Landesschulbehörde erhöht Abordnungszeit – KGS Sehnde streicht Arbeitsgemeinschaften
Einer Anordnung der Landesschulbehörde zufolge muss die KGS Sehnde im kommenden Schulhalbjahr wieder Abordnungsstunden leisten. Darunter versteht man die Stunden, die Lehrer an anderen Schulen aushelfen müssen, um dort die „Basisschulausbildung“ der Schüler sicherzustellen. Das ist landes- und bundesweit derzeit so üblich und hängt mit dem Mangel von Lehrkräften in den Schultypen Grund-, Haupt- und Realschule zusammen. Dabei gibt die Landesschulbehörde die Anzahl der Stunden vor, die an fremden Schulen zu leisten sind. Das trifft auch wieder die KGS Sehnde, aber auch viele andere Schulen in Niedersachsen. Für die KGS bedeutet das nun, dass 15 der 19 von Lehrern angebotenen Arbeitsgemeinschaften (AGs) im kommenden Schuljahr entfallen.
Diese Abordnung wurde jetzt vor dem Schuljahr für das erste Halbjahr neu geregelt. Im vergangenen Halbjahr war die KGS mit 52 Stunden belastet worden, nun werden es im ersten Halbjahr sogar 106 sein. Die Landesschulbehörde teilt SN dazu mit: Wir müssen „die Gesamtsituation der Schulen in der Region Hannover im Blick behalten. Wir haben bei der Berücksichtigung der Gesamtversorgung eine gleichmäßige Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Oberste Priorität liegt dabei auf der Sicherstellung des Pflichtunterrichts sowie der Verlässlichkeit der Grundschulen. Die KGS Sehnde ist nach aktuellem Stand auch im 1. Halbjahr des kommenden Schuljahres besser versorgt als viele der anderen weiterführenden Schulen in der Region Hannover, selbst nach Abzug der Stunden, mit denen die KGS andere Schulen unterstützen wird.“
Dabei bleibt es nach Angaben der Landesschulbehörde der Schule überlassen, wie diese zu leistenden Abordnungsstunden aufgefangen werden. Demnach hat die KGS auf Grund der Sachzwänge entschieden, die Stunden aus den bislang angebotenen Arbeitsgemeinschaften zu gewinnen. Schuldirektorin Sandra Heidrich begründet es: „Da der Pflichtunterricht von Kürzungen ausgenommen werden muss, sieht die Schule sich gezwungen, die abzugebenden Stunden aus den Unterrichtsangeboten des Ganztagsbereichs zu nehmen. Die von Lehrkräften der KGS geleiteten Arbeitsgemeinschaften werden daher im kommenden Schuljahr nicht stattfinden können. Auch Förderangebote werden eingeschränkt.“
Christoph Stahl vom Schulelternrat der KGS bestätigt die Kürzungen und bemängelt die daraus resultierende Unterrichtsversorgung: „Die vorgesehene Unterrichtsversorgung reicht kaum mehr für die Sicherstellung des Pflichtunterrichts, sodass an den weiterführenden Angeboten massiv gekürzt werden musste. Zusätzlich zu den AGs wird der Trainingsraum gestrichen, wo Kinder besonders betreut werden konnten und bei der Anschlussförderung gekürzt, wo jetzt Gruppen zusammengelegt werden müssen.“ Er bestätigt auch, dass von den Abordnungen alle weiterführenden Schulen des Landes betroffen sind, aber für die KGS sind das vier Lehrer, die fehlen werden. Aktionen dagegen sind allerdings so kurz vor den Ferien nicht mehr geplant, aber „es gibt ein Planungstreffen zu dem Thema am Ende der Sommerferien und auf jeden Fall eine Veranstaltung in der Schule am 26. August, wo sich eigentlich die ganzen neuen AG-Gruppen vorstellen sollten, und die jetzt wohl mehr eine Gedenkfeier wird.“ (siehe hierzu auch den gesonderten Beitrag). Auch die Schülerschaft ist natürlich aktiv. Hier werden gerade in der Schule Plakate aufgehängt und Handzettel verteilt, da ist die Schülervertretung maßgeblich beteiligt. Der Handzettel macht auch einen klaren Aufruf zur Beschwerde.
Dass bundesweite Schulabordnungen im neuen Schulhalbjahr stattfinden, ist der Sehnder Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann bekannt, um den Lehrermangel auszugleichen und vor allem die Grundschüler mit dem erforderlichen Stundenpaket auf ihren weiteren Schulweg vorzubereiten. Deshalb hat das niedersächsische Kabinett jetzt beschlossen, die Einstiegsgehaltsstufe der Grundschullehrer anzuheben und so mehr Lehrer auch für diese Schulstufen gewinnen zu können. Zudem sollen Einmalzahlungen die Attraktivität erhöhen. „Ich habe überdies eine Anfrage an das Kultusministerium gerichtet mit der Bitte, mir noch vor den Sommerferien unter anderem mitzuteilen, wie die KGS Sehnde im Vergleich zu anderen Schulen des Landes in der Lehrerversorgung dasteht. Außerdem möchte ich wissen, welche Schritte konkret zur Gewinnung von mehr Lehrern unternommen wurden.“ Das alles, das weiß die Abgeordnete, löst das Problem jedoch nur langfristig.
So schwer verständlich diese Abordnungen für die Betroffenen an der KGS sind, im Interesse der nachwachsenden Schülergenerationen meint Lesemann auch: „Zu guten Schulen gehören selbstverständlich auch Arbeitsgemeinschaften. Aber wenn nicht genügend Lehrkräfte da sind, muss man sich zunächst arrangieren – und um die Basisversorgung der jungen Schüler kümmern.“ Bleibt zu hoffen, dass es nach den Ferien noch zu einem für alle tragbaren Kompromiss kommen kann.
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