Region initiiert Clearingstelle für Menschen ohne gültige Krankenversicherung

Alle Menschen haben das Grundrecht auf Gesundheit und medizinische Versorgung – unabhängig von Herkunft oder sozialer Situation. Doch nicht alle Frauen und Männer, die in der Region Hannover leben, haben einen gültigen Versicherungsschutz und somit Zugang zur medizinischen Regelversorgung. Besonders Obdachlose und Zuwanderer aus EU-Ländern oder Menschen in prekären Lebensverhältnissen sind davon betroffen. Zwar ermöglichen niedrigschwellige Versorgungsangebote die medizinische Basisversorgung, doch sind weiterführende Behandlungen aufgrund der fehlenden Krankenversicherung oft nicht ohne weiteres möglich. Die Region Hannover will jetzt eine „Clearingstelle“ einrichten, die Betroffenen hilft, bestehenden Krankenversicherungsschutz zu klären.  Oder Wege zu finden, an die Regelversorgung angeschlossen zu werden. Rund 170 000 Euro jährlich hat die Region dafür angesetzt. Es startet zunächst als ein dreijähriges Projekt, für das die Regionsversammlung am Dienstag grünes Licht gegeben.

Die Region richtet eine Clearingstelle ein – Foto: JPH

Zwei Fachkräfte sollen in die Clearingstelle

Die Gesundheitsdezernentin der Region, Cora Hermenau, sagt hinzu: „Oft suchen Menschen ohne klaren Versicherungsschutz erst sehr spät medizinische Versorgungsangebote auf, wenn Krankheiten schon weit fortgeschritten sind. Das macht die Behandlung komplizierter und die Gefahr besteht, dass Krankheiten chronisch werden. Die Clearingstelle soll hier ansetzen und frühzeitige Versorgung erleichtern.“

Geplant ist, dass eine sozialversicherungsrechtlich ausgebildete Fachkraft mit den Betroffenen den individuellen Anspruch ermittelt. Das betrifft die Aufnahme in eine gesetzliche oder private Krankenversicherung bis hin zu Leistungen der Sozialhilfe oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Bei Bürgern aus den EU-Ländern soll zum Beispiel mit den jeweiligen Generalkonsulaten geprüft werden, ob über das Herkunftsland noch eine Versicherung oder zumindest ein Versicherungsanspruch besteht. Außerdem soll eine zweite Fachkraft in der Clearingstelle zusätzlich die Betroffenen dabei unterstützen, Anträge zu stellen, und andere medizinische und soziale Einrichtungen über die Zugänge zur Krankenversorgung beraten.

Träger sollen die Wohlfahrtsverbände sein

Die Trägerschaft der Clearingstelle soll in die gemeinsamen Hände von Trägern der freien Wohlfahrtspflege gegeben werden. „Das ist sehr sinnvoll, da sich die vorhandenen niedrigschwelligen Versorgungsangebote der Träger schon so gut etabliert haben, sie gut miteinander vernetzt sind und vor allem die Betroffenen die Einrichtungen bereits kennen“, erklärt Hermenau. Derzeit fahren etwa die medizinische Straßenambulanz des Caritasverbandes Hannover oder das Zahnmobil des Diakonischen Werks Hannover regelmäßig die Tagesaufenthalte und Notunterkünfte in Hannover an. Die Malteser Migranten Medizin hat eine ärztliche Notfallversorgung für Menschen ohne Krankenversicherung oder ohne Ausweispapiere. Beim Gesundheitsamt der Region haben unter anderem Frauen ohne gesicherten Krankenversicherungsschutz die Möglichkeit zur Schwangerschaftsvorsorge, während die Institutsambulanz im Kontaktladen „Mecki“ eine regelmäßige medizinische Versorgung anbietet.

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