Sozialministerin Carola Reimann zu Gast in der AWO Residenz

Vor einigen Tagen war die niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann auf Einladung der AWO und der SPD Sehnde zu Gast in der Einrichtung „AWO Residenz“ an der Achardstraße in Sehnde. Sie informierte sich dort über die Pflege, deren Probleme und Bedürfnisse. Mit dabei waren die Sehnder Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann und der SPD-Bürgermeisterkandidat Olaf Kruse.r

Dr. Silke Lesemann, Maren Reisener, Olaf Kruse, Carola Reimann, Dirk von der Osten und Bettina Gottscholl (v.re.) trafen sich in der AWO Residenz – Foto: JPH

„Der Fachkräftemangel bereitet uns große Sorgen“, trug Dirk von der Osten, stellvertretender Geschäftsführer der AWO Region Hannover und Geschäftsführer der AWO Jugend- und Sozialdienste vor. Carola Reimann, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (SPD), sitzt ihm gegenüber und nickt verständnisvoll. Die Ministerin war auf Einladung der Sehnder SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann zu Gast in der AWO Residenz in Sehnde, einer von drei Pflegeeinrichtungen der AWO. Von der Osten skizzierte das Problem: Fachkräfte seien schwer zu bekommen und bei Fachkräften aus dem Ausland gebe es regelmäßig große Schwierigkeiten bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse.

Die AWO könne dafür mittlerweile zahlreiche Beispiele nennen. So würden zwei weißrussische Frauen, die beide in ihrem Heimatland Krankenschwester gelernt haben, gern als Pflegerinnen bei der AWO arbeiten, aber die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse lasse auf sich warten. „Wir haben den Antrag bereits im Dezember gestellt und immer noch keine Antwort bekommen“, kritisierte von der Osten. Die Ministerin versprach, dem nachzugehen. Ein weiteres Beispiel: Zwei serbische Bewerberinnen würden gern als Pflegehilfskräfte bei der AWO arbeiten und müssten ein Jahr auf ihren Behördentermin zur Antragstellung eines Visums warten. „Aus Bosnien und Serbien kommen gut ausgebildete Menschen, die gern in Deutschland arbeiten würden – deshalb braucht es endlich ein Einwanderungsgesetz“, betonte Reimann.

Auch bei der Gewinnung von Auszubildenden habe die Pflegebranche seit Jahren Schwierigkeiten. Die AWO habe bereits Maßnahmen ergriffen: „Wir bilden selbst aus, sind gut vernetzt mit den Schulen vor Ort und zahlen nach Tarif, was in der Pflege nicht selbstverständlich ist“, erklärte Maren Reisener, die Leiterin der AWO Residenz. Auch die Kommune könne Maßnahmen ergreifen, damit Sehnde als Arbeits- und Wohnort noch attraktiver wird, fügte Olaf Kruse, SPD-Bürgermeisterkandidat für Sehnde, hinzu. Dazu gehöre: Eine bessere Mobilität durch den Ausbau des ÖPNV und längere Öffnungszeiten der Kitas, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern – und vor allem bezahlbare Wohnungen. Ein weiteres Thema war das Fehlen eines allgemeinen Tarifvertrags, was laut von der Osten zu Lohndumping und Wettbewerbsverzerrung führe. Reimann betonte, dass sich die SPD bereits für einen Tarifvertrag Soziales einsetzt.

Stolz sei die AWO darauf, derzeit ein Servicehaus für Senioren in Bolzum bauen zu können. „Das Gute daran ist: So können die Einwohner von Bolzum im Alter in ihrer vertrauten Umgebung bleiben“, betonte die Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann, die das Projekt als Ortsbürgermeisterin von Bolzum angeschoben hat. Die Ministerin lobte das Modell-Vorhaben der AWO. Zur Stärkung der Pflege und zur Entlastung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen sprach sich Reimann am Ende des Gesprächs für mehrere politische Maßnahmen aus. So müssten die Pflegeversicherung wie die Krankenversicherung steuerlich bezuschusst werden, der Eigenanteil der Pflegebedürftigen gedeckelt und Angehörige der Pflegebedürftigen dürften erst ab einem Einkommen von mehr als 100 000 Euro belastet werden.

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