Region Hannover will sprinti bis Ende 2027 verlängern
Das On-Demand-System sprinti ist ein echtes Erfolgsmodell in und für die Region Hannover. In zwölf Umlandkommunen fahren die Kleinbusse und Sprinter virtuelle Haltepunkte an, um die Fahrgäste in der Region Hannover sicher, flexibel und bequem von A nach B zu befördern. Mit steigender Nachfrage: Allein im März wurde erstmals die 100.000er Marke erreicht, rund 106.000 Fahrten absolvierte der sprinti hier. Doch dann lief die Förderung des Bundes aus und trotz des Statements von Verkehrsminister Olaf Lies in Sehnde stand die Finanzierung des Systems plötzlich in Frage (SN berichtete). Nun trifft die Regionsversammlung eine Entscheidung.
Trotz Preisgewinns kein Geld
Bis Ende 2024 wird das Projekt noch mit rund 17 Millionen Euro gefördert. Trotz des Gewinns des deutschen Mobilitätspreises als „Best Practice“-Beispiel, läuft die Förderung aus. Die Regionsverwaltung hat aufgrund dessen Pläne entwickelt, wie sprinti fortgesetzt werden kann. Geplant ist, die Finanzierung des On-Demand-System sprinti für die Jahre 2025, 2026 und 2027 zu sichern und somit vorerst drei weitere Jahre in der Tarifzone C zu verlängern. Hierfür – so der formale Akt – wird der Dienstleistungsvertrag zwischen der üstra und dem Betreiber Via für drei weitere Jahre verlängert. Somit bleiben die 120 Fahrzeuge – davon ein Viertel vollelektrisch – für zwölf Regionskommunen und somit potenziell 360.000 Fahrgästen aus der Region Hannover mittelfristig erhalten.
Regionspräsident Steffen Krach: „Es ist kein Geheimnis, dass wir sprinti erhalten wollen. Sprinti ist und bleibt ein Vorzeigemodell, das zeigen Studien und das bekommen wir immer wieder von den Menschen und auch aus anderen Regionen gespiegelt. Wer ein Erfolgsmodell wie sprinti entwickelt und nach der Analyse die Bestätigung bekommt, wie sehr solch ein Modell die Mobilität im Umland revolutionieren kann, der gibt das nicht einfach wieder auf. Und wir merken, dass die Nachfrage in den Kommunen steigt. Täglich nutzen rund 3.500 Menschen den sprinti, an Spitzentagen sogar 4.000. Mittlerweile haben auf diese Weise rund 1,5 Millionen Fahrgäste den sprinti genutzt. Diese Entwicklung stärken wir – mit einer verlässlichen Finanzierung.“
Haushalt der Region springt ein
Da die Förderung des Bundes ausläuft, ÖPNV aber niemals kostendeckend arbeitet, finanziert die Region Hannover den Betrieb des sprinti ab 2025 vorerst aus dem eigenen Haushalt. Hierfür sind durchschnittliche Kosten von rund 24 Millionen Euro jährlich einzuplanen. Gleichzeitig spart die Region Hannover rund 5,5 Millionen Euro jährlich durch den Wegfall von Bus- und Bedarfverkehrsleistungen an Orten, an denen der sprinti etwas Stadtbusse ersetzt ein.
Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz sieht die Entwicklung positiv: „Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten alle möglichen Varianten geprüft, wie wir an Fördermittel kommen können. Aktuell sieht es nicht danach aus. Unser Ziel: Wir wollen den Beschäftigten und den Fahrgästen so früh wie möglich Sicherheit und Planbarkeit geben. Der sprinti ersetzt viele Elterntaxis, etwa zum Sportverein. Das sind genau solche Strecken, die vorher zwangsläufig mit dem Auto gefahren wurden.“
Auch wissenschaftlich ein Erfolg
Wie bei einem Modellprojekt – wie es sprinti bisher war – üblich, wurde das On-Demand-System wissenschaftlich begleitet. Ein Ergebnis daraus zeigt, dass sprinti-Fahrgäste sich besonders sicher fühlen. 93 Prozent der Befragten haben ihr Fahrterlebnis als sehr gut und gut beschrieben. Und noch etwas zeigt sich: Denn durch die Flexibilität der sprinti-Flotte sind auch Anpassungen möglich – und werden auch in Zukunft durchgeführt, wie üstra-Vorstand Elke van Zadel erklärt: „Sprinti hat die Mobilität im ländlichen Raum deutlich verbessert – und das wissen die Menschen in den zwölf Kommunen der Region zu schätzen. Die durchschnittliche Kundenbewertung für sprinti liegt bei 4,7 von 5 Sternen – das ist ein tolles Kompliment auch für alle Fahrerinnen und Fahrer.“ Die vergangenen Monate, so Zadel, hätten gezeigt, dass die 20 Mini-Busse mit ihren 18 Sitzen nicht in allen Kommunen die richtige Antwort auf die Kundenwünsche sind. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Hälfte davon durch Mercedes Sprinter mit sechs Plätzen zu ersetzen.
Opposition stimmt zu
„Die Entscheidung, wenig nachgefragte Buslinien in den Umlandgemeinden durch den bedarfsorientierten sprinti zu ersetzen, ist richtig“, so Robert Reinhardt-Klein, stellvertretender verkehrspolitischer Sprecher der Gruppe CDU/FDP in der Regionsversammlung. „Eine Fortführung des sprinti-Projekts ist eine sinnvolle Maßnahme, die die Lebensqualität der Menschen im ländlichen Raum steigert. Bei aller Euphorie über das Projekt darf aber die Tarifzone B nicht außer Acht gelassen werden. Auch hier müssen Busse in ausreichender Taktung fahren, die in der Zone B nicht im Einzugsbereich der Stadtbahnlinien liegen, um im gesamten Tarifgebiet ein ausgewogenes ÖPNV-Angebot vorzuhalten.
Entscheidung nächste Woche
Im Rahmen des Verkehrsausschusses am 30. April wird die Regionsverwaltung der Politik eine Beschlussdrucksache vorlegen. Regionspräsident Steffen Krach: „Es ist wichtig, in solch einem Projekt eine breite politische Zustimmung zu bekommen – daher laufen aktuell bereits die Gespräche.“
Anzeige