Zank in Höver: Droht ein Ausverkauf des Ortes?
Seit Bekanntwerden der Überlegungen, sowohl den Schützenplatz in Höver zu bebauen und den Sportplatz zu verlegen, kommt derzeit keine Ruhe in den Sehnder Ortsteil. Dabei hatte die Stadt Sehnde bereits Stellung bezogen und den Schützenplatz nicht mehr ins Kalkül gezogen. Doch der Meinungsaustausch mit emotionaler Komponente geht weiter, zumal jetzt die Amazon Ansiedelung in der Gretlade eine neue Straße ins Gespräch gebracht zu haben scheint.
So vertritt die stellvertretende Ortsbürgermeisterin und CDU-Fraktionsvorsitzende im Ortsrat Elisabeth Schärling die Meinung, dass „unser Ortsbürgermeister Christoph Schemschat eine Strategie verfolgt, die ich in keinster Weise nachvollziehen kann und die mich extrem besorgt.“ Dabei hebt sie zunächst wieder auf die Bauplanung für den Schützenplatz ab, die „ein großer Fehler“ ist.
Schützenplatz bleibt in der Diskussion
Sie führt aus, dass der Schützenplatz gut erreichbar liegt für die Höveraner. „Das Schützenfest ist in Höver immer sehr gut besucht, es gibt keine Beschwerden und der Schützenverein stellt den größten Verein dar. Er richtet Schützenfest und Weihnachtsmarkt aus, und unterstützt bei fast jeder größeren öffentlichen Veranstaltung mit viel Tatkraft „, so argumentiert sie gegen die Idee einer Bebauung. „Durch eine Bebauung des Schützenplatzes geraten auch der Schießbetrieb und die Veranstaltungen im Schützenheim in Gefahr. Unmittelbar von Wohnbebauung umgeben, wird es zu Konflikten mit der Nachbarschaft kommen. Lagert man den Platz aus Höver aus, wird das dem Fest schaden. Auch in Sehnde findet das Schützenfest wieder zentral statt.“
Soll der Sportplatz weiter genutzt werden?
Auch der Sportplatz und seine Nutzung steht noch in der Diskussion. Dazu habe der Ortsbürgermeister Christoph Schemschat laut seiner Stellvertreterin erklärt, man könne den Sportplatz mit dem dazugehörigen Sportheim eventuell als Gewerbegebiet veräußern. „Auch da bin ich strikt dagegen. Der vorhandene Fußballplatz ist wettkampftauglich und dort gibt es keine Anlieger, die sich gestört fühlen. Niemals sollten wir leichtfertig an einen Verkauf denken!“
Wo soll der Verkehr entlang geführt werden?
Mit einer ganz neuen Absicht, bisher in der Öffentlichkeit kaum erwähnt, geht Schärling auch ins Gericht. Danach gäbe es laut Zeitungsmeldung in der HAZ eine Planung, „dass der Ortsbürgermeister sich eine Straßenanbindung der Gretlade mit dem Blumengroßmarkt wünscht.“ Schärling sieht in dieser Idee einen verheerenden Auslöser: „Da kann ich nur ganz klar warnen: Ist erst so eine Straße gebaut, müssen alle Landbesitzer Erschließungsbeiträge und Anliegergebühren zahlen, was bei landwirtschaftlichen Flächen schnell an die 100 000 Euro geht. Damit wären die Eigentümer zum Verkauf gezwungen. Einem neuen Logistikzentrum auf 33 Hektar stünde nichts mehr im Wege. Im übrigen hat Höver eine Umgehungsstraße, das ist die B 65.“
Als Fazit ihrer Ablehnung der Planungen fasst sie zusammen und sagt: „Der Ort Höver liefert für dem Gesamthaushalt in Sehnde fast ein Drittel aller Gewerbesteuern! Sollen wir da auch noch die letzten Grundstücke verscherbeln? Das kommt einem Ausverkauf gleich.“
Wäre ein zentraler Festplatz denkbar?
Ortsbürgermeister Christoph Schemschat (SPD) will sich, ohne die Planungen damit als „Realität“ zu bestätigen, nicht das Entwickeln von Ideen, Alternativen und Weiterentwicklungen im Interesse Hövers verbieten lassen. „Grundsätzlich ist meine persönliche Auffassung, dass wir uns jeglicher Diskussion in Bezug auf die Entwicklung beziehungsweise Veränderung im Ort oder der Ortsrandlage nicht kategorisch verschließen sollten. Beispielsweise haben wir uns weiterhin mit Themen der örtlichen Nahversorgung, der Anbindung eines einwandfreien Netzes im ÖPNV sowie der Schaffung einer kombinierten Wohnform für unsere älteren Bürgerinnen und Bürger auseinanderzusetzen in der Hoffnung, diese Punkte zu realisieren. Das kann und will ich einfach nicht außer Acht lassen! Diese Ziele erreichen wir meines Erachtens nur, wenn wir eine gewisse Bereitschaft zur Veränderung entwickeln.“
Obwohl es bereits eine Aussage seitens der Stadtverwaltung und des Ortsbürgermeisters zur Schützenplatzbebauung gibt (siehe SN Bericht), betont Schemschat noch einmal: „Ich wiederhole mich gerne, wenn es um die Wertschätzung der Schützengesellschaft Höver sowie ihrer Aktivitäten geht und betone noch einmal ausdrücklich, dass ich nicht die Absicht habe, der Schützengesellschaft Höver etwas wegzunehmen oder mich dafür auszusprechen, ihr etwas wegnehmen zu lassen. Gäbe es keine denkenswerten Alternativen, würde ich einer baulichen Entwicklung des Schützenplatzes auch nicht einfach so zustimmen!“ Er hebt damit auf die Überlegung eines möglicherweise eher zentrale gelegen Dorfbereich ab, der sich für mehrere Dinge anbieten könnte – wenn man sich denn einige. “ Ich vermisse die Überlegungen der Kritiker, dass wir neben dem Schützenfest auch ein Ortsfest aller Vereine im Spätsommer ausrichten, welches auf einem bereits bestehenden Mehrzweckplatz problemlos veranstaltet werden könnte. Dafür steht er bereit und wird eigentlich gar nicht in Betracht gezogen. Perspektivisch könnte man ein Schützen- und Ortsfest aus organisatorischen Gründen doch auch sehr gut zusammen fassen. Die gebundenen personellen Ressourcen konzentrieren sich dann auf eine jährliche Veranstaltung.“
Auch dass das Sehnder Schützenfest in die Stadtmitte gezogen sei, ist kein schlagkräftiges Argument in Schemschats Sicht. „Das Schützenfest in Sehnde mit dem Schützenfest in Höver zu vergleichen, liegt mir fern. Die zu vergleichende Entfernung der möglichen Festplätze differiert mit einigen Kilometern!“ Und das der Schießbetrieb im Schützenhaus mit eventuellen Nachbarn in Konflikt geraten könne, ist seiner Ansicht nach nicht zu erwarten. „Der höversche Schießbetrieb findet auf einem geschlossenen Luftgewehr-Schießstand statt. Es gibt keinerlei Aktivitäten in der Disziplin Kleinkaliber, welche eine deutliche Lärmentwicklung bedeuten würde.“
Am Ortsrand mehr Entwicklungsmöglichkeiten für den Sport
Ähnliches gilt auch für den Sportplatz. Dabei sind die Überlegungen nicht mal neu, sondern könnten vielmehr im Hinblick auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen und des Nachwuchses Chancen bieten, so Schemschat: „Leichtfertig habe ich an den Verkauf des Geländes nicht gedacht. Ich habe lediglich den Gedanken meiner Vorgänger aufgenommen, Vandalismusschäden jeglicher Art am jetzigen Sportplatz entgegen zu wirken. Für den TSV Höver ist das Gelände zwar historisch gewachsen, es gibt jedoch Fürsprecher des Vorstandes in Bezug auf die Verlegung an den Ortsrand in Richtung Ahlten – auch in Bezug auf die Spielgemeinschaft mit den Ahltener Sportfreunden.“ Zudem wäre die Sicherheitslage am offenen Ortsrand besser als in der jetzigen Lage. Und eine Sanierung des Sportheimes am derzeitigen Platz würde auch rund 300 000 Euro erfordern.
Wo und wie soll sich der Verkehr entwickeln?
Die Idee einer Anbindung der Gretlade ist im Hinblick auf den Verkehr in der Ortslage entstanden. Tatsächlich lässt sich der neue Verkehr durch Amazon in die Ortslage mit den Kleintransportern nicht gänzlich vermeiden. Und so stellt der Ortsbürgermeister die Frage: “ Soll die Verkehrsbelastung innerorts minimiert werden, müssen wir eine Umwidmung der jetzigen Hannoverschen Straße von einer Kreis- beziehungsweise Regionsstraße in eine kommunale erwirken. Es gibt zudem Anfragen bereits gewerbetreibender Unternehmen der Gretlade, sich entsprechend weiter entwickeln zu wollen. Warum sollten wir mit einer kategorischen Absage den Wegzug dieser Unternehmen riskieren wollen?“
Es bedarf sicher noch zahlreicher Diskussionen und Güterabwägungen, bis sich diese Positionen im Ortsrat und danach möglicherweise im Stadtrat annähern.
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