Corona: Soldat testet im AWO Pflegeheim in Sehnde
Kein alltäglicher Anblick: Ein Bundeswehrsoldat marschiert morgens um 9 Uhr uniformiert in die AWO Residenz Sehnde. Doch inzwischen ist dieser Anblick alltäglich – zumindest für die nächsten drei Wochen. Denn so lange wird Oberstabsgefreiter Tim Jaeger in dem Pflegeheim stationiert sein, um Mitarbeiter und Besucher auf das Corona-Virus zu testen. „Hilfeleistung gegen Corona“ hat das Bundesministerium den Einsatz schlicht genannt, der 1122 Soldaten für ganz Niedersachsen umfasst.
Ganz überraschend sei die neue Aufgabe für ihn nicht gekommen, berichtet Jäger, der seit sieben Jahre bei der Bundeswehr ist: „In den Nachrichten wurde ja schon länger thematisiert, dass die Bundeswehr eingesetzt werden könnte.“ Amtshilfe nennt das die Bundeswehr. Jäger ist in Neustadt stationiert, wo er im Lager arbeitet und für die Beschaffung und Pflege von Ausrüstung und Material zuständig ist. In der AWO Residenz ist er jetzt zwei Mal pro Woche von 9 bis 16 Uhr im Einsatz. „Er unterstützt uns vor allem beim Testen der vielen Besucher, die Testungen müssen nunmehr ja alle 36 Stunden wiederholt werden“, sagt Maren Reisener, Leiterin der AWO Residenz.
Einen Tag lang wurde Jäger durch den Pflegedienstleiter Vitali Brozmann eingewiesen. Seine ersten Tests machte er unter Aufsicht – rund 80 werden es wohl jeden Tag sein. Getestet werden täglich Mitarbeiter und Besucherinnen und Besucher. Am Anfang habe er wegen der Ansteckungsgefahr ein mulmiges Gefühl gehabt, dass sich aber schnell gelegt habe. „Ich bin gut geschützt“, ist sich Jaeger sicher. Über der Uniform trägt er einen Kittel, sein Gesicht schützt er mit FFP2-Maske und einer Schutzbrille. „Seine Arbeit ist eine wirkliche Entlastung für uns“, betont Reisener. Drei Mitarbeitende der Einrichtung haben sich bisher mit dem Testen abgewechselt, hinzu kämen die täglichen Tests der Pflegefachkräfte, die sich untereinander testen.
Die Aufgabe für die Mitarbeiter, die Bewohnerinnen und Bewohner vor dem Virus zu schützen, sei groß in den Pflegeheimen, berichtet Dirk von der Osten, Geschäftsführer der AWO Jugend- und Sozialdienste, die das Pflegeheim sowie zwei weitere in Langenhagen und Gehrden trägt. Dabei sei die Personaldecke ohnehin dünn im Bereich Pflege – die zusätzlichen Aufgaben durch die Corona-Pandemie hätten zu einer Überlastung geführt. „Deshalb haben wir das Angebot des Bundes bereitwillig angenommen – wohlwissend, dass einige Mitarbeitende skeptisch sind, weil die Soldaten nicht immer medizinisch geschult sind“, sagt von der Osten und betont: „Die Leitungskräfte überwachen die qualifizierte Unterweisung in den AWO Pflegeheimen, so dass anschließend richtig und gewissenhaft getestet wird und es eine tatsächliche Entlastung gibt.“
Besucherinnen und Besucher sowie Mitarbeiter hätten den Einsatz des Soldaten in ihrem Haus zunächst interessiert zur Kenntnis genommen. „Mit seiner offenen, zuvorkommenden und freundlichen Art sowie seinem ruhigen Händchen ist er schnell in unser Test-Team integriert und bereits für seine Arbeit gelobt worden“, sagt Reisener. In dem AWO Pflegeheim werden derzeit jeden Monat etwa 1500 Tests durchgeführt. „Die Unterstützung in den nächsten drei Wochen gibt uns kleine Verschnaufpausen, damit wir uns um unsere eigentlichen Aufgaben kümmern können: der Versorgung unserer Bewohnerinnen und Bewohner“, freut sich Reisener.
Die Einrichtungsleiterin lobt auch die unbürokratische Bewilligung der Hilfe durch die Bundeswehr. „Oft muss man bei der Beantragung von Hilfeleistungen viele Formulare ausfüllen – das war hier nicht der Fall“, erinnert sich Reisener. Für Jaeger dagegen bedeutet der Einsatz Abwechslung zu seinem Alltag bei der Bundeswehr: „Es macht Spaß, das Umfeld ist gut – ich fühle mich wohl hier.“
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