Abriss des Kraftwerks Mehrum mit erster Sprengung
Das Kraftwerk Mehrum, betrieben für die Kohleverstromung, hat sein Lebensende erreicht. Nun wurden am Sonnabend, 26.10.2024, die ersten zwei Gebäude unter großer Beachtung im Umfeld gesprengt. Umgelegt wurden von der Firma Reisch Sprengtechnik aus Peißenberg (Bayern) im Auftrag der Bodo Freimuth Abbruch und Recycling GmbH aus Bülkau zunächst die beiden Aschesilos des Werkes. Reisch ist eine von nur fünf Firmen in Deutschland, die solche Arbeiten ausführt.
Frühzeitige Absperrung
Ab 9 Uhr waren die Straßen im Sprengbereich durch die Polizei gesperrt worden und ab 10 Uhr der Nahbereich im Kraftwerk. Für 11 Uhr war die Sprengung durch Geschäftsführer und Sprengmeister Eduard Reisch angesetzt. Der 63-Jährige mit rund 40 Jahren Berufserfahrung hatte bereits den AFE-Tower in Frankfurts City mit einer Höhe von rund 127 Metern mit Keller gesprengt und betonte in Mehrum, dass die Firma solche Teilsprengungen etwa 90- bis 100-mal im Jahr ausführt.
Aschesilos fallen wir geplant
War zunächst die Sprengung des 130 Meter hohen Kühlturm angekündigt, änderte sich dies jedoch zunächst auf die beiden 60 Meter hohen Aschesilos, weil die Firmen TenneT und enercity noch mehr Zeit für das Herunterfahren der Last ihrer Mehrumer Schaltanlage benötigten, die derzeit mit 380 kV laufen. Daher ist die nächste Sprengung – der 130 Meter Kühlturm – nun erst für das Frühjahr 2025 vorgesehen. Planmäßig fielen die beiden Türme nach Südwesten um – so, wie das 20-köpfige Team von Reisch es vorgesehen hatte. Zunächst war die Statik der Türme zum Umfallen durch gebaggerte Sprengmäuler gezielt geschwächt worden und dann brachten am Sonnabend rund 350 Kilogramm Sprengstoff in 500 Sprenglöchern die Silos zu Boden. Die Zündung erfolgte dabei in zwei Schritten, die erste nicht elektrisch und dann eine elektrisch. Die Silos sanken, wie gewollt, synchron und ohne sich zu behindern zusammen, wobei 50 Prozent ihrer Masse vorzerkleinert und angerissen wurde. So kann der weitere Abtransport vereinfacht werden. Auch die Fundamente von 0,85 und 1,90 Metern wurden von der Sprengung erfasst.
Nun wird in konventionellen Verfahren weiter Gebäude abgerissen, bevor dann in einer zweiten und dritten Sprengung der Kühlturm, der Schornstein und das Kesselhaus zu Boden gebracht werden sollen.
Mögliche Zukunft des Geländes
Als Nachnutzung des Geländes stehen zwei Möglichkeiten – oder vielleicht sogar eine Kombilösung – im Raum. Das sind sowohl ein Batteriegroßspeicher und ein Gaskraftwerk mit 45 Arbeitsplätzen. Die Entscheidung erfolgt in Berlin nach dem Kraftwerksicherheitsgesetz, nach der dann die Genehmigung erteilt und über mögliche Fördergelder entschieden wird. 2025 könnten damit vielleicht auch schon erste Fundamente gesetzt werden.
Ulrike Steinert /JPH
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