Vorsicht bei geschwächten Fledermäusen: Fledermaustollwut
In der Region Hannover wurde bei einer Breitflügelfledermaus Tollwut festgestellt. Das Tier wurde in schlechtem Gesundheitszustand in Neustadt a. Rbge. gefunden und in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen abgegeben. Dort musste die Fledermaus eingeschläfert werden. Die Laboruntersuchung hat jetzt ergeben, dass das Tier mit Tollwut infiziert war.
Die Veterinärbehörde der Region Hannover möchte aus diesem Anlass die Einwohner für den Umgang mit Fledermäusen sensibilisieren. „Fledermäuse sind scheue Tiere und meiden den unmittelbaren Kontakt zu Menschen. Wenn tagsüber flugunfähige Fledermäuse gefunden werden, sollte man diese auf keinen Fall anfassen“, erklärt Dr. Michael Schimanski, Amtstierarzt bei der Region Hannover. „Wenn sich dies nicht vermeiden lässt, beispielsweise um das Tier aus der Wohnung, von der Terrasse oder dem Balkon zu entfernen, sollte man dabei unbedingt einen dicken Handschuh tragen.“ Von toten Tieren geht keine Gefahr aus, sie können über den Hausmüll entsorgt werden.
Was ist Fledermaustollwut?
Tollwut ist eine von Viren ausgelöste Erkrankung, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden kann. Deutschland gilt seit 2008 als frei von klassischer Tollwut. Alle seitdem aufgetretenen Fälle wurden bei illegal eingeführten Hunden festgestellt. Allerdings gibt es weiterhin Tollwut in der Fledermauspopulation. Die Fledermaustollwut wird als eigenständige Erkrankung betrachtet. Sie wird von einem anderen Virustyp ausgelöst als die klassische Tollwut. An Tollwut erkrankte Fledermäuse zeigen neurologische Ausfälle, haben Schluckbeschwerden, sind oft aggressiv und infolge von Lähmungserscheinungen liegen sie häufig am Boden. Die Infektion kann aber auch symptomlos verlaufen. Grundsätzlich sind auch andere Tiere und der Mensch für Fledermaustollwut empfänglich.
Dies ist jedoch ein sehr seltenes Einzelgeschehen. Europaweit sind nur fünf Fälle bekannt, in denen Säugetiere mit dem Fledermaustollwutvirus infiziert waren. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) wertet jedes Jahr Proben von Haus- wie Wildtieren in Hinblick auf das Vorkommen des Tollwutvirus aus. Im Jahr 2022 waren 19 Prozent der untersuchten Fledermäuse mit dem Virus infiziert; 2021 waren es 13 Prozent, 2020 lag die Quote bei fünf Prozent.
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