Grüne Ratsfraktion fordert Klarheit bei der Notfallversorgung in Lehrte

Grüne Ratsfraktion fordert Klarheit bei der Notfallversorgung in Lehrte
Jetzt wollen die Grünen in Lehrte Klarheit zur medizinischen Planung des KRH - Foto: JPH

Regionspräsident Steffen Krach und der Geschäftsführer des KRH, Dr. Matthias Bracht, haben am 1. November 2023 die Medizinstrategie des KRH für den Standort Lehrte vorgestellt. Bereits in der Sitzung wurde deutlich, dass zahlreiche kritische Fragen offengeblieben sind. Deshalb hatte die Grüne Ratsfraktion in Lehrte im November 2023 beim Regionsklinikum nachgefragt, wie genau die zukünftige Notfallversorgung aussehen soll. Anhand von zahlreichen Beispielen wollten sie Klarheit über das künftige Angebot in Lehrte gewinnen. Dies ist aber nur teilweise gelungen und es bleiben weiterhin wichtige Fragen offen. 

Unabhängig davon, dass wichtige Fragen bislang offen sind, wurde trotzdem für die neue Medizinstrategie in der Ratsversammlung votiert – und nun soll die Klink Lehrte ab April abgewickelt werden.

Das KRH weist in seiner Antwort darauf hin, dass im Dezember 2023 ein Projektentwickler für Lehrte beauftragt wurde. Insofern könne derzeit nur eine erste vorläufige Skizze gezeichnet werden. Auf der Basis einer ersten orientierenden Bewertung des Bedarfs werden folgende Bausteine für die Behandlung von Notfallpatienten genannt:

  • Einrichtung eines durchgehend verfügbaren internistischen Dienstes mit Ultraschall für die Notfallversorgung der Inneren Medizin, z.B. für die Abklärung von akuten / unklaren Schmerzen, Abklärung von Herzinfarkt oder Schlaganfällen diffuse Brustschmerzen, Versorgung von dehydrierten Personen, hohem Fieber,
  • Prüfung eines Kassenarztsitzes Chirurgie im Rahmen des MVZ/RGZ, z.B für ambulante Operationen, die Versorgung von blutenden Wunden, Erstversorgung von leichten Sport- und Unfallverletzungen, Behandlung ausgerenkter Schultergelenke
  • Die Verfügbarkeit der Radiologie (Röntgen, CT) außerhalb der Kernarbeitszeiten wird im Rahmen des Konzepts geprüft
  • Der Rettungsdienst wird in Abhängigkeit von der Erkrankung ein geeignetes Krankenhaus anfahren. Die Weiterverlegung wird sichergestellt. Patienten mit akuten lebensbedrohlichen Erkrankungen werden sofort verlegt
  • Wie auch bislang werden Polytraumata, akute Herzinfarkte und Schlaganfälle nicht in Lehrte behandelt.

Bei der Darstellung des Notfallkonzepts ist gemäß KRH die Unterscheidung von zwei Phasen erforderlich: In Phase I sollen auch nach der Verlagerung der chirurgischen Abteilungen nach Großburgwedel ein internistischer Dienst mit 24/7-Verfügbarkeit, das MVZ Radiologie, die Klinik Innere Medizin, elektive Sprechstunden in der Allgemeinchirurgie, ambulante Operationen, Dialyse und Schmerztherapie angeboten werden. Notfälle werden verlegt und eine Notaufnahme wird es nicht mehr geben – was zugleich bedeutet, dass Notfallpatienten den weiten Weg nach Großburgwedel oder Hannover nehmen müssen nach häuslichen Unfällen. Für Phase II entwickelt das KRH derzeit das Konzept für ein RGZ. In diesem Rahmen soll auch das Angebot stationärer Betten geprüft werden.

Befürchtungen zur Versorgung

Die Grünen im Lehrter Stadtrat befürchten nun, dass dies nicht annähernd zu der vom Regionspräsidenten angekündigten Verbesserung der Notfallversorgung führt. Es ist zu befürchten, dass selbst leichte chirurgische Fälle nicht mehr vor Ort versorgt werden. Es ist völlig unklar, wie der sogenannte internistische Dienst ausgestaltet ist und ob er tatsächlich einen sinnvollen Beitrag zur ambulanten Notfallversorgung leistet. Daher fordern die Grünen die Region Hannover und das KRH auf, die Beschlüsse der Regionsversammlung vollständig umzusetzen:

  • Die ambulante Notfallversorgung soll in Phase II rund um die Uhr im Rahmen eines Regionalen Gesundheitszentrum oder eines Medizinischen Versorgungszentrums auf dem bisherigen Krankenhausgrundstück in Lehrte sichergestellt werden. Dafür braucht man ausreichend ärztliches und pflegerisches Personal, das für die nicht-lebensbedrohliche Notfallversorgung gut geschult ist. Daneben muss die ambulante chirurgische (Notfall-)Versorgung, sowie eine funktionsfähige Radiologie auch außerhalb der Kernöffnungszeiten einer niedergelassenen Praxis sichergestellt werden.
    Hier kommt es jetzt auf die Details der Umsetzung an. Diese müssen im Rahmen der Konzepterarbeitung unbedingt mit allen Beteiligten diskutiert werden. Der Aufbau des geplanten und bereits mit Geld in der Medizinstrategie bezifferten RGZ (ca. 18 Mio Euro) muss zeitnah begonnen werden, um die mehrfach zugesagte medizinische Grund- und Notfallversorgung in Lehrte und den angrenzenden Gemeinden auch zukünftig sicherzustellen.
  • Bis das soweit ist, muss man bei der Verlagerung von Abteilungen nach Großburgwedel in Phase I ganz genau hinschauen: Der Regionspräsident hat mehrfach versprochen, dass der Zeitplan Versorgungslücken in Lehrte ausschließt. Auch hier gibt es noch offene Fragen, wie beispielsweise die konkrete und zeitgleich zum Umzug nach Großburgwedel stattfindende Ausgestaltung des internistischen Notfalldienstes in Lehrte, die Verfügbarkeit der Radiologie oder die Versorgung leichter chirurgischer Notfälle. Hier ist eine patientengerechte Lösung zu finden, die zumindest die Qualität der bisherigen Versorgung erreicht. Insbesondere muss eine schnelle Erreichbarkeit und gute Auffindbarkeit bereits im Eingangsbereich des KRH sichergestellt werden.
  • Es gibt zwar kein gemeinsames Krankenhaus mit Peine. Aber der Landkreis Peine erhält vom Land Niedersachsen Fördermittel für einen kompletten Krankenhausneubau. Damit steht fest, dass die stationäre Notfallversorgung für den Osten der Region Hannover im Einzugsgebiet des Peiner Krankenhauses – etwa in Uetze, Hämelerwald und Sievershausen – langfristig gesichert ist. Auch dieser Bau muss jetzt zügig realisiert werden, um die vorhandenen Kapazitäten für Notfälle wirksam zu entlasten. Ein gemeinsames, kreisübergreifendes Notfallkonzept muss nun erarbeitet werden.
Anzeige
Werben Sie bei Sehnde-News