Heulende Sirenen in der Region Hannover? Fehlanzeige!
Wie elementar wichtig eine umfassende und frühzeitige Warnung der Bevölkerung ist, hat die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren verdeutlicht. Warnungen der Meteorologen kamen nicht rechtzeitig bei den betroffenen Bürgern an, weil etwa der Mobilfunk ausgefallen war iundr Sirenen nicht verfügbar waren. Selbst, wenn sie dagewesen wären, hätte niemand die Signale gekannt. Ähnlich ist es auch im Ballungsraum der Region Hannover – mit fast 1,2 Millionen Einwohnern. Hier gibt es derzeit keine funktionierende Sirenen-Infrastruktur zur Warnung der Bevölkerung, fü die die Region Hannover zuständig ist – als Katastrophenschutzbehörde neben dem Land Niedersachsen.
Keine Lösung in Sicht?
Vor diesem Hintergrund wollte Bernward Schlossarek, Vorsitzender der CDU/FDP-Gruppe in der Regionsversammlung, von der Regionsverwaltung wissen, was sich seit den schrecklichen Bildern der Ahrtal-Katastrophe im Bereich der Bevölkerungswarnung in der Region Hannover geändert hat. Aus der beantworteten Anfrage geht hervor, dass „eine Warnung der Bevölkerung über die Bestandssirenenanlagen in der Region Hannover derzeitig nicht möglich ist“. Darüber hinaus wurden seit der Ahrtalflut in keiner regionsangehörigen Kommune neue Sirenen installiert. Lediglich die Städte Langenhagen und Garbsen befänden sich derzeit in der Ausschreibungsvorbereitung. Sehnde identifiziert derzeit Plätze für neue Anlagen, möglichst auf städtischen Bauten und mit Durchsage-Möglichkeit.
Nicht mehr alle Zeit der Welt
„Angesichts der Häufung von Extremwetterereignissen wie Starkregen und Überschwemmungen ist der Ausbau der Sirenen-Infrastruktur im Sinne eines adäquaten Zivilschutzes absolut notwendig. Seit Jahren fordere ich, dass dieser besser ausgebaut wird, passiert ist bisher nahezu gar nichts. Der schleppende Ausbau des Sirenennetzes beunruhigt mich sehr“, so der Lehrter Abgeordnete Schlossarek. Auch für den Bevölkerungsschutz in militärsicher Bedrohungslage ist bisher keine Lösung absehbar.
Keine Warnstruktur gewünscht?
Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Bevölkerung besser vor Gefahren zu warnen, ist seit einigen Jahren auf Bundes- und Landesebene gewachsen, sodass mehrere Sirenen-Förderprogrammen aufgelegt worden sind. Auf Nachfrage teilte die Regionsverwaltung nun mit, wie viele Anträge auf Förderung durch Bund und Land bisher seitens der Regionskommunen gestellt wurden. So haben elf regionsangehörige Kommunen einen Antrag auf Förderung der Sirenen-Infrastruktur aus Bundesmitteln gestellt – tatsächlich wurde nur eins teilweise bewilligt. Aus dem 88 Millionen Euro schweren Fördertopf des Bundes flossen somit lediglich 2.000 Euro in die Region genauer nach Isernhagen. Das Land Niedersachsen bewilligte drei Anträge auf Förderung der Sirenen-Infrastruktur teilweise, so dass aus dem 10 Millionen Euro umfassenden Landesfördertopf insgesamt rund 190.000 Euro an Garbsen, Pattensen und Springe ausgeschüttet werden.
Sirenen allein helfen nicht
„Hochwasserkatastrophen – wie im Ahrtal – haben gezeigt, wie lebenswichtig Sirenen sein können. Ich hoffe, dass sich diese Erkenntnis bei den Verantwortlichen stärker durchsetzt, damit wir im Katastrophenfall rechtzeitig gewarnt werden können. Schließlich geht es hier um den Schutz von Leben und Gesundheit. Deshalb habe ich kein Verständnis dafür, dass sich in dieser Angelegenheit so wenig bewegt“, so Schlossarek. Aber nur die materielle Infrastruktur allein bringt es nicht, sie bereitet nur die Plattform vor. Es muss auch ein Informationsprogramm für die Bevölkerung dazu aufgelegt werden – das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe muss deshalb von Anfang an mit Schulungen eingebunden werden.
Der nächste Sirenentest dürfte demzufolge in der Region auch wieder keine neuen Erkenntnisse bringen.
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