„Die unendliche Geschichte“ des Sehnder Feuerwehrhauses – geht weiter

„Die unendliche Geschichte“ des Sehnder Feuerwehrhauses – geht weiter
Im Jahr 2019 hieß es: Feuerwehrhaus Sehnde - hier steht ein Neubau an - Foto: JPH/Archiv

Zu einer Entscheidung sollte es am Donnerstag, 06.07.2023, in der Stadtratssitzung kommen: das Raumkonzept für das neue Feuerwehrhaus in Sehnde stand zur Entscheidung an. Doch dann kam es anders. Auf der Tagesordnung standen dazu die Beschlussvorlagen 2023/0294 und 0294-1. Kurz vor der Sitzung wurde zunächst noch die Beschlussvorlage 0294-2 verteilt – und dann stellte die SPD-Fraktion den Antrag, den Tagesordnungspunkt 10 mit Unterpunkten von der Tagesordnung abzusetzen – Beschluss zum Feuerwehrhaus wieder einmal verschoben. Den Antrag unterstützte dann die Mehrheit aus SPD, Grünen und AfD.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Sepehr Amiri schrieb kurz nach der Ratssitzung auf Facebook: „Wir beraten seit 2019. Wir labern seit Jahren. Es muss ein Neubau her. Auf den Hauptversammlungen der Feuerwehr versprechen wir in Sonntagsreden immer ‚wir stehen an eurer Seite und wir wollen einen Neubau‘, wenn es nun zur Abstimmung kommen soll, vergessen die Mitglieder des Rates ihre Worte!“ und fährt fort: „Wertschätzung sieht in meinen Augen anders aus. Wer verspricht zu bauen, muss sich danach halten! Die Kameraden sind heute zurecht enttäuscht – das bin ich auch!“

Weiterer Anlauf notwendig

Damit geht es in die nächste Runde – Ende nicht absehbar. Denn, wie in der RFragestunde der Ratsmitglieder sich herausstellte, können die Neubauten und die Umzüge nicht wie geplant erfolgen. Demnach kann das Avacon-Gelände, das in einem Mischgebiet liegt, wegen der zu erwartenden Lärmemission beim Winterdienst des Baubetriebshofes (BBH) – zwei Wochen – nicht für diesen genutzt werden – womit auch die Stadtwerke nicht dorthin umziehen können. Das wiederum bedingt, dass die neue Feuerwache nicht auf dem Gelände des BBH neu gebaut werden kann, sondern selbst auf das Avacon-Gelände ausweichen muss. Denn die Lärmemission einer Feuerwache, obwohl ganzjährig zu erwarten, fällt nicht unter diese Beschränkung.

Also geht die Planung von neuem los. Dass dieses Lärm-Dilemma mit dem möglichen Winterdienst abzusehen war, traf die Stadtverwaltung nach Angaben des Bürgermeisters nach einem Gutachten für die Regionsverwaltung überraschend.

Entwicklungshistorie

Keine Spinde, nur Boxen – Foto: JPH/Archiv

Wir erinnern uns: Bereits am 27. September 2018 hatte der Rat der Stadt Sehnde das erste Raumkonzept für den Um- und Ausbau des Feuerwehrhauses in Sehnde zur Kenntnis genommen. Daraufhin sollte ein Architekturbüro wie die Infrastruktur Sehnde mit einem Vorentwurf beauftragt werden. Der Vorentwurf ging dann im November 2019 in die politischen Beratungen.

Im November 2019 nahm der Rat den Vorentwurf zur Kenntnis. Beschluss:  Die Verwaltung wird mit einem Neubau des Feuerwehrhauses am jetzigen Standort unter Berücksichtigung des vorgelegten Vorentwurfes und des zu überarbeitenden Raumkonzeptes, in Abstimmung mit Stadt- und Ortsfeuerwehr und unter Beachtung aller relevanten DIN-Normen, aus dem Jahr 2018 beauftragt.

Dann war Ruhe bis zum Oktober 2021. Hier fiel der Beschluss der Reihenumzüge und des Neu- sowie Umbaus. BBH auf das Avacon Gelände, Neubau Feuerwehrhaus am Standort BBH. So entsprach es auch dem Wunsch der Orts- und Stadtfeuerwehr. Auch die Sehnder Tafel und die Kleiderkammer sollten demnach ins Bundessortenamt umziehen – vorab. Wieder kehrte Ruhe ein, der Status Quo blieb.

Laut dem Fachausschuss Brandschutz, Ordnung und Ehrenamt vom 31. Mai 2023 sollte der Bau mit dem vorliegenden Raumprogramm nun realisiert werden. Dazu gab es dann noch eine Anhörung der Feuerwehr im geheim tagenden Verwaltungsausschuss.

Beschuss wieder vertagt

Am 06. Juli 2023 nun stand der Beschluss für das Raumprogramm endlich auf der Tagesordnung des Stadtrates. Und dann stellte die SPD dort den Antrag auf Absetzung, der mehrheitsfähig war. Das stieß sowohl bei der CDU und FDP als auch bei den anwesenden Feuerwehrspitzen im Zuhörerbereich auf Unverständnis. Gab es für die Raumgrößen keinen Konsens? So stellte sich die Situation für die Zuhörer eingangs der Sitzung dar. Bei der Abstimmung votierte übrigens auch der Bürgermeister gegen die Absetzung. Erst später erfuhren die Zuhörer von der Regionsentscheidung zum Avacon-Gelände.

Begründung der SPD

Die Mehrheit im Stadtrat setzte den Tagesordnungspunkt ab – Foto: JPH

Wie der Fraktionsvorsitzende der SPD, Max Digwa, gegenüber Sehnde-News ausführte, ging es zunächst einmal um den nun wieder vakanten Standort des Feuerwehrhauses. „Die Planungen – damit auch das Raumkonzept – müssen sich an die Grundstückvorgaben anpassen“, sagte Digwa. „Dazu muss zunächst ein Beschluss gefasst werden. Denn falls auch das Avacon-Gelände nicht passt, muss ein anderes Alternativgrundstück gefunden werden.“ Außerdem habe die Fraktion noch Fragen zur Ausweitung der Stellplatzanzahl. „Bisher waren es neun für die Orts- und zwei für die Stadtfeuerwehr“, so Digwa, „Nun sind es 19 wegen ‚Neufahrzeugen‘, wie gesagt wurde.“ Da seien allerdungs keine seitens der Stadt angekündigt. Nun wolle man natürlich wissen, wofür die zusätzlichen acht Stellplätze benötigt würden – und wer dafür möglicherweise aufkommen oder Miete zahlen müsse. Daneben gäbe es noch die Prüfung auf Synergieeffekte bei der Raumgestaltung zwischen Orts- und Stadtfeuerwehr.

Welches Gelände hätten sie den gerne?

Vor Jahren habe man außerdem die Avacon-Lösung seitens der Feuerwehr und des Rates abgelehnt. Nun habe man Fragen an die Stadtverwaltung gegeben, um folgende drei Grundfragen zunächst zu klären: Erstens, welches Grundstück soll es werden; zweitens, welche Quadratmeterzahl ist dann dort verfügbar; drittens, will die Feuerwehr überhaupt auf das Avacon-Gelände? Man sei seitens der Fraktion gerne bereit, so Digwa, auch in der Sommerpause das in einer Sondersitzung noch einmal zu beraten. „Ein Architekt kann aber nur planen, wenn er die Voraussetzungen dafür kennt. Immerhin sprechen wir von rund 5.000 Euro pro Quadratmeter, also einer Summe von rund 12,5 Millionen Euro.“

Wertschätzung erforderlich

Passt die Feuerwehr hier hin – und will sie das überhaupt? – Foto: JPH

Natürlich ist das für alle Betroffenen mit Blick auf die Historie mehr als ärgerlich, falls das Adjektiv ausreicht, – so ist man sich wenigstens einig. Musste dieser Punkt daher aber überhaupt auf die Tagesordnung?

Nun muss es im Interesse der ehrenamtlich Aktiven der Feuerwehr zu einer schnellen und endgültigen Lösung mit allen Details kommen. Sonst könnte es nämlich langsam Auswirkungen auf die Bereitschaft zu diesem für alle wichtigen Ehrenamt haben.

Anzeige
Werben Sie bei Sehnde-News