Derby 2025 – hoch gestartet, flach gelandet: Hannover 96 nur Unentschieden gegen Eintracht Braunschweig

Derby 2025 – hoch gestartet, flach gelandet: Hannover 96 nur Unentschieden gegen Eintracht Braunschweig
Das Derby lief anders, als man es sich in hannover vorgestellt hatte - Foto: JPH

Ganz Hannover fieberte dem Derby entgegen, Szenarien wurden durchgespielt, Einsatzpläne gemacht und Punkte quasi schon verbucht. Immerhin war man ja Favorit in diesem 48. Derby gegen Eintracht Braunschweig in der Heinz von Heiden Arena. Der Erzrivale stand unten, man selbst auf dem siebten Tabellenplatz. Doch dann kam alles anders.

Das Derby, seit unklaren Zeiten mit besonderer Brisanz behaftet, gab es insgesamt bisher 47 Mal. Hannover hatte dabei fast immer die Nase vorn mit 19 Siegen und fünf Unentschieden. Braunschweig gewann 13 Spiele. Hannover war Zuhause seit fünf Spielen ungeschlagen und war auch nur einmal vom Nachbarn aus dem Osten zuhause geschlagen worden. Bleibt es so? Folgte man Trainer Andre Breitenreiter nach der Pressekonferenz vom Freitag, standen die Chancen auch in diesem Match sehr gut. Und so ging dann um 13.30 Uhr auf den Platz, die Erwartungen der Fans waren entsprechend hoch. Allerdings nur rund 750 Eintracht-Supporter waren gekommen: Fanboykott wegen der Limitierung.

Guter Start, schneller Abbau

Und gleich in der zweiten Minute zeigte Hannover, wie es heute laufen sollte: ein Schuss aufs Tor bei dem Goalie Hoffmann schon sein Können zeigen musste. Doch die Gäste versteckten sich nicht, sondern nahmen das Heft in die Hand und setzten die Roten in der eigenen Hälfte unter Druck.

In der 10. Spielminute dann die erste Unterbrechung durch den schwarzen Block der Ultras, die dieses Mal auf der Gegengerade saßen. Nach zehn Minuten schossen plötzlich Knaller, Nebelkerzen und Pyros aufs Feld. Das Spiel wurde das erste Mal unterbrochen, die Fans jubelten in der Nordkurve, ein Transparent besagte „Ein schwarzer Tag für den deutschen Fußball“. Polizei und Ordnerkräfte zogen auf, Wasserwerfer standen plötzlich in den Ausfahrten.

Nach fünf Minuten ging’s dann weiter mit Fußball – und den Rufen aus der Braunschweiger Ecke „Hannover verrecke“.

Mit Knallern, Pyros und Nebelkerzen sowie Spruchbändern meldeten sich die Ultras in der 10. Spielminute – Polizei und Ordner zogen auf – Foto: Privat

In der 20. Minute gab’s dann ein „Hallo Wach“ durch die Gäste mit einem Distanzschuss aus rund 30 Metern, bei dem sich Zieler schon ordentlich strecken musste. 22. Minute erste gelbe Karte des Spiels für Bicakcic, der einen aussichtsreifen Angriff durch ein rüdes Foul unterband – und dafür eigentlich gelb-rot hätte sehen müssen.

Danach erfolgte ein Einsatz von Laserpointern gegen die Spieler und es schloss sich das Werfen von Tennisbällen aus dem schwarzen Block an (26.). Nächste Unterbrechung. Transparent zeitgleich „Gästekontingente sind nicht Euer Spielball“.  Zwei Minuten Pause, dann wieder Fußball.

Das Spiel machten nun die Gäste

Doch irgendwie wollte Hannover nicht mehr so richtig mitmachen und ließ sich von den Gästen in der eigenen Hälfte festnageln. Hatte man den Ball, war er genauso schnell wieder weg. 30. Minute gab‘s eine Chance für Braunschweig, aber Kaufmann kam einen Schritt zu spät, der Ball ging ins Toraus.

32. Minute verpasste dann Tresoldi die Führung, als nach einer Flanke von Rochelt Torwart Hoffmann das Ding noch aus der unteren linken Ecke seines Gehäuses holte. Der beste und einer der wenigen hannoverschen Angriffe. Bereits in dieser Phase musste Zieler das 0:0 festhalten. Die Nachspielzeit betrug dann zehn Minuten.

In der 46. Minute wechselte Braunschweig dann verletzungsbedingt Bicakcic gegen Ehlers aus. In der 47. Minute jubelte schon das halbe Stadion, die andere Hälfte hatte gesehen, dass der gute Schuss von Muroya nur das Außennetz getroffen hatte.

Kritische Situation in der 50. Minute, als ein Braunschweiger allein vor Zieler war, doch er stand zuvor abseits. Glücklich ging’s dann mit 0:0 in die Pause.

Dreierwechsel bei Hannover

Braunschweigs Trainer Daniel Scherning hätte gerne drei Punkte mitgenommen – Foto: JPH

Zur Pause erfolgten bei Hannover drei Wechsel: Jannik Dehm ersetzte Sei Muroya, Jessica Ngankam kam für Havard Nielsen und Hyunju Lee spielte nun für Lars Gindorf. Doch das Bild blieb: Braunschweig war tonangebend, Hannover fand nur sporadisch statt. Braunschweig holte nun auch nach Eckenanzahl auf und blieb im Angriffsmodus. Am Ende standen fünf zu zehn Ecken für die Gäste zu Buche.

Jannik Rochelt machte in der 74. Minute Platz für Andreas Voglsammer, dann blieb Boris Tomiak verletzt liegen und hielt sich den Kopf. Nach Wiederanpfiff waren die Gäste erneut schnell vor dem Strafraum der Roten, Flanke von rechts, Abwehr und Torschuss von Lino Tempelmann aus rund 25 Metern – und Zieler war geschlagen. 0:1 für Braunschweig – hätte nicht so kommen müssen, war aber vom Spielverlauf absehbar! Breitenreiter brachte jetzt noch Matondo für Wdowik und ging damit all-in.

Braunschweig blieb schneller, setzte nach und wollte den zweiten Treffer. Hannover dagegen tändelte vor dem gegnerischen Gehäuse rum und verlor den Ball ein ums andere Mal, oft auch, weil Matondo jeden Gegner ausspielen wollte. Bei einem schnellen Angriff holte Kaufmann Ngankam von den Beinen – und sah dafür auch nur Gelb. Braunschweig brachte Polter und Bell Bell für Di Michele und Polter für Szabo, um die Abwehr zu stabilisieren.

Kosmetik zum Schluss

Rund zehn Minuten vor regulärem Schluss begann dann im Stadion die Abwanderung der Zuschauer, da sie spielerisch von der Heimmannschaft nicht mehr allzu viel erwarteten. Doch gab es noch sieben Minuten drauf. Und die Abgewanderten verpassten damit doch noch den glücklichen Ausgleich zum 1:1 durch Josh Knight nach Ecke von Marcel Halstenberg sowie einen kurzen Knock Out von Andreas Voglsammer durch einen Gesichtstreffer.

Als schließlich Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck die Partie abpfiff, war ein Derby beendet, bei dem die Heimmannschaft von Hannover 96 offensichtlich nicht wusste, dass man aufsteigen will, den Braunschweigern aber klar war, dass man gegen den Abstieg kämpfen und punkten muss. Das 1:1 war dabei nur eine kosmetische Korrektur, das die Mannschaft von Trainer Andre Breitenreiter etwas besser aussehen ließ. Denn am Ende musste sich das Heimteam vielmehr bei Zieler bedanken, dass man nicht mit 5:1 oder höher vom Feld ging.

Kein Aufstiegskandidat

Andre Breitenreiter war sich der schlechten Leistung seines Teams bewusst – Foto: JPH

Während die Mannschaft von Hannover von den Fans mit vielen Pfiffen verabschiedet wurde, traute sich nur Kapitän Ron-Robert Zieler vor die vereinte Presse und sprach dort – sichtlich betroffen – von zu passiv, zu wenig Intensität und einer nicht passenden Mentalität. Es fehlte die Gier, unbedingt dieses Tor machen zu wollen.

Auch der Gästetrainer Daniel Scherning war enttäuscht, aber nur, weil er nicht gewonnen hatte, denn besonders in der zweiten Halbzeit habe man gute Chancen auf den Sieg gehabt. Breitenreiter bestätigte die Passivität seines Teams und betonte, dass man so nicht auftreten könne. „Wir waren einfach nicht überzeugend. Die Leistung war nicht gut, da müssen wir uns nicht selbst belügen“, lautete sein Fazit.

Jetzt stellt sich mit Fug und Recht die Frage, ob das nun endgültig der Abschied vom Aufstieg war und ob das hochgehandelte Team tatsächlich dafür geeignet wäre.

Startformationen

Eintracht Braunschweig startete mit Ron Thorben Hoffmann, Jannis Nikolaus, Robert Ivanov, Ermin Bickcic, Fabio Kaufmann, Rayzan Philippe, Levente Szabo, Julian Baas, Lino Tempelmann, Fabio Di Michele und Sven Koehler.

Hannover 96 lief auf mit Ron-Robert Zieler, Joshua Knights, Boris Tomiak, Phil Neumann, Nicolo Tresoldi, Jannik Rochelt, Havard Nielsen, Bartlomiej Wdowik, Sei Muroya Marcel Halstenberg und Lars Gindorf.

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