Kita im Spagat zwischen Fachkräftemangel, Kindeswohl und Betreuungssicherheit

Kita im Spagat zwischen Fachkräftemangel, Kindeswohl und Betreuungssicherheit
Im Kuhstall in Ilten wurde über die Personalprobleme in der Kita diskutiert - Foto: Grüne

Zu einem spannenden Austausch über die brennenden Fragen im Bereich der frühkindlichen Bildung trafen sich auf Einladung des Ortsvereins von Bündnis 90/Die Grünen in Sehnde interessierte Menschen mit den Landtagsabgeordneten Evrim Camuz (MdL und Sprecherin für Rechtspolitik und Verfassungsfragen, Verfassungsschutz und Informationsfreiheit aus Hannover) und Pascal Mennen (MdL und fachpolitischer Sprecher und Vorsitzender des Kultusausschuss).

Das Thema „Fachkräftemangel“ stand dabei wie so oft im Mittelpunkt. „Es muss darum gehen, dem Kinderschutz und dem Bildungsanspruch Rechnung zu tragen und gleichzeitig verlässliche Betreuungszeiten für die Eltern vorzuhalten“, machten Camuz und Mennen zu Beginn deutlich. Hierzu hat die Landesregierung mit einer Änderung des NKitaG bereits erste Weichen gestellt, um mit dem neuen Kita-Jahr die Einrichtungen zu entlasten und Eltern und Kindern mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit zu geben. 

Neuer Plan

Im Einzelnen ist vorgesehen, pädagogische Assistenten mit langjähriger Arbeitserfahrung die Möglichkeit zu geben, befristet auch als Gruppenleitungen zu arbeiten, wenn sie sich parallel in eine Weiterbildungsmaßnahme begeben.  Außerdem soll durch eine befristete Flexibilisierung der Personalvorgaben während der Randzeitenbetreuung und mit einer Ausweitung der Vertretungstage je Kalendermonat Gruppenschließungen vorgebeugt werden. Stehen auf dem Arbeitsmarkt für den Einsatz einer dritten Kraft in Krippengruppen nicht genügend Personen zur Verfügung, kann auch hier befristet von der verpflichtenden dritten Kraft abgesehen werden, ohne dass die Gruppe geschlossen werden muss.

Personalgewinnung

Um attraktive Bedingungen für die Gewinnung von zusätzlichen Fachkräften zu ermöglichen, besteht seit dem 1.8.2023 die Möglichkeit der vergüteten Ausbildung in Teilzeit. Zudem können Kräfte, die noch keine ausgebildeten Erzieherinnen oder Sozialassistenten sind, zunächst befristet auf zwei Jahre in einer KiTa arbeiten und sich berufsbegleitend weiterqualifizieren lassen. Ebenso können sich bereits berufserfahrene Sozialassistenten weiterqualifizieren lassen. Zudem muss die Anerkennung ausländischer Abschlüsse einfacher und zügiger erfolgen.

Ziel der Partei

„Wir bewegen uns im Bereich der frühkindlichen Bildung in einem Spannungsfeld aus verschiedensten Bedürfnissen – da sind auf der einen Seite erschöpfte Erzieherinnen und Leitungskräfte, die jeden Tag ihr Bestes geben, um gute Betreuung möglich zu machen und auf der anderen Seite Eltern und Kinder, die sich Sicherheit und Verlässlichkeit in der Betreuung wünschen. Mit unseren Änderungen stellen wir erste richtige und wichtige Weichen, wir wissen aber auch, dass wir mehr brauchen, um unser Kita-System langfristig gut aufzustellen. Daher werden wir 2026 mit einer Novelle des NKitaG noch einmal deutlich stärker nachsteuern. Bis dahin, freue ich mich über Austauschmöglichkeiten wie hier und heute, denn für uns Abgeordnete gibt es nichts Wichtigeres als zuzuhören und zu lernen von denjenigen, für die wir Politik machen“, meint Mennen.

Camuz, die die Betreuung für den Wahlkreis Sehnde übernommen hat, ergänzt: „Als Grüne hätten wir uns sicherlich gewünscht, dass die Kinderbetreuungslandschaft in Niedersachsen besser aufgestellt ist, als wir erstmals in der Geschichte die Verantwortung für das Kultusministerium übernahmen. Die beschlossenen Änderungen des NKiTaG sind ein erster Schritt, einzelne Standards an die Realität anzupassen. Wir geben den Kindergärten befristete Regeln in die Hand um den akuten Fachkräftemangel zu bewältigen. Aber nach der Reform ist vor der Reform. Langfristig werden wir alles dafür tun, ausreichend ausgebildete Fachkräfte in den Kindergärten zu haben, denn eine gute Betreuung ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Schulbeginn und ein selbstbestimmtes Leben.“ – ohne dieses Ziel jedoch weiter zu spezifizieren und konkrete Schritte zur Personalgewinnung zu nennen.

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