Gewerbeflächenumsatz in der Region Hannover sinkt erheblich – Brachen im Fokus
Flächenmangel und die Corona-Nachwirkungen haben mit Blick auf die Situation der Gewerbeflächen in der Region Hannover für ein Fünf-Jahrestief gesorgt. Aktuell stehen im Regionsgebiet 208 Hektar Flächen mit rechtskräftigem Bebauungsplan (B-Plan) für Gewerbeansiedlungen zur Verfügung – im Vorjahr waren es noch 216 Hektar. Das ist das Ergebnis des aktuellen Gewerbeflächenmonitoring, das die Region Hannover jährlich herausgibt. Hinzu kommen 469 Hektar ohne B-Plan, die nur im Flächennutzungsplan dargestellt und deshalb noch nicht verfügbar sind – 2021 waren es noch 459 Hektar.
Flächen nehmen ab
„In den letzten fünf Jahren ist das verfügbare Gewerbeflächenangebot mit B-Plan kontinuierlich um nun insgesamt über 21 Prozent zurückgegangen,“ sagt Alexander Skubowius, Fachbereichsleiter für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region. „Vor allem Flächen in unmittelbarer Autobahnnähe sind kaum noch vorhanden, obwohl diese für den Mittelstand und die Industrie wichtig sind.“ Aktuell sind dort nur noch 16,5 Hektar verfügbar. Zum Vergleich: 2020 konnten noch 60 Hektar sofort bebaubare Flächen an der Autobahn angeboten werden, im Vorjahr waren es noch 23,5 Hektar.
Kritisch ist dabei, dass in fünf Kommunen – nämlich Burgdorf, Hemmingen, Seelze, Wennigsen und Wunstorf – verfügbare B-Plan-Flächen bereits komplett fehlen. Um neue Flächenangebote zu schaffen, benötigt man in der Regel Zeitfenster von bis zu fünf Jahren für Bauleitplanung und Erschließung. Ein Zeitraum, der in 15 der 21 Regionskommunen durch das vorhandene Flächenangebot jedoch nicht abgedeckt werden kann. Der Mangel freier Gewerbegrundstücke lässt offenbar Bestandsobjekte für Investoren immer wichtiger werden: Der Bestand längere Zeit brachliegender Gewerbegrundstücke, hat sich seit 2013 von 190 auf 72 Hektar mehr als halbiert.
Lehrte mit Pilotprojekt
Der aktuelle Mangel an Gewerbeflächen kann vor dem Hintergrund von Klimakrise und Artensterben nicht mehr allein ‚auf der grünen Wiese‘ gedeckt werden “, sagt Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover. „Zukünftig müssen wir für die Gewerbeansiedlung stärker auf Brachflächen zurückgreifen. Es wird aber auch darum gehen müssen, bestehende Gewerbegebiete gestalterisch aufzuwerten und Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, um diese Quartiere für die Folgen des Klimawandels wie Hitze und starkem Regen fit zu machen. Die dort ansässigen Betriebe müssen an dem Prozess beteiligt und in Richtung nachhaltiges Wirtschaften und Klimaneutralität unterstützt werden.“ Mit einem ersten Pilotprojekt für ein ‚klimaresilientes Gewerbegebiet‘ will die Region gemeinsam mit der Klimaschutzagentur und der Stadt Lehrte noch in diesem Jahr an den Start gehen.
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