SPD nominiert Olaf Kruse als Bürgermeisterkandidat für Sehnde
Am vergangenen Wochenende ist nun auch die SPD mit der Entscheidung für einen Kandidaten in den Kampf um das Sehnder Rathaus eingetreten. In einer Wahl durch die SPD-Mitglieder hat sich am Ende Olaf Kruse aus Wehmingen auf dem Gutshof Rethmar herauskristallisiert und wird sich um das Amt des Sehnder Bürgermeisters bewerben. Dabei ist Kruse auch der Kandidat der Sehnder B90/Grünen, die sich gegen die Aufstellung eines eigenen Bewerbers entschieden haben, dafür aber den amtierenden Sprecher der gemeinsamen Fraktionsgruppe unterstützen wollen. Die Bürgermeisterwahl ist am 26. Mai 2019, parallel zur Europawahl – der Amtsantritt als Bürgermeister erfolgt im Oktober. Eventuell könnte es im Juni eine Stichwahl geben, falls keiner der Kandidaten die Mehrheit erzielt.
Olaf Kruse ist zunächst in einer Ortsverbandssitzung des Vorstandes aus einem Kreis von vier Bewerbern ausgewählt worden, um dann am vergangenen Wochenende im Beisein des Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Miersch, zugleich Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Region Hannover, von den Parteimitgliedern in einer Mitgliederversammlung bestätigt zu werden. Dem vorausgegangen war eine Bewerbungsrede Kruses mit anschließender Aussprache, in der er seine tiefe Einbindung in die Kommunalpolitik Sehndes darstellen und die Mitglieder der Sehnder SPD überzeugen konnte.
Der 56-Jährige Sehnder bewirbt sich ab jetzt mit Unterstützung seiner Partei um das Amt, um das sein Kontrahent der CDU, der amtierende Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke, ebenfalls wieder kämpft. „Ich muss gegen einen starken Gegner antreten“, so Kruse bei der Kandidatenvorstellung. „Ein amtierender Kandidat hat es dabei immer leichter. Allerdings hat der seine Kandidatur ja als ’schwerste Entscheidung meines Lebens‘ bezeichnet. Mir ist die Entscheidung dagegen nicht schwer gefallen. Ich will die Zukunft gerne gestalten und unsere Ziele angehen.“
Olaf Kruse hat zwei erwachsene Kinder, ist aufgewachsen in Bolzum und 1996 nach Wehmingen umgezogen und arbeitet seit Anfang an bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in Hannover. Dort hat er unter anderem zwei Großprojekte mit verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik betreut und bis zur technischen Einsatzreife geführt, war dazu ein Jahr auch in Kassel tätig, und ist jetzt bei der SVLFG im Betriebsbereich aktiv. Seine Hobbies, so die Zeit es zulässt neben der „Freizeitgestaltung Politik“, sind die örtliche Feuerwehr, wo er den Status des Gruppenführers erreicht hat, und die „Brandschutzerziehung“ in den Kindergärten und Schulen, die er mit „viel Freude und Spaß“ unterstützt.
Aber bei der „Freizeitgestaltung“ steht die Kommunalpolitik an erster Stelle. Denn dort hat Kruse das Amt des „Ortsbürgermeisters Wehmingen“ bei der letzten Kommunalwahl mit zehn Stimmen Differenz dem früheren Amtsinhaber abgenommen. Aber ohnehin ist der gelernte Sozialversicherungsangestellte – und seit 1984 auch Diplomverwaltungswirt – ein langjähriger Angehöriger der Sehnder Lokalpolitik. Sein politischer Weg begann am 7.7.1994 mit dem Parteieintritt, dann war er Stadtverbandsvorsitzender der SPD und kam 2001 in die Kommunalpolitik im Ortsrat Wehmingen und im Stadtrat. Seit 2016 ist er nun sowohl Fraktionschef der SPD, ein Sprecher der Gruppe B90/Grüne-SPD als auch Ortsbürgermeister seines Ortsteils – und ist damit sicher einer der profiliertesten Kandidaten seiner Partei für das Amt des Bürgermeisters. „Als Diplomverwaltungswirt und mit seinem Background ist Olaf Kruse sicher mit viel Erfahrung ausgestattet und kann ein Rathaus führen“, ist die Ortsvereinsvorsitzende der Sehnder SPD , Dr. Silke Lesemann, überzeugt.
Politisch hat Kruse seine Ziele auf eine Kurzformel zusammengefasst: „Wir sind es leid, immer nur zu reagieren statt zu agieren; wir wollen den Blick stärker in die Zukunft richten.“ Und als Beispiel nennt er gleich die Kinderbetreuung. „Der Kita-Bedarfsplan war schon bei seiner Vorlage überholt.“ In der Zeit 2009 bis 2013 sei im Bereich der Stadtentwicklung nicht Großes passiert, so der Kandidat. Man müsse die Bereiche aber weiterentwickeln, so wie das jetzt geschieht, jedoch dabei auf moderates Wachstum achten, damit die Infrastruktur damit Schritt hält – „siehe Rethmar-West“, fügt er hinzu. Da müsse man nachlegen und die frühkindliche Betreuung zeitgerecht vorhalten.
Zudem soll die Verwaltung bürgernäher werden mit den Möglichkeiten der Elektronik – so der technikaffine und -erfahrene Kruse. Man müsse mehr online erledigen können, die digitale Verwaltung „mit Bürgernähe“ umsetzen und das Personal dazu gewinnen, statt „regelmäßig zu verlieren“. „Wir haben beispielweise das Personalgewinnungskonzept der Stadtverwaltung entscheidend mitgeprägt“, blickt er zurück. Daneben müssten auch in Sehnde mit seinen Ortsteilen ältere Mitbürger Alternativen bekommen, um in ihrem angestammten Bereich bleiben zu können, – auch wenn die Kinder eines Tages weg sind. Das heißt für ihn, die Stadt müsse Bauvorhaben, wie Lückenbebauung und Ergänzungen, unterstützen und Projekte wie das der AWO in Bolzum, das Projekt am Sehnder Bahnhof oder des DRK in Sehnde fördern – und dazu auch die städtischen Möglichkeiten, wie die Infrastruktur Sehnde GmbH, mit nutzen.
Dazu gehört auch eine gute Anbindung an den ÖPNV, die das Ruftaxi mit einbezieht für die kleineren Ortsteile, eine bessere Gestaltung des Bahnhofsumfeldes – und natürlich eine auf Sehnde ausgerichtete Vertaktung der Busse mit der S-Bahn. „Es geht nicht an, dass man nach Busankunft in Sehnde fast eine Stunde auf den nächsten Zug nach Hannover warten muss“, betont er.
Auch wirtschaftlich solle sich wieder etwas tun in der Stadt. „Da gibt es bei der Wirtschaft Stagnation – selbst das kleine Baugebiet am Borsigring klemmt.“ Und verweist ebenso auf den Bereich zwischen Wertstoffhof und KES. „Auch für den Bereich bei Höver zwischen B 65 und Ortsrand gibt es Nachfragen. Dort müsste sich ein Wohn- und Gewerbegelände entwickeln, die eine Wohn-Nachnutzung enthält, damit Bewohner auch nach Betriebsaufgabe dort weiter wohnen dürfen.“ Gleiches gilt für das Windenergietestfeld im Bereich Dolgen, dass naturangepasst als Forschungseinrichtung im Hinblick auf die Energiewende eine „Zukunftsinvestition“ sei, obendrein im Hinblick auf Effizienz und Speichertechnik.
„Ich möchte ein Bürgermeister vor Ort sein, der am Puls der Zeit steht und auch die Gespräche mit den Bürgern sucht“, so Kruse. So will er Bürgersprechstunden vor Ort einrichten, damit auch ältere Menschen kommen können. Daneben wird er mit seiner Partei und der Grünen-Unterstützung im Europawahlkampf präsent sein, sich dort separat als Bürgermeisterkandidat vorstellen und parallel in Begleitung von Parteimitgliedern vor Ort die Bürger in ihren Wohnbereichen aufsuchen. „Immerhin stellen wir als SPD ja auch viele Ortsbürgermeister“, so der Kandidat. „Schließlich ist die Bürgermeisterwahl je ein Persönlichkeitswahl.“
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. . . schöne Pläne. Ich vermisse allerdings das Thema Ortsumgehung B65 in Ilten. Das Thema scheint überhaut kein Gegenstand mehr zu sein im Bereich Rat und Verwaltung. Bleibt zu hoffen, dass – wenn die Wahlen vorüber sind – der dann gewählte Bürgermeister – wer das dann auch immer ist – sich für dieses Reizthema wieder erwärmen kann.
Für die Bürger Iltens und Bilms ist das jedenfalls ein in der Zukunft hängendes Damoklesschwert . . .