Sehnder Bürgermeisterkandidat der SPD stellt sich vor – und geht dabei neue Wege

Der Sehnder SPD- Kandidat für den Posten des Bürgermeisters, Olaf Kruse, hatte die Bürger und Bürgerinnen am vergangenen Wochenende zu einem Vorstellungstermin auf den Gutshof nach Rethmar eingeladen. Dort wollte sich Kruse den Sehndern vorstellen und mit ihnen ins Gespräch kommen. 50 Gäste waren der Einladung gefolgt und sie erwartete dort nicht das übliche Vorstellen von Person und Zielen, hohen Referenten und Wahlkampfparolen, sondern ein lockeres, informatives Gespräch von rund eineinhalb Stunden Dauer. Und dabei standen eigentlich sogar die Bürger im Mittelpunkt, die sich von dieser Art der Vorstellung  sehr angetan zeigten.

Nur eine kurze persönliche Vorstellung durch Dr. Silke Lesemann und Olaf Kruse, dann ging es schon an die Fragen – Foto: JPH

Dr. Silke Lesemann, Stadtverbandsvorsitzende der SPD, begrüßte die Gäste, darunter die Ortsbürgermeister Matthias Jänsch, Karl-Heinz Grun und Christoph Schemschat sowie den Fraktionsvorsitzende von B90/Grüne, Günter Pöser – dessen Partei unterstützt die Kandidatur von Kruse in Sehnde.

Olaf Kruse hat zwei erwachsene Kinder, ist aufgewachsen in Bolzum, 1996 nach Wehmingen umgezogen und arbeitet von Anfang an bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in Hannover. Bei der SVLFG diplomierte er 1984 zum Verwaltungswirt und betreute unter anderem zwei Großprojekte mit verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik bis zur technischen Einsatzreife. Bis heute ist er bei der SVLFG im Betriebsbereich aktiv. Daneben ist er seit der vergangenen Kommunalwahl der Ortsbürgermeister des Ortes Wehmingen und Fraktionsvorsitzender der SPD und Sprecher der Gruppe SPD-B90/Grüne im Stadtrat. So es seine Zeit noch zulässt, ist er in der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes engagiert. „Meine Familie“, so betätigte er den Anwesenden, „trägt diese Kandidatur mit.“

Danach traten die eingeteilten zwei Bierdeckelbeauftragten auf den Plan, denn der Kandidat hatte die Besucher aufgefordert, statt einer Wahlrede von ihm lieber auf Bierdeckeln ihre Fragen an ihn über seine Kandidatur, seine Pläne und Ansichten, und angestrebte Lösungsmöglichkeiten zu erfragen. Dabei kamen zahlreiche, die Bürger aus den verschiedenen Ortsteilen interessierende Fragen zur Sprache.

Erstes Thema waren auch hier die Straßenausbaubeiträge. Welche Lösung strebt denn Kruse für Sehnde an? Wie soll sich die Zahlung entwickeln – vor allem mit Blick auf die umliegenden Kommunen? Leider, so Kruse, wird die vom Land erhoffte grundsätzliche Abschaffung nicht kommen, da sonst das Land zahlungspflichtig werden würde. „Auch ich habe keine Patentlösung, deshalb ist das Thema Bestandteil des Sehnder Dialogs“, so Kruse. „Mein Ziel ist: weg damit!“ Doch eine Kompensation aus irgendeiner Ecke wird dabei nicht zu umgehen sein – daher der Dialog als Einstieg.

Dialog, das war dann auch das entscheidende Wort, dass sich durch den ganzen Abend zog. Das Gespräch mit den Bürgern ist Kruse wichtig, auch wenn sich manchmal unpopuläre Entscheidungen nicht dadurch wegdiskutieren lassen.

50 Fragen in nur 1:20 Stunden beantwortete der Kandidat – Foto: JPH

Auch die „Bildungslandschaft Sehnde“ kam zur Sprache. Die beginnt in der Kita und zieht sich über die Ganztagsschule und die in Höver entwickelte nachschulische Betreuung bis hin zur gymnasialen Oberstufe der KGS. Besonders interessant sei laut Kruse nun das Modell ebendieser nachschulischen Betreuung, die endlich das erfüllen könnte, was Eltern von der Ganztagsschule erwartet hatten: Die Kinder kommen nachhause und sind fertig mit allen Arbeiten. Hier aber müsse man die Erkenntnisse abwarten und auswerten. Zur Betreuung selbst müsse man über Personal und die Entlohnung reden. Der Markt ist leer, die Bezahlung nicht adäquat. „Dort müssen Maßnahmen entwickelt werden, die uns in die Lage versetzen, das erforderliche Angebot zu machen, das die Eltern verlangen“, so Kruse, der auch auf die Nähe der besser zahlenden Großstadt verwies.

Der Kauf des Bundessortenamtes war dann eine spezielle Frage aus Rethmar. Dazu gibt es eine aktuelle Beschlussvorlage des Rates. Hier sind schon Institutionen untergebracht, die erhalten bleiben sollen – darunter die Flüchtlingshilfe, aber auch die Flüchtlinge aus Höver – und es könnten die Tafel, die AWO-Kleiderkammer und eine Kita hinzukommen. „Das werden wir diskutieren und erarbeiten“, versprach der Kandidat. Dann kamen noch Themen wie Städtepartnerschaften, Klimawandel und Blühstreifen, Bienensterben dazu, bei denen Kruse nur bestätigen konnte, dass man Lösungen erarbeite und erarbeiten müsse – immerhin: „es ist 5 vor 12“, schloss er.

An den diplomierten Verwaltungsfachwirt kam natürlich auch die Frage: „Was strebt Olaf Kruse mit dem Rathaus und dem Team dort an? Welche Personaldecke und -struktur ist erforderlich?“ Seiner Mentalität zufolge steht für Kruse natürlich Teamwork im Vordergrund und ist bereits jetzt eines seiner Anliegen in der aktuellen Tätigkeit. „Die personelle Besetzung muss sich an den Aufgaben orientieren. Aber wir haben da eine hohe Fluktuation, geschuldet auch der Nähe der großen Stadt“, so Kruse, der akuten Handlungsbedarf bei den Kitas sieht.

Wohngebiete und Nahversorgung, zumal in Rethmar und dem Osten, waren aus Sehndes Ortsteilen in die Diskussion eingebracht worden. Speziell für ein Einkaufsgebiet im Osten Sehndes stellt sich die Frage nach den planungsrechtlichen Möglichkeiten, „doch das wäre nicht eines meiner vorrangigen politischen Ziele“, gab Kruse zu, denn da wäre vieles, darunter der RROP 2015, zu beachten, der enge Grenzen setzt. Doch bei der Mittelstraße darf und kann man aktiv sein. Zwar darf die Stadt selbst nicht als Unternehmer tätig werden, aber man kann die Umstände verändern. „Die 10 000 Euro jährlich reichen nicht. Man muss hier auch im Gespräch und mit Maßnahmen die Idee einer Flaniermeile als Herz Sehndes entwickeln“, zeigte er sich visionär. Für eine gemeinsame Lebensart von Senioren, Jugend und Nachwuchs sind viele Entwicklungsschritte schon geschehen, so durch das DRK und die AWO. „Dabei sollte es nicht bleiben, da ist noch viel Luft nach oben“, sieht Kruse. Dazu gehört seiner Ansicht nach auch der Sport, der durch die Kommune gefördert wird. Doch kann die Kommune diesen Standard langfristig halten? „Vielleicht kann man das Zentrum am Trendelkamp weiterentwickeln“ überlegte er laut. „Aber das darf nicht zu Lasten der Ortsteile gehen. Deshalb auch die Sanierung in Dolgen, der Anbau in Rethmar. Und das schließt das Ehrenamt mit ein, das gefördert werden soll.“

50 Besucher waren in den Gutshof gekommen, um in den Dialog zu treten – Foto: JPH

Auch andere Bauvorhaben wurden diskutiert. An erster Stelle natürlich die Bauvorhaben der Feuerwehr in Sehnde und die Frage: Soll es als Neubau ausgeführt werden am selben Ort oder an einem Standort in der Nähe? Dabei ist, seinem Teamgedanken folgend, die Feuerwehr in allen Belangen einzubeziehen. Weitere Baugebiete wollen zudem alle Ortsteile haben, doch Großmaßnahmen sind nur in Ilten, Rethmar und Sehnde von der Region vorgesehen. „Damit müssen wir umgehen, aber es darf nicht zementiert sein“, versprach er. Der damit einhergehende ÖPNV wird jedoch ausschließlich von außen gesteuert, doch die S-Bahn sollte mehr als einmal stündlich in den Spitzenzeiten fahren.

Ein weiterer Träger des Verkehrs ist die B 65, wo wieder einmal nach den Blitzern gefragt wurde. Die aber sind nur nach gesetzlichen Vorgaben zulässig, und daran kann die Stadt selbst nichts ändern. Das gilt ebenso für den inzwischen erfolgten Straßenausbau in Müllingen und Rethmar, aber auch in Höver. „Wir werden eine mobile Messanlage beschaffen, aber auch für die stationäre Einrichtung wünsche ich mir eine Lösung wie in NRW, wo die Kommunen bei festgestellten zu hohen Geschwindigkeiten selbst aktiv werden können“, so Kruse.

Das Leitbild „Familienstadt“ ist verknüpft mit Qualität oder Quantität?, so eine provokante Bierdeckelfrage. „Was wir im Auge haben, ist ein Familienzentrum, das die Menschen unterstützt bei Problemen. Mit den Kita- und Hortplätzen sind wir noch nicht allzu gut aufgestellt. Neue Baugebiete werden auf bestehende Einrichtungen verwiesen, ein gleiches gilt für Schulen. Da werden wir aktiv werden müssen, damit die mitwachsen mit der Bevölkerung. Da könnte ich jetzt mit dem Finger auf eine bestimmte Etage im Rathaus zeigen, tue das aber nicht“, schloss er den Abend, der sicher viel Klarheit für die Besucher gebracht hat.

„Teamwork“ und „Dialog“ stehen bei Kruse im Vordergrund – Foto: JPH

„50 Fragen in einer Stunde und zwanzig Minuten abgearbeitet – Olaf Kruse hat gezeigt, dass er das Amt des Bürgermeisters bewältigen kann und der richtige Kandidat dafür ist. Wir werden Dich auf jeden Fall dabei unterstützen“, versprach Silke Lesemann im Namen des SPD-Stadtverbades.

Dass auch das gewählte Vorstellungskonzept angekommen ist und informativ war, bestätigte unter anderem Daniel Hommann: „“Kruse hat die richtigen Themen angesprochen, Ideen gezeigt und einen guten Eindruck gemacht. Mich hat er überzeugt, weil er nichts versprochen hat, was er nicht halten kann“. Auch der Kandidat war am Schluss zufrieden: „Das Format gefällt mir – und fordert mich auch. Ich höre so direkt den Bedarf der Bürger – das ist sehr gut und soll so bleiben.“

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