„Section Control“ auf der B 6 bleibt vorläufig verboten
Der 12. Senat des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts hat durch Beschluss vom 10. Mai 2019 die Beschwerde der Polizeidirektion Hannover gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Hannover vom 12. März 2019 (SN berichteten) zurückgewiesen. Mit diesem Beschluss war der Polizeidirektion im Wege der einstweiligen Anordnung vorläufig untersagt worden, von dem Antragsteller geführte Fahrzeuge mittels der sogenannte „Section Control“ auf der B 6 zwischen Gleidingen und Laatzen zu überwachen. In der Folge musste diese von Niedersachsen als erstem Bundesland erprobte Geschwindigkeitsüberwachungsanlage ausgeschaltet werden.
Die Besonderheit dieser, in anderen europäischen Ländern schon länger eingesetzten Art der Geschwindigkeitsüberwachung, besteht darin, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit über eine längere, hier rund zwei Kilometer umfassende Strecke ermittelt wird. Deshalb wurden bei der Ein- und Ausfahrt in die überwachte Strecke „vorsorglich“ die Kennzeichen aller Fahrzeuge erfasst, und zwar unabhängig von ihrer Geschwindigkeit. Bei der Ausfahrt wurde dann geprüft, ob diese Autonummer zu schnell im Abschnitt gewesen ist. Dafür aber mussten zunächst verdachtsunabhängig alle Autonummern erfasst werden. Dagegen hatte sich der Kläger im März gewehrt.
Ausschlaggebend für die jetzige Zurückweisung der Beschwerde war, dass sich die Polizeidirektion Hannover mit den tragenden Gründen des verwaltungsgerichtlichen Beschlusses nicht hinreichend auseinandergesetzt hat. So hat sie im Widerspruchsverfahren insbesondere nicht dargelegt, warum der Antragsteller die vom Verwaltungsgericht in der Abschnittskontrolle gesehene Grundrechtsverletzung im überwiegenden öffentlichen Interesse vorübergehend hinnehmen müsse. Nicht zu entscheiden war daher über die Frage, ob es zukünftig eine taugliche Rechtsgrundlage für die Abschnittskontrolle gibt, wenn nämlich der Landtag – wie angekündigt – in diesem Monat eine entsprechende Änderung des Niedersächsischen Gesetzes für Sicherheit und Ordnung beschließt.
Gegen die Entscheidung des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts in dem Eilverfahren ist kein Rechtsmittel gegeben. Die unterlegenen Beteiligten können allerdings bei einer Änderung der Rechtslage, also bei Verabschiedung des neuen Polizeigesetzes, gegen das morgen in der Innenstadt von Hannover demonstriert werden wird, eine erneute gerichtliche Überprüfung beantragen.
Daneben ist beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht noch das die Hauptsache betreffende Berufungsverfahren derselben Beteiligten anhängig und wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
Anzeige