Gemeinsames Impfzentrum von Region und Stadt auf dem Messegelände wird zentraler Standort

Auf dem hannoverschen Messegelände soll in den kommenden Wochen in Halle 25 ein gemeinsames Impfzentrum von Region und Landeshauptstadt Hannover entstehen. Das haben Regionspräsident Hauke Jagau und Oberbürgermeister Belit Onay am Montag, 30.11.2020, bekannt gegeben. Die Aufforderung dafür war vom Land Niedersachsen ergangen, in der Region und der Stadt ein Impfzentrum zu planen und bis zum 15.12.2020 einzurichten. Die Eile scheint geboten, da nach Angaben von Regionspräsident Hauke Jagau die Firma Moderna die Eilzulassung in der EU  für ihren Impfstoff beantragt hat. Damit könnte die Impfung – wie von Kanzlerin Angela Merkel bereits erwähnt – schon Mitte Dezember beginnen.

Einrichtungsauftrag wird begrüßt

Cordula Drautz, Hauke Jagau, Belit Onay und Axel von der Ohe (v.li.) gaben einen Überblick der Planung – Foto: JPH

„Die vergangenen Wochen haben den Menschen pandemiebedingt einiges abverlangt. Die hoffentlich bald beginnenden Impfungen sind ein Grund zur Hoffnung, dass wir die Pandemie zurückdrängen können. Der Weg zurück zur Normalität ist aber noch weit“, so Hannovers Bürgermeister Belit Onay, der den Auftrag als ein wichtiges Signal an Region und Stadt bezeichnete. Jagau ergänzte: „Das Impfzentrum auf dem Messegelände ist ein erster Schritt, damit wir im Verlauf des nächsten Jahrs hoffentlich wieder zu mehr Normalität kommen. Die Isolation und die Angst vor Begegnung mit anderen sind auf Dauer eine Belastung für jeden und jede einzelne und für und gesamte Gesellschaft.“

Per Erlass vom 24.11. hatte das Land Niedersachsen die örtlichen Katastrophenschutzbehörden beauftragt, Impfzentren zu erstellen. In der Region Hannover gibt es zwei Katastrophenschutzbehörden – die Region und die Stadt Hannover. „Da der Erlass die Möglichkeit der Kooperation zwischen den Behörden einräumt, haben wir uns entschieden, die Aufgabe gemeinsam anzugehen“, sagt Cordula Drautz, Finanz- und Gebäudedezernentin der Region Hannover. „Das bietet die Chance, Ressourcen zu bündeln und den ohnehin ambitionierten Zeitplan einzuhalten. Dabei setzen wir auf die hauptamtlichen Strukturen der Berufsfeuerwehr genauso wie auf die ehrenamtlichen Strukturen der Hilfsdienste“, ergänzt Axel von der Ohe, Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover. Die großen Hilfsdienste DRK, ASB, Malteser und Johanniter haben sich gemeinsam mit der DLRG zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, um das Personal für das Zentrum zu gewinnen.

Standort Messegelände

Hauke Jagau wartet noch auf Infos vom Land – Foto: JPH

Die Planung sieht auf dem Messegelände ein funktionsfähiges Impfzentrum vor. Die Vorteile dieses Standorts liegen auf der Hand: „Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten, technische Anschlüsse, sanitäre Anlagen und Sicherheitsaspekte müssen berücksichtigt werden. Auch die Barrierefreiheit gilt es, sicherzustellen. Das Messegelände kann all diese Anforderungen erfüllen und ist mit allen Verkehrsmittel ideal erreichbar. Es bietet zudem die Möglichkeit, das Zentrum weiter auszubauen, wenn es nötig ist“, erläutert Drautz. Zu berücksichtigen seien zudem die Anforderungen an den Transport und die Lagerung des Impfstoffs: „Wir müssen uns darauf einrichten, dass der Impfstoff in Teillieferungen kommt und Zeitpunkt und Anzahl der Impfdosen kurzfristig mitgeteilt werden. Auf all diese Eventualitäten müssen der Standort und das Personal vorbereitet sein – wir brauchen eine hohe Flexibilität in jeder Hinsicht.“ Es gelte zudem sicherzustellen, dass auch die Zweitimpfungen nach 21 oder 28 Tagen gewährleistet werden können. Zudem muss der Impfstoff je nach Hersteller in einer Kühlung von bis zu -70 Grad Celsius gelagert werden.

Konzepte bis heute vorlegen

Cordula Drautz sprach über die Personalplanung – Foto: JPH

Bis Dienstag, so die Forderung des Landes, müssen die Katastrophenschutzbehörden ihre Konzepte eingereicht haben. Neben dem Messegelände werden aktuell auch das Hannover Congress Centrum und bei Bedarf vielleicht der Flughafen Hannover als mögliche Standorte geprüft. „Es spricht viel dafür, die Impfungen auf einen oder auf wenige Standorte zu konzentrieren und nicht zahlreiche kleinere Zentren zu schaffen“, sagt von der Ohe. Es würden darüber hinaus, wie in den Vorgaben des Landes gefordert, auch acht mobile Impfteams eingesetzt. Die suchen Menschen auf, denen der Weg zur Messe nicht zuzumuten sei.  Dazu zählen vor allem Alters- und Pflegeheime in der Region. Für alles muss das Land auch die Prioritäten für die Impfreihenfolge und die Kostenfrage klären.

Land muss Vorgaben präzisieren

Mit Blick auf ebendiese Frage, wer die Kosten trage, fordert von der Ohe Klarheit vom Land Niedersachsen. Für eine erfolgreiche Bewältigung der Aufgaben müssten die beauftragten Behörden zudem Planungssicherheit haben in Bezug auf alle Leistungen, die das Land Niedersachsen selbst erbringen wolle: zum Beispiel Impfstofflogistik, Transport und Terminmanagement. „Außerdem brauchen wir eine Vorgabe der Ständigen Impfkommission  zur Reihenfolge der zu impfenden Gruppen“ fordert von der Ohe. „Das Land hatte als Bemessungsgrundlage eine Kapazität von rund 150 000 Personen pro Zentrum gefordert. Wir kamen zu dem Schluss, dass ein Zentrum statt mehrerer – dafür aber mit mehreren Impfstraßen – effizienter sein dürfte als eine Dezentralisierung“, fügt Drautz hinzu.

Personalgewinnung angelaufen

Belit Onay lobte die Vorteile des Messegeländes – Foto: JPH

Bei der Personalbereitstellung geht die Region davon aus, dass das ärztliche Personal vom Land bereitgestellt wird, die Funktions- und Hilfskräfte von den Katastrophenschutzorganisationen kommen. Eine Impfstraße benötigt demzufolge rund 20 Personen, die Gesamtanlage auf dem Messegelände im Impfbereich etwa 160 Personen bei acht Impfstraßen. „Dazu kommt dann ein betreuter Ruhebereich, auch für eventuelle Nachsorge“, ergänzt Drautz. Die Personalgewinnung, so von der Ohe, ist angelaufen. Dabei weißt Drautz auf den Freistellungsanspruch ehrenamtlicher Kräfte nach dem Katastrophenschutzgesetz hin.

Offene Organisationsfragen

Axel von der Ohe sprach auch von möglichen Ergänzungsstandorten für Zentren – Foto: JPH

Auch die Arbeitszeiten sind noch unklar und haben Einfluss auf viele Faktoren. „Impfen wir täglich an 5 bis 6 Stunden oder mehr? Zentral könnten wir so etwa 1000 Dosen verimpfen. Aber impfen wir an 5 oder 7 Tagen der Woche? Mit wievielen Straßen? In welcher Reihenfolge? Das sind Fragen, die bisher noch nicht beantworten werden können“, so Jagau. „Dabei steht auch noch nicht fest, wie viele Impfdosen genau für die Stadt und die Region bereitstehen werden.“ Da hier etwa ein Sechstel der Bevölkerung von Niedersachsen lebt, dürften die Region auch etwa ein Sechstel der Zuweisung von 1 Million Impfdosen pro Monat bekommen. Damit wären rund 84 000 Personen komplett impfbar pro Monat – Kinder werden nicht geimpft.

Jagau und Onay erläutern abschließend: „In der Region Hannover sind wir bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Unseren Weg wollen und werden wir fortsetzen. Die Impfzentren sind der nächste Schritt.“ Und natürlich die Impfbereitschaft der Bevölkerung.

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