Zitate von überlasteten Frauen auf den Boden gemalt
„Ich laufe im Hamsterrad und funktioniere einfach. Irgendwie. Immer weiter. Wie lange noch?“ – dieses und weitere anonyme Zitate haben Künstlerinnen der „Kunstspirale“ aus Hänigsen am Internationalen Frauentag auf den Hindenburgplatz in Uetze gemalt. Das Frauenbündnis Uetze hat die Aktion unter dem Motto „Auf dem Boden der Tatsachen: Ein Jahr Corona – im Spagat“ anlässlich des Internationalen Frauentages organisiert.
„Die Aussagen hat das Frauenbündnis gesammelt, um Frauen eine Stimme zu verleihen“, berichtet AWO Frauenberaterin Sarah Ogiermann. Der Corona-Lockdown habe vielen Frauen sehr viel abverlangt – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei durch die fehlende Kinderbetreuung besonders schwer für sie gewesen. „Viele Frauen berichten, dass sie an ihre Grenzen stoßen. Sie sind auf sich alleingestellt.“ Dieses Gefühl spiegelt auch ein anderes Zitat auf dem Hindenburgplatz wider: „Ich trage sehr gerne Verantwortung, weil es bedeutet, gebraucht zu werden und gestalten zu können. Aber in Corona Zeiten habe ich das Gefühl, dass ich keiner einzigen gerecht werde.“
Mit den aufgemalten Zitaten wollen das Frauenbündnis und die AWO Frauenberatung auf die ungerechte Verteilung der sogenannten Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen hinweisen. Auch bei der Elternzeit seien die Lasten ungleich verteilt: „Frauen nehmen sie viel häufiger in Anspruch und sind anschließend in Teilzeit beschäftigt, während die Väter voll weiterarbeiten.“ Diese Ungleichheit habe auch finanzielle Folgen für die Frauen: eine schlechte Altersvorsorge und Armut im Alter. Uetzes Gleichstellungsbeauftrage Ann-Kristin Rauhe weist auch auf die finanzielle Abhängigkeit von Frauen hin: „Frauen mit wenig eigenem Einkommen haben es schwerer, freie Entscheidungen in ihren Leben treffen zu können.“
Zusammengefasst wird die Belastung von Frauen auch im englischen Fachbegriff Mental Load, der auf einem der Info-Plakate erklärt wird, die Rauhe und Ogiermann am Hindenburgplatz aufgehängt haben. Die fehlende Kinderbetreuung während des Lockdowns habe die Situation für viele Frauen in Uetze zusätzlich erschwert. „Das ist ein echter Spagat, den die Frauen leisten müssen – sie haben keine Zeit, sich auch mal um sich selbst zu kümmern“, sagt Rauhe.
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