Hannover 96 spielt wie erwartet – lockeres Trainingsspiel für die Bayern
Ein Sahnetag müsse es sein, damit man gegen die Bayern gewänne, sagte Trainer Andre Breitenreiter in der Pressekonferenz am Donnerstag. Den allerdings hatten dann die Bayern, die nach dem Anpfiff in nur zwei Minuten nach einer Kopfballabwehr von Felipe durch Kimmich das 0:1 erzielten. In der Folge versuchten die Hausherren viel, verloren aber den Ball immer sehr schnell wieder im Mittelfeld, wo die Bayern teilweise mit vier Spielern gleichzeitig sich den Ball zurückholten – ein Lehrstück. Hier sah man trotz der intensiven Laufarbeit der Hannoveraner den vorhandenen Leistungsunterschied – was auch auf die Passgenauigkeit zutraf. Nur Anton konnte mit 80 Prozent da überzeugen, doch half das dem Team wenig. Zudem nutzte Bayern immer wieder die Chance, aus der zweiten Reihe aufs Tor zu schießen und auf den zurückkommenden Ball zu spekulieren. Hannover dagegen konzentrierte sich bei seinen sehr wenigen Angriffen am Strafraum immer auf die Mitte, wo man oft zu nah beieinander stand und nicht zum Abschluss kam. Da war das 0:2 nur eine logische Frage der Zeit – und es fiel dann wieder aus einem abgewehrten Ball aus der zweiten Reihe nach einem sehenswerten Schuss von Alaba – Esser war chancenlos.
Und es dauerte tatsächlich bis zur 42. Minute, bevor 96 den ersten wirklich guten Angriff in den Strafraum der Gäste bringen konnte. Die zeigten sich aber unbeeindruckt und hatten bis zum Halbzeitpfiff ihrerseits noch einen schönen Angriff auf Lager – ohne das Ergebnis weiter zu erhöhen.
Dann stoppte Schiedsrichter Sören Storcks die sehr einseitige Partie und schickte die Mannschaften in die Kabine. Die einen brauchten den wärmenden Pausentee, die anderen den Sauerstoff in der Pause. Die Fans hofften, dass Trainer Breitenreiter noch die eine oder andere Variante einfiel, um die deutliche Einseitigkeit des Spiels noch anzugehen. Und etwas Sahne auf die Sahne Fußballtorte zu bringen.
Zum Wiederanpfiff wechselte Hannover Felipe gegen Maina aus und startete prompt den ersten Angriff. Da hinein fiel Kimmich um und es gab eine längere Behandlungspause. Der Bayer lief danach flott wieder von dannen – unter den Pfiffen der hannoverschen Fans, während der Ball von den Gästen wieder bei Esser landete. Kurze Zeit und einen der vielen Angriffe später – über rechts – bekommt die rote Abwehr den Ball mit drei Mann nicht in den Griff und Gnabry nutzte das Angebot zum 0:3. Danach wollen die Bayern offensichtlich ihr Torkonto gegenüber Dortmund verbessern und machten jetzt richtig Druck auf die Hausherren. Esser kann noch zweimal zur Ecke abwehren, nach vorn geht in dieser Phase rein gar nichts mehr – außer den ersten Zuschauern.
Dann die Wechsel: Hannover bringt noch Muslija und Elez für Füllkrug und Asano, Bayern Rafinha und Sanches für Alaba und Coman. Das eine Team wird nicht besser, das andere nicht schlechter. Im Parallelspiel gleicht Stuttgart gerade aus zum 1:1, einer der Mitabstiegsaspiranten enteilt möglicherweise heute noch etwas mehr.
Ab der 80. Minute enteilen dann viele Besucher dem Stadion, Hoffnung besteht heute nicht mehr, das Spiel selbst ist nicht mal richtig spannend. Zu beherrschend ist der Gast aus München. Zudem wirkt es so, als sehnten beide Teams aus unterschiedlichen Gründen den Abpfiff herbei, den Schiri Storck dann auch endlich gewährt. Damit geht ein sehr einseitiges Spiel zuende, in dem Hannover nur eine echte Chance hatte; aber dafür mal nicht mit dem Videobeweis hadern musste – das Positive an diesem Spiel. Und dann noch die endgültige Klatsche: Stuttgart gewinnt gegen Hertha zuhause und Düsseldorf gegen Freiburg. Den letzten Tabellenplatz hat man sich redlich erspielt. Statistisch gesehen sprechen 14:0 Ecken für Bayern, 32 Torschüsse gegenüber 3 der Hausherren und eine Passquote von 92 Prozent deutlich für die Gäste.
Da beschönigte Andre Breitenreiter nach dem Spiel auch nichts mehr und sprach es deutlich aus: „Wir haben uns zu wenig gewehrt. Das Spiel müssen wir schnell abhaken.“ Vielleicht bringen ja auch die beiden Rückkehrer Uffe Bech und Samuel Sahin-Radlinger etwas frischen Wind aus dem Norden mit? Am kommenden Wochenende muss an gleicher Stelle mehr her, da geht es zum Hinrundenschluss gegen das Mitkellerkind Düsseldorf. Und wenn man vorher in Freiburg…. – die Hoffnung stirbt eben zuletzt, doch bei vielen ist sie jetzt wohl schon tot.
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