Gemeinsames Impfzentrum auf dem Messegelände ist aufgebaut
Die Arbeiten für das gemeinsame Impfzentrum auf dem hannoverschen Messegelände stehen kurz vor dem Abschluss: Wo sich sonst Wirtschaftsunternehmen präsentieren, sollen in den kommenden Monaten Tausende von Menschen der Region Hannover gegen das Corona-Virus geimpft werden. Regionspräsident Hauke Jagau und Oberbürgermeister Belit Onay haben den Aufbau in der Messehalle am Montag, 14. Dezember, in Augenschein genommen und sich bei den Helferinnen und Helfern bedankt. Ab Dienstag, 15. Dezember, – so die Vorgabe des Landes Niedersachsen – soll das Zentrum bunter Führung der Technischen Einsatzleitung (TEL) bereitstehen.
Einsatzleitung von der Berufsfeuerwehr
„Es ist großartig, dass wir mit der Technischen Einsatzleitung eine Einheit haben, auf die wir uns in solchen Lagen immer verlassen können. Das Team hat gemeinsam mit den Beschäftigten der Deutschen Messe AG und den beiden Katastrophenschutzbehörden von Region und Stadt dafür gesorgt, dass innerhalb weniger Tage aus einer Messehalle ein Impfzentrum entstanden ist, das startklar ist, sobald ein Impfstoff zur Verfügung steht“, sagte Regionspräsident Hauke Jagau. Oberbürgermeister Onay schloss sich dem Lob an: „Alle Einheiten haben Hand in Hand gearbeitet. Das, was hier entstanden ist, kann sich sehen lassen. Je Impfzug und Stunde sollen 20 Personen geimpft werden können.“ Dabei geht die Kalkulation von 15 Minuten pro Patient aus, die von der Einschleusung bis zur Betreuung im Ruhebereich benötigt werden. „Dabei ist das Pateientengespräch der unbekannte Faktor“, so TEL-Leiter Alfred Blume, „denn da kennen wir den Umfang der aufkommenden Fragen nicht.“
Beginn mit vier „Impfzügen“
Der Aufbau umfasst aktuell acht sogenannte Impfzüge mit jeweils vier Impfplätzen. Im ersten Schritt sollen vier Impfzüge betrieben werden. Jedem Zug ist ein mobiles Impfteam zugeordnet. In einem weiteren Schritt kann die Zahl der zu betreibenden Impfzüge nach Vorgaben des Landes Niedersachse dann auf acht mit Personal besetzte und so verdoppelt werden. Jeder Zug entspricht den Anforderungen des Landes an ein Impfzentrum für 150 000 Einwohner und besteht aus abgetrennten Räumlichkeiten. In den Teilräumen eines Impfzugs sind hintereinander, jeweils durch Trennwände separiert, ein Bereich für die Aufnahme und Aufklärung der impfwilligen Besucher, ein Segment für die Dokumentation und schließlich ein Bereich für die Impfung angeordnet. Daran angeschlossen sind für alle vier Impfplätze sowohl ein Nachbereitungsbereich für Geimpfte als auch eine Wartezone für Angehörige.
Drei Hallen gehören noch dazu
Neben der 17 775 Quadratmeter großen Halle 25, in der die Menschen geimpft werden, sind drei weitere Hallen belegt. In denen haben die Lager und Logistik Platz und das Personal kann sich dort umkleiden und aufhalten. Für das Lager des Impfstoffes gilt eine besondere Sicherheitsstufe, weil dort der Impfstoff gelagert wird.
Arbeitsteilung beim Betrieb
Der Aufbau wurde von der Region Hannover koordiniert. Der Betrieb wird in den Händen der Landeshauptstadt Hannover liegen. Zum Start ist geplant, vier Impfzüge und vier mobile Teams personell zu besetzen. Das sind rund 100 Mitarbeitende sind dann im Einsatz. Je Zug sind 16 Beschäftige eingeplant, je mobilem Team drei Personen. Hinzu kommen zehn bis 20 Personen für Führung, Leitung und Logistik. Zusätzlich stellt das Land Niedersachsen je Zug und Mobilteam eine Ärztin oder einen Arzt. Wenn der Betrieb auf acht Impfzüge ausgeweitet wird, wird das Personal auf rund 200 Mitarbeitende anwachsen. Im Bedarfsfall können Region und Stadt Hannover weitere Impfkapazitäten auf dem Messegelände sowie an alternativen Standorten in der Landeshauptstadt und im Umland einrichten.
Land Niedersachsen regelt Reihenfolgen
Um die Terminvergabe und die Impfberechtigung wird sich das Land Niedersachsen kümmern. Der Impfstoff wird anfangs nur in begrenzten Mengen zur Verfügung stehen. Deshalb soll die Impfung zunächst bestimmten Personengruppen angeboten werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe einer COVID-19 Erkrankung oder die beruflich ein erhöhtes Ansteckungsrisiko oder engen Kontakt zu gefährdeten Personengruppen haben. Dies sind beispielsweise Pflegekräfte und Bewohner in Senioren- und Altenpflegeheimen, Menschen im Alter von über 80 Jahren sowie Personal in medizinischen Einrichtungen, das einem besonderen Risiko ausgesetzt ist – etwa in der Notaufnahmen oder in der medizinischen Betreuung von COVID-19-Patientinnen. Dort wird allerdings noch geprüft, ob die Krankenhäuser in die Lage gesetzt werden können, eine Selbstimpfung vorzunehmen. „Allein zu der Gruppe der Heimbewohnerinnen und -bewohner gehören rund 33 000 Menschen. Wenn jeder zwei Impfungen erhält, sind wir schon bei 66 000 Impfungen“, erläutert Jagau. Da ist jede Entlastung willkommen.
Zusammenspiel muss klappen
Betrieben wird das Zentrum von einem Dienst aus ehrenamtlichen und angestellten Kräften aus Berufsfeuerwehr, freiwilliger Feuerwehr, Rettungsdienste, THW und zusätzliche Helfer auf angestellter oder freiwilliger Basis. Jagau verweist darauf, dass eben diese Mischung in vielen anderen Ländern in Europa nicht verfügbar ist und man darauf stolz sein könne. Gedacht ist, das Zentrum über einen lngen Zeitraum betreiben zu können. „Derzeit besteht der Auftrag, den Betrieb bis zum 30. Juni zu sicherzustellen. Aber gleichzeitig auch die Option, dies bis Ende 2021 zu verlängern“, so Markus Kropp von der Berufsfeuerwehr Hannover, der den Betrieb des Zentrums leiten wird. Seine TEL wird dazu mit zehn Personen besetzt sein. Geimpft werden soll von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr, so die erste Planung. Das bedeutet, dass rund 80 Patienten gleichzeitig anwesend sein werden und deshalb Warte- und Pufferzonen eingeplant sind für die Mindestabstände. „Ohne die Hannover Messe AG hätten wir das nicht geschafft“, lobt Jagau die hervorragende Zusammenarbeit zwischen allen Teilen.
Organisatorische Abläufe üben
Die Beschilderung auf dem Messegelände rund um und im Impfzentrum erfolgt mehrsprachig, damit sich auch nicht Deutsch sprechende Bevölkerungsgruppen zurechtfinden. Probleme müssen noch bezüglich der Kühlung des Impfstoffes von der Anlieferung über die Lagerung bis zur Nutzungsstelle eingeübt werden, da der Impfstoff von Biontech bei etwa –70 Grad Celsius aufbewahrt werden muss. Dies soll in einer der Hallen geschehen, die dafür zur Sicherheitszone erklärt wird und eine Bewachung bekommt.
Nun fehlt nur noch die Zulassung des Impfstoffes und dessen Lieferung. „Wir sind bestens vorbereitet und hoffen darauf, dass der Impfstoff bald geliefert wird und eingesetzt werden kann. Dann können Region und Stadt Hannover gemeinsam mit allen Menschen, die sich impfen lassen, zur Eindämmung des Corona-Virus beitragen“, sagt Oberbürgermeister Onay.
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