Nach fünf Jahren: Rat stoppt geplantes Familienzentrum für Sehnde
In der Ratssitzung des Sehnder Stadtrates am Donnerstag, 12.05.2022, ist das seit 2017 geplante Familienzentrum gestoppt worden. Auf Antrag des Bürgermeisters Olaf Kruse wird er am Freitag, 13.05.2022, die Infrastruktur Sehnde GmbH als Bauausführende über die Einstellung der laufenden Planungen informieren.
Mit einer kleinen Bombe endete die Stadtratssitzung im Ratssaal am Donnerstagabend. Als neuer Tagesordnungspunkt war zuvor vom Bürgermeister eine Information zum Familienzentrum Sehnde auf die Tagesordnung gesetzt worden. Das Zentrum war am 09.02.2017 von der Gruppe SPD/Grüne angestoßen worden. Die Planung sah einen Neubau auf dem Kirchengelände in der Nähe des Gemeindehauses vor. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Sehnde sollte den Planungen zufolge den Betrieb sicherstellen und die geplante Kita- und Krippeneinrichtung betreiben. Der Neubau würde von der Infrastruktur Sehnde erstellt und dann von der Stadt für 25 Jahre gemietet werden. Während man sich, so der Bürgermeister, mit der Kirchengemeinde in Sehnde einig war, zogen sich die Verhandlungen unter anderem über den erforderlichen Erbbaurechtsvertrag mit dem Landeskirchenamt und anderen Beteiligten immer länger hin. Bis heute, 09.05.2022.
Fünf Jahre Planungs- und Verhandlungszeit
Das führte durch die sich über die fünf Jahre ändernden Rahmenbedingungen zu der heute vorliegenden Situation: Die Erstellungskosten des geplanten Zentrums durch die Infrastruktur Sehnde sollte über Mietkosten abgetragen werden. Die Bausumme betrug einmal 4,1 Millionen Euro, die mit einer Miete von 16.500 Euro pro Monat abgezahlt werden sollte. Nun aber sind – durch die lange Verhandlungszeit – die Zinsen von 1 auf 3 Prozent gestiegen, unberücksichtigt dabei die Baumaterialkostensteigerung. Damit liegt die Bausumme heute bereits bei über 5 Millionen Euro, wie die Infrastruktur Sehnde am 24. Februar errechnet hat – und ein Ende der Verhandlungen ist noch nicht absehbar, so der Bürgermeister. Die Monatsmiete würde gegenwärtig 24.900 Euro betragen, was den Haushalt der Stadt über 25 Jahre mit einer Zusatzsumme von 101.000 Euro im Jahr sehr belasten würde.
Mehrheit für Planungsstopp
„Deshalb“, so Bürgermeister Kruse vor dem Stadtrat, „schlage ich Ihnen vor, dass ich morgen die Infrastruktur Sehnde informiere, dass wir das Projekt Familienzentrum derzeit nicht weiter verfolgen werden. Die bisher angefallenen Kosten werden wir an anderer Stelle auflisten.“ Nach einer kurzen, sachlichen Diskussion, in der alle Fraktionen den notwendigen Schritt bedauerten, und der Forderung, die Baunuterlagen zu sichern, ergab die Abstimmung bei zwei Enthaltungen eine deutliche Mehrheit für den Antrag des Bürgermeisters.
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