Klinikum Wahrendorff impft Mitarbeiter und Bewohner mit hoher Effizienz
Das Klinikum Wahrendorff hat seit Mittwoch, 11.03.2021, für seine Mitarbeiter und Bewohner in Köthenwald im Dorfgemeinschaftshaus (DoG) ein Impfzentrum eingerichtet. Dort erfolgen mit Genehmigung des Robert-Koch-Instituts im Status eines „mobilen Impfzentrums“ die Immunisierung der Angehörigen des Klinikums aus Ilten und Köthenwald – aber auch aus anderen Standorten der Einrichtung. Mit Stand Donnerstag, 25.03.2021, haben bereits 929 Mitarbeitende und 331 Bewohner ihre erste Impfung erhalten. Mit dem laufenden Betrieb von Freitag sind bereits 1500 Personen geimpft worden. Diese Impfungen laufen reibungslos – bis auf die Unterbrechung von Donnerstag, 18. bis 20.03.2021, durch die Diskussion um den Impfstoff von AstraZeneca.
Inzidenzwert ist nicht alles
Derzeit beeinflusst das Klinikum den Inzidenzwert von Sehnde, da noch 49 Bewohner und zehn Mitarbeiter in Sehnde in Quarantäne sind. Die aber sind nach Angaben von Geschäftsführer Holger Stürmann in Köthenwald gut abschottbar, was durch die Einzelgebäude des Klinikums gut unterstützt wird. Dabei sind die absoluten Zahlen laut Stürmann weniger aussagekräftig, da müssten auch die Umstände und vieles andere bei diesem lokalen Bezug einfließen. Doch ein Ende zeichnet sich ab, wozu auch die Impfungen im DoG beitragen.
„Die Impfbereitschaft bei unserem Personal und den Bewohnern ist hoch“, sagt Geschäftsführerin Heide Grimmelmann-Heimburg. „Sie beträgt rund 80 Prozent.“ Damit liegt man über dem Wert der oft genannten „Herdenimmunität“. Dieser hohe Wert ist speziell für das Klinikum wichtig, da in der Einrichtung viele Bewohner und Bewohnerinnen leben, die körperliche oder psychische Einschränkungen haben. „Sie werden so mindestens vor schweren Krankheitsverläufen geschützt, wenn sie denn überhaupt erkranken“, sagt Stürmann. Durch die erste und zweite Welle ist das Klinikum gut durchgekommen. „Wir sind fast ohne Fälle gewesen“, erläutert Grimmelmann-Heimburg. Und das ist bei einer Einrichtung, in der Menschen so eng zusammenleben, eine ausgezeichnete Meldung.
Klinikum hat Sonderstatus bekommen
Damit das wieder so wird, hat sich die Klinikführung früh um den Status eines Impfzentrums beim Robert-Koch-Institut beworben. Den hat sie als ein „Mobiles Impfteam mit eigenem Personal“ erhalten. Dann kamen 1420 Impfdosen für Köthenwald und das Zentrum entstand im DoG mit vier Bereichen – analog dem auf dem Messegelände. Zum Impfstoff AstraZeneca sagt das Team des Klinikums einhellig: Es gab bisher keine nennenswerten Nebenwirkungen, der Stoff ist gut händelbar und auch gut zu lagern. Der Zuspruch ist so gut, dass Stürmann am Montag 800 weitere Dosen nachgefordert hat. „Das Impfzentrum hier ist eine echte Ausnahme, wovon es ganz wenige in Deutschland gibt.“. Aber nicht alles lief ruckelfrei an. „Inzwischen haben wir die dritte Version des Aufklärungsbogens durch den Impfstopp. Da ist immer wieder Überzeugungsarbeit bei unseren Bewohnern erforderlich“, so der Geschäftsführer. Nun aber läuft der Betrieb wieder, wie die Zahlen zeigen. Durch ein eigenes mobiles Team wird sogar in den speziellen Wohnbereichen mit schwer beeinträchtigten Personen geimpft.
Schneller Ablauf im DoG
Die staatlichen Stellen stellten das Material für das Zentrum bereit und liefern die Vakzine, die kühl in einem abgesetzten Bereich lagern. „Wir bringen von dort die täglich prognostizierte Dosenanzahl ins DoG und haben hier einen hohen Durchsatz“, freut sich Stürmann. „Die Dauer der Impfung von Station 1 bis in den Ruhebereich dauert pro Person etwa 30 Minuten. Positiv wirkt sich dabei aus, dass wir kein Admin-Personal benötigen.“
So kommen die vor dem Gebäude wartenden Impfinteressierten direkt zur Station 1 , wo die Anmeldung, Desinfektion, Datenerfassung – wie von der Region Hannover vorgeschrieben – und die Vergabe des zweiten Termins nach zwölf Wochen erfolgt. Ohne deutlichen Verzug geht es in die Station 2 mit der ärztlichen Beratung. Dort sind drei Arbeitsplätze mit Ärzten des Klinikums besetzt, die die Impfung mit den „Patienten“ besprechen. „Ein Arzt ist ein Allgemeinchirurg, der gerade in Rente gegangen ist. Ihn haben wir für die Arbeit hier bei uns gewinnen können“, sagt Stürmann. Je nach Gesprächsbedarf – der seit dem Impfstopp größer geworden ist – geht es dann in Station 3, zur eigentlichen Impfung, mit ebenfalls drei Boxen. „Das hält den Impffluss störungsfrei“, so der Leiter des Impfzentrums, der Leitende Arzt Dr. Christian Tettenborn. „Das Team hier ist hochmotiviert und der Umgang mit den Bewohner ist sehr unkompliziert“, lobt er die Arbeit im DoG. „Ende der Woche sind wir mit den Mitarbeitern des Klinikums durch, dann konzentrieren wir uns auf die Bewohner.“ Auf Station 4, dem Ruhebereich, sind Stühle und Liegen, um sich dort rund 15 Minuten aufzuhalten. Hier sind Mitarbeiter des Fahrdienstes MTN eingesetzt zur Betreuung der Geimpften.
Bei Unsicherheit hilft der Impfhund
Im Ruhebereich gibt es ein Notfallzimmer mit allen Rettungseinrichtungen, das an diesem Tag betreut wird von Lisa Weiterer von der Pflegedirektion. Sie lässt auch den“Mitmach-Hund“ von der Leine, der im Gegensatz zur Rettungseinrichtung schon gebraucht wurde. „Er geht mit den unsicheren Impf-Patienten durch den Parcours“, erzählt sie. „Er begleitet die Patienten dann wieder bis hierher.“ Daneben gibt es noch die „Impfkönige mit kleiner Krone“, sodass die Impfung für die Bewohner auch zum Event wird, wie es Stürmann nennt. Zum Abschluss der Impfung dürfen sich die Bewohner aus dem Ruhebereich noch eine Tüte mit Obst und Süßwaren mitnehmen – als kleinen Dank für ihr Mitmachen bei „Gemeinsam gegen das Virus“.
Mit den vielen Erfahrungen, die im Klinikum inzwischen gesammelt wurden, wäre es schade, wenn das Zentrum nach Abschluss der hausinternen Impfungen wieder geschlossen würde. Neben den Hausärzten, die eigentlich viel früher hätten einbezogen gehört, stellt das DoG nämlich eine gute Möglichkeit dar, die Anzahl der Geimpften in der Region – speziell der Ostregion – schneller zu erhöhen. Hier sollte der politische Wille sich über das Grundsatz-Prinzip manifestieren und der Weiterbetrieb ermöglicht werden – und sei es nur für Lehrer, Erzieher, Polizei, Feuerwehr- und Rettungsdienstpersonal und Risikopersonen aus dem näheren Umkreis.
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