Jagau gibt Bestandsgarantie für Klinikum Lehrte – Info-Abend gut besucht
Rund 300 Besucher waren ins Kurt-Hirschfeld-Forums zur Diskussion und Fragestunde mit Regionspräsident Hauke Jagau und KRH-Geschäftsführer Medizin Dr. Matthias Bracht gekommen, um sich dort aus erster Hand über die Zukunft des Klinikums Lehrte zu informieren. Gleich am Eingang begrüßte der DGB alle mit einem Handzettel zum Thema und der Schlagzeile “Hauke Jagau, halt Dein Wort”. Denn vor einigen Jahren war an gleicher Stelle schon einmal ein Treffen zur Zukunft des Klinikums abgehalten worden.
Mit dabei waren auch Spitzen aus Politik der verschiedenen Ebenen, so der Lehrter Bürgermeister Klaus Sidortschuk, aus Sehnde Ralf Marotzke (CDU), Lutz-Alexander Lehmann (CDU), Olaf Kruse (SPD), Tordis Hanisch (SPD), Silke Gardlo (SPD), Sven Mathei (Piraten), Hans-Joachim Deneke-Jöhrens (CDU), Ulrich Kürte AfD, Bernward Schlossarek und Birgit Ballweg (Grüne). Das zeigte deutlich die politische Brisanz, die das Thema nach außen entwickelt hat.
In seinem Eingangsstatement gab Jagau gleich zu verstehen, dass man gemeinsam -Region und Menschen von Lehrte, Sehne – das Klinikum erhalten wolle. Dazu gäbe es eine Regionsentscheidung, doch man sei nicht alleiniger Herr des Verfahrens – und bezog sich dabei auf die Beschlusslage der Landesregierung und des Krankenhausplanungsausschusses.
Dr. Matthias Bracht gab danach zunächst eine Darstellung, was man sich mit dem Klinikum Lehrte vorstelle. Demzufolge bestehe eine gemeinsame Planung mit dem Klinikum Lehrte und den beiden Stanorten Laatzen und Großburgwedel. Danach hätte Lehrte eine Innere Medizin, ein Geriatriezentrum, eine Unfallchirurgie, eine HNO-Abteilung und eine allgemeine Versorgung sowie die Notfallmedizin und Radiologie – abgerundet durch eine Anästhesie.
“Als großer Unternehmer können wir dabei vieles standortübergreifend anbieten.” Immerhin, so Bracht, ist man heute mit dem Konzept weiter, aber noch nicht am Zielpunkt der Umsetzung. Dazu brauche man die Entscheidungen des Landes Niedersachsen. In Deutschland ist es erforderlich, eine Genehmigung vom Land zu haben, die regelt, wer was wo als Krankenhausleistung anbieten darf. Das geschieht über den Krankenhausbettenplan. Dafür berät der Planungsausschuss aus Krankenkassen und Krankenhausvertretern, dazu treten noch die Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände. „In diesem Gremium sitzen wir allerdings nicht drin als Eigentümer des Lehrter Krankenhauses“, so Bracht. Dort sagen die Krankenkassenvertreter derzeit “nein” zum Lehrter Bettenplan im Rahmen des Landes Niedersachsen.
Dieser Krankenhausplan listet alle Möglichkeiten für ein Krankenhaus auf. Da steht Lehrte nicht mit der Geriatrie drin – und somit ist es nicht „Bestandteil“ von Lehrtes Klinikum. „Da aber die Geriatrie auch in Chirurgie oder Orthopädie enthalten ist, können wir das trotzdem machen, nur wird es nicht als spezielle ‚Geriatrie‘ wahrgenommen. Diese Lösung kann nicht verhindert werden durch den Krankenhausplan, der im Übrigen alle sieben Jahre fortgeschrieben wird. Die Anzahl der Betten wird dabei auch “entwickelt”, je nach Anzahl der erfolgten Operationen – beispielsweise. Die Bettenzahl bestimmt nicht die angebotenen Leistungen, sondern sind auch fachübergreifend zu sehen.
Nach zwei Jahren Beratung des Ausschusses soll Lehrte folgendes bis 2024 erhalten: Nach Antrag 136 Betten, derzeit (noch nicht entschieden) sind es nur 116. Die fehlenden 20 Betten sind derzeit noch in Langenhagen zugeordnet, das aber die geriatrische Abteilung an Lehrte abgeben soll. Nach Antrag und Diskussion soll Lehrte 69 (statt 89) Betten für die „Innere Medizin“ bekommen, Chirurgie/HNO erhalten 47 und die “neue“ Reha/TK 22. „Der Entscheid sieht keine Streichung oder Kürzung für Lehrte vor, aber wir haben noch nicht das bekommen, was wir wollen“, so Bracht.
Baulich soll folgendes laut Bracht realisiert werden: Prozessoptimierte und sinnvolle Zusammenfassung aller geriatrischen Leistungsbereiche. Dazu ein Teilneubau mit 2695 Quadartmeter Nutzfläche. 40 akutmedizinische Betten, 22 Reha-medizinische Betten und 14 geriatrische Betten. „Die Kosten dafür betragen etwa17 Millionen, die das Land nicht bezuschussen wird. Dafür aber wird es nun einen Regionsbeschluss geben, den wir einbringen will, damit Klarheit herrscht und es nicht noch größere Zeitverzögerung gibt“, versprach Jagau. Dass der eine Mehrheit bekommen wird – und auch dass sich das Land für die noch fehlenden 20 Betten stark machen wird -, versprachen die anwesenden Politiker aller Parteien der verschiedenen Entscheidungsebenen. „Damit werden wir handlungsunabhängig von einem Ausschuss und dem Land, was auch unseren Mitarbeitern Sicherheit geben wird – und uns die Kräfte erhalten wird“, so Bracht. Denn einige Mitarbeiter haben das Klinikum wegen der „unsicheren Lage“ bereits verlassen.
In der Zusammenfassung vor der Diskussion stellte die Regionsführung klar: Der Eigentümer erhält nach dem Beschluss der Region zur Kostenübernahme Handlungsfähigkeit und wird um die 20 fehlenden Betten kämpfen. Der eigene Zeitplan sieht eine Bau- und Umsetzungsphase von vier Jahren vor. „Wir alle haben ein gemeinsames Interesse, dass es nun vorangeht und wir Sicherheit bekommen”, so Bracht und Jagau unter Applaus zum Schluss.
In der Fragerunde betonten zunächst die politischen vertreter aus Stadt Region und Land, dass man sich im wesentlichen einig sei, den Standort zu erhalten und sich für die fehlenden Betten einzusetzen. Dazu sei der Verbund der drei Standorte Laatzen, Lehrte und Großburgwedel eine tragende Säule in der Regionsversorgung im Osten und werde finanziell ausgestattet werden. Der Bauplatz soll neben der Seite des Krankenhauses sein. Und das Land macht einen sogenannten „Feststellungsbescheid“, der erst nach dem Neubau erstellt wird. Er enthält dann die genannte Bettenzahl. Die tatsächliche Zahl wird später festgestellt und anerkannt. „Da setzen wir dann mit den 20 noch fehlenden Betten an“, so Jagau.
Natürlich kam auch die Frage nach der Zukunft des Standortes, denn 120 Betten sind genauso wie 130 oder 105. „Unser Vorteil ist, dass unsere Standorte durch die Verbundsynergie zwischen den Standorten die Breite erhalten, die ein kleines einzelnes Krankenhaus nicht bieten kann. „Schwerpunktversorgung an drei Standorten‘, so heißt unser Konzept”, betont Bracht. “Unser Vorteil ist dabei der Verbund statt des Einzelangebots.” Eigentlich wollte der Kostenträger, die Krankenkassen, im Planungsausschuss mit der Verlagerung der Geriatrie nach Großburgwedel eine Standortzusammenführung in einem “größeren” Zentrum. Damit sollte, so Bracht, wohl verhindert werden, dass Lehrte bleibt.
In seinem Schlusswort dankte Bürgermeister Klaus Sidortschuk dem Regionspräsidenten: „Danke an Hauke Jagau und Dr. Matthias Bracht für ihren Besuch. Wir haben zwei wichtige Erkenntnisse. Das Land kann das Klinikum nicht verhindern und uns wurde von Hauke Jagau und den Mehrheitsführern in den Parlamenten bestätigt, dass das Klinikum bleibt.. Und danke an sie, die Bürger, dass sie hier sind – denn das zeigt die Wichtigkeit der Frage für Lehrte.“ Und Jagau sagte zum Schluss: „Durch die Verunsicherung wegen der Diskussion um Lehrte sind uns schon Fachkräfte verloren gegangen. Dabei haben wir durch die Regionsentscheidung nun die Chance, unsere Vorsteellungen umzusetzen. Morgen werden dann die Krankenhaus-Vertreter die Lösung wieder verteufeln. Gehen sie versichert raus: die Mehrheiten sind vorhanden, es gibt Sicherheit”, schloss Jagau den Abend.
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