Ortstermin in Müllingen: SPD begutachtet Verkehrssituation
Neue Straßendecke, Tempo 30-Schilder sind weg. Doch damit sind die Bürger des Sehnder Ortsteils Müllingen mehrheitlich nicht einverstanden, ist doch besonders in einer Kurve dank einer Engstelle die Verkehrssituation häufig sehr gefährlich. Da nämlich fahren viele Fahrer zu schnell um die Kurve – und fast blind aus der in der Kurve liegenden Einfahrt – Lastwagen, Busse und Treckergespanne weichen schon mal über den Bürgersteig aus – und alles bei Tempo 50 – oder eher 70? Ein Bürgersteig – und damit eine Ausweichmöglichkeit – ist nämlich nur auf einer Straßenseite, die andere besteht aus einer Mauer.
Das wollen die Müllinger aber trotz der schönen neuen Asphaltdecke nicht akzeptieren und berufen sich auf die erkennbare Gefährdung von Autofahren und Fußgängern. Doch die Stadt Sehnde hat den ersten Antrag nach Unterschriftenaktion mit rund 300 Zeichnern der Petition – bei 447 Einwohner des Ortes – laut Ortsrat abgelehnt. Dabei ist die Straße als Kreisstraße ausgeworfen, und so könnte die Stadt im Auftrag der Region die Geschwindigkeit sicher auf 30 Kilometer pro Stunde mindestens an der Engstelle reduzieren. Will sie aber wohl nicht – oder darf sie nicht? „Es entsteht der Eindruck an vielen Stellen, dass die Auslegung der Regeln sehr konservativ erfolgte“, so der Ortsbürgermeister. „Für uns ist aber das Gefährdungspotential von Personen vorrangig.“ Zudem ist die Strecke Umfahrungsweg bei Stau auf der A 7 und B 443.
Die Müllinger, an der Spitze ihr Ortsbürgermeister von Müllingen-Wirringen Karl-Heinz Grun, können das nicht verstehen und hatten sich deshalb mit der SPD-Stadtratsfraktion auf einen Ortstermin verständigt. Mit Olaf Kruse, dem Fraktionsvorsitzenden, war dann auch die Besichtigung durch Ratsmitglieder eigentlich eindeutig: es müsste reduziert werden. Denn an der Engstelle zeigten sich die Probleme ganz deutlich. Klar wurde dabei auch gleich: Wenn dann mehr Autos als in die Parkbuchten vor oder hinter der Engstelle passen, auf der Straße stehen – trotz Halteverbots –, wird’s vor und dahinter noch gefährlicher. Zudem können Besucher des örtlichen Gasthofes und Restaurants beim Verlassen des Parkplatzes nur darauf vertrauen, dass kurzzeitig kein Fahrzeug aus der Kurve kommt – also Blindflug mit Ansage.
Dies sahen die Besucher des Stadtrates dann auch so und äußerten einiges Unverständnis über die Haltung der Verwaltung zu dem Problem. Man kann die Regeln auch für die Bürger auslegen und nicht nur für den Straßenverkehr, so die fast einhellige Meinung. Eine kurze 30er-Strecke auf einer 500 Meter langen Straße kann den Verkehrsfluss sicher nicht so stark hemmen, dass er in Müllingen plötzlich zusammenbricht. „Dann fahren die wenigstens 50, wenn hier 30 steht“, so ein Teilnehmer der Ortsbesichtigung. Denn man hat den subjektiven Eindruck, dass dort derzeit oft mit 60 und 70 Kilometer pro Stunde gefahren wird. Viele Anwesende aus Müllingen berichteten auch von Blechschäden, die ohne Polizei geregelt wurden, und von Beinahe-Zusammenstößen. So aber sieht die Polizei keinen Unfallschwerpunkt in der Ortsmitte – Pech gehabt ohne Anzeigen, muss man folgern.
Nun soll es mit einer erneuten Anfrage zu dem Thema im Stadtrat weitergehen, damit die deutliche Mehrheit der Müllinger, darunter viele Landwirte, die selbst mit Gespannen dort entlangfahren, ernst genommen wird und ihr Anliegen endlich umgesetzt werden kann. Im Interesse ihrer Sicherheit und der der Kinder, die dort zum Schulbus entlang gehen.
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