „In diesen Bau sind diese fast 150 Jahre Erfahrung eingeflossen“, betonte Scholz. Die Krankheiten der Seele hätten seit dem tragischen Tod von Robert Enke mehr Beachtung erhalten. So habe man im Ministerium inzwischen einen Landespsychiatrieplan mit 165 Handlungspositionen entwickelt, der dazu führen solle, dass man seelische Krankheiten den körperlichen am Ende gleich setze.
Beachtliche Arbeitsleistung am Neubau
Jan Soltau vom Lübecker Architektenbüro tsj ging auf die historische Bedeutung des Richtfestes ein. „Das hatte früher eine spirituelle und rituelle Funktion“, so Soltau, „war es der Zeitpunkt, offene Rechnungen zu begleichen, teilweise in Bier, und dem Bau Glück zu verleihen. Heute hat es eher die Funktion der Danksagung übernommen.“ Auf dem Bau haben ihm zufolge täglich rund 40 Handwerker gearbeitet, die etwa 5,6 Tonnen Material pro Mann und Tag bewegt hätten. Summiert habe sich das zu rund 260 Tonnen pro Tag. „Und alle Mitarbeiter hier können stolz auf ihre Leistung sein.“
Nun folgt der Innenausbau
Der Rohbau ist damit fertig. In den kommenden Monaten beginnt nun der Innenausbau. Hocheffiziente Dämmstoffe und emissionsfreie oder –arme Materialien sorgen dafür, dass auch in den Bereichen Energieeinsparung und gesundes Raumklima höchste Ansprüche erfüllt werden. Ab Ende 2021 soll der neue fünfteilige Komplex mit neun Behandlungsstationen bezogen werden. Zur Verfügung stehen dann an zentraler Stelle 304 stationäre und teilstationäre Plätze mit 270 Betten. Dazu kommen 34 tagesklinische Plätze in modernem und ansprechendem Ambiente. Die Baukosten sind mit rund 70 Millionen Euro geplant. 48 Millionen Euro übernahm das Land Niedersachsen. Mit der Zentralisierung am neuen Standort in Köthenwald können Therapie und Freizeit mit und für die Patienten noch viel individueller geplant werden. Lange Wegezeiten entfallen, neue Rückzugsmöglichkeiten in Wohnnischen bieten deutlich mehr privaten Raum. Die sozialen Kontakte können dann an zentralen Stellen, wie dem Speisesaal, der Sporthalle, in Besucher- und Besprechungsräumen und dem Eingangsfoyer gepflegt und auch geübt werden.
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