Müllingen wünscht „Entschleunigung“: Tempo 30 gefordert
Der Ortsbürgermeister Karl-Heinz Grun und sein Stellvertreter Jan Christoph Liehe sind am Freitagmorgen ins Sehnder Rathaus gekommen, um dort dem Bürgermeister der Stadt, Carl Jürgen Lehrke, eine Petition der Bürger von Müllingen und auch einigen aus Wirringen zu übergeben. Gefordert wird darin, die etwa 550 Meter lange Ortsdurchfahrt auf der Müllinger Straße wieder mit einer Tempo 30 Beschränkung zu versehen. 270 der 426 Einwohner haben den Aufruf unterschrieben, dabei auch 20 aus Wirringen, so Grun. Nachdem man mehrmals schon bei der Stadtverwaltung diesbezüglich vorstellig geworden war, haben sich die Bürger aus dem Ortsteil nun zu diesem Schritt einschlossen.
Bevor die Müllinger Straße im Jahr 2012 saniert wurde, gab es auf Grund des Straßenzustandes dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde. Die wurde nach der Sanierung nicht wieder eingeführt, weil sonst keine Landeszuschuss geflossen wäre. Seit der Grundsanierung befahren nach den Zählungen des Ortsrates 2014 in sieben Tagen rund 70 000 Fahrzeuge die Straße in beiden Richtungen. Das gibt in Verbindung mit der Enge der Trasse nachts eine nicht unerhebliche Lärmbelästigung – und damit eine latente Gesundheitsgefährdung, so die Petenten. Zudem, so Grun, sei die Ortsdurchfahrt speziell an der Kurve bei der örtlichen Gastwirtschaft sehr unübersichtlich und eng. Die Fahrzeuge, auch Lastzüge, wie am Nachmittag dort ein Ortstermin zeigte, sind zu schnell für die enge Stelle und können den Gegenverkehr nicht einsehen. Der Fahrer des Zuges am Nachmittag fuhr anscheinend auf gut Glück mit Tempo um die Kurve. „Manchmal fahren die Autos auch auf den Bürgersteig, weil sie sich verschätzt haben, wenn sich zwei Laster oder Busse begegnen, das zeigen die Bordsteinbeschädigungen und der Gummiabrieb“, so Grun – und Liehe, selbst Landwirt im Ort, ergänzt: „Es gab auch mit unseren landwirtschaftlichen Geräten dort schon heikle Situationen. An der Ausfahrt vom Hof geht es dabei schon los.“ Im Ort ist entlang der Müllinger Straße rechts vor links, doch darauf achten bewusst wohl nur Ortskundige, die wissen, wo die kleinen Gassen von rechts einmünden.
Vier Unfälle hat der Ortsrat wegen zu hoher Geschwindigkeit schon registriert, wovon allerdings nur einer polizeilich zu Buche schlägt. „Man regelt die Bagatellsachen direkt vor Ort“, so Grun. Das alles wollen die Bürger von Müllingen nicht mehr und haben nun mit der Petition den nächsten Schritt getan. „Wenn hier 30 gefahren werden darf, halten sich die Laster wenigstens an die 50“, so Grun realistisch. „Aber sie fahren dann nicht schneller.“
Der Sehnder Bürgermeister übernahm die Unterschriftslisten und die Begründung dazu. „Ich bedanke mich für die Übergabe“, sagte er und meinte zum weiteren Ablauf, dass man nun mit der Region und der Polizei sprechen werde und man eventuell dort bei der nächsten Verkehrsschau der Region die Lage in Augenschein nehmen und auch die Straßenführung bewerten werde. „Gradmesser für eine solche Anordnung ist allerdings die Unfallhäufigkeit“, so der Bürgermeister, „und da schlägt im Moment wohl nur der eine registrierte zu Buche.“ Nun wird die Stadtverwaltung die Eingabe prüfen, bearbeiten und mit der Polizei und Region abstimmen. „Über die Zeitdauer können wir derzeit noch keine auch nur geschätzten Angaben machen“, so Lehrke, „Außerdem hatten wir Höver, Bilm und Müllingen als Teststrecke für die 30er Orte gemeldet, aber sind sogar mit Höver gescheitert.“ Optimismus hört sich anders an.
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