Wie soll es weitergehen in der Corona-Krise? Hauke Jagau gibt Ausblick

Donnerstag tagt die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder und man diskutiert das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Was wird gelockert, was bleibt  – und was wird geändert, das ist die wesentliche Frage. Und die Herstellung der Einheitlichkeit in den Ländern? Ist sie weiter erforderlich? Hat Berlin den Zoo geöffnet, hat NRW die Möbelgeschäfte als „essentiell“ eingestuft und die 800 Quadratmeterregel unterlaufen und tragen die Menschen erst seit Mittwoch Masken in Schleswig-Holstein. All das soll wieder auf Spur gebracht werden.

Regionspräsident Hauke Jagau gab einen Blick in die mögliche Weiterentwicklung von Lockerungen – Foto: JPH

Doch zuvor hat der Regionspräsident Hauke Jagau gemeinsam mit der Gesundheitsdezernentin Cora Hermenau und dem Gesundheitsamtschef der Region, Dr. Mustafa Yilmaz, ein Fazit des gegenwärtigen Standes gezogen. Und zugleich eine Wunschliste für die nächsten Schritte mitgeteilt. Am 29.02.2020 waren laut Jagau 1884 Personen in der Region erkrankt, davon 1014 in der Landeshauptstadt und 870 in der Region. Derzeit sind es noch 900 akute Fälle, die Auslastung der Krankenhäuser liege bei 40 Prozent. „Der Shut Down war richtig“, so Jagau, „auch um das Bewusstsein der Menschen zu wecken und einen schnellen Stopp der Ausbreitung zu erreichen.“

Allerdings sieht Jagau die Region Hannover, die an diesem Tag nur eine Neuerkrankungsrate von sieben Fällen hatte – tags darauf 35 Fälle und heute glatt Null – auf einem guten Weg und gut vorbereitet. Die Maßnahmen haben gegriffen, der erste Lockerungsschritt hat keine Anstiege in den Fallzahlen herbeigeführt und nun könne man den nächsten Schritt tun. Dabei sieht Jagau die Lösung nicht unbedingt in einem Gleichschritt der Länder, sondern ist eher für „Insellösungen“. „Das Grundgesetz gilt weiterhin“, so Jagau und sah sich ganz dicht bei Bundestagspräsident Schäuble. „Man darf die Menschen nicht zu Objekten des Staates machen.“

Und so befürwortet er weitere Lösungen der Corona-Bremse. „Man kann doch nicht in Mecklenburg-Vorpommern, wo kaum Fälle sind, die gleichen Einschränkungen anordnen wie im niedersächsischen Oldenburg oder Pattensen“, so Jagau am Dienstag bei der Pressekonferenz. „Da müssen jetzt zugeschnittene Einzellösungen erarbeitet werden.“ So könne man sich durchaus vorstellen, dass Tennis-Einzel gespielt werden dürften, ein Einer-Ruderer unterwegs sein – und ein Achter einer ganzen Familie – vielleicht. Ja, die Unterbrechung der Infektionskette sei Ziel des Infektionsschutzgesetzes, aber nichts darüber hinaus. „Alten Menschen das Ausgehen zu verbieten, ist unlogisch“, so Jagau. „Und so müssen wir wegkommen vom Gießkannenprinzip.“ In Kontakt mit den Gesundheitsämtern müsse man spezielle Lösungen finden.

Dr. Mustafa Yilmaz rät zur vorsichtigen Lockerung – Foto: JPH

Die Wunschliste ist groß – ob sie sich realisieren lässt, werden wir heute Abend wissen. Es sollen Zoos wieder öffnen dürfen – in Berlin bereits geschehen -, das Ziel müsse es sein „logisch zu handeln und Akzeptanz zu erhalten“. Die Gastronomie bricht langsam ein und die Touristikbranche liegt mehr oder weniger schon brach. Gottesdienste in Sachsen-Anhalt sind möglich, Spielplätze hat Berlin geöffnet.

Die Erwartungen von allen Seiten sind also hoch. Und Restrisiken, so Jagau, sind nicht zu vermeiden. Mit Pauschalverboten komme man nun nicht weiter, jetzt gelte es also, regional und lokal zu reagieren. Man dürfe nicht vergessen, dass die Grippe 25 000 Tote hinterlassen habe, ohne dass jemand darauf reagiert habe.

Der Bürgermeister von Sehnde, Olaf Kruse, hat natürlich Wünsche an den nächsten Schritt. „Aber wir sind nur ausführendes Organ“, so der Bürgermeister. „Auf jeden Fall werden wir keinen Schritt machen, ohne ihn mit dem Gesundheitsamt abzustimmen.“ Das betrifft die Öffnung des Waldbades zum Beispiel. Das Chlor ist tödlich für das Virus, aber wie gestaltet sich der Kontakt auf der Liegewiese und im Sportbereich? Wer überwacht das? Auch für die Spielplätze könne man Konzepte erarbeiten, aber auch hier müsste das Gesundheitsamt grünes Licht geben – und die Überwachung sichergestellt sein. Unabhängig von der Einsicht in die Maßnahmen seitens der Eltern. Wie sollen die Schulen anlaufen und welche Einschränkungen könnten die Wiedereröffnung für Gaststätten erlauben? „Wir stehen in Sehnde derzeit gut da, aber das dürfen wir nicht leichtfertig aufgeben. Da arbeiten wir eng mit der für uns maßgeblichen Region zusammen.“

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