Bürgerpetition in Sehnde gegen die Ansiedlung von Logistik im Gewerbegebiet Sehnde Ost

In kurzer Zeit nach der Veröffentlichung der Pläne von Delticom, das Firmenlager von Höver nach Sehnde zu verlegen in Sehnde-News, der HAZ und dem Wochenspiegel hat sich in Rethmar nun eine Bürgerinitiative gegründet. Die will noch rechtzeitig vor der Schlussabstimmung im Rat der Stadt über diesen Bebauungsplan eine Petition einbringen – und zudem in der anstehenden Sitzung des Fachbereiches Stadtentwicklung und Umwelt in der KGS am Dienstag, 06.04,1021, Präsenz zeigen.

Sie ruft die Sehnder Naturschützer und –liebhaber dazu auf, die Petition zu unterzeichnen und sich gegen die Ansiedlung der Großanlage auszusprechen. Sie führt in ihrer Mitteilung dabei aus:

Bürgerinitiative ruft zur Ablehnung der Planung fürs Gerwerbegebiet Sehdne-Ost auf – Grafik BI

>> Es ist 5 vor 12: Kein Logistikunternehmen im geplanten Gewerbegebiet Sehnde-Ost!

Die Unterzeichnenden fordern die Stadt Sehnde auf, dafür zu sorgen, dass sich in dem neuen Gewerbegebiet Sehnde-Ost kein Logistikunternehmen wie Delticom ansiedelt. Ein solches Unternehmen gehört wegen des verursachten massiven Lkw-Verkehrs direkt neben die Autobahn. Zwei je 40.000 Quadratmeter große Hallen in einem Gewerbegebiet am Rande der Kernstadt sind deutlich zu groß für Sehnde. Allein die beiden Lagerhallen entsprechen einer Größe von elf Fußballfeldern.

Im Osten Sehndes entsteht ein neues Gewerbegebiet. Der zugrunde liegende Bebauungsplan Nr. 355 (Gewerbegebiet 355und Sitzungsunterlagen) ist noch nicht rechtskräftig. Der Fachausschuss Stadtentwicklung und Umwelt wird am 6. April 2021 (18 Uhr) und der Rat der Stadt Sehnde am 15. April 2021 (19 Uhr) darüber beschließen. Beide Sitzungen finden in der KGS Mensa statt und sind öffentlich.

Die Stadt hat die Fläche an die HRG verkauft, die sie wiederum an einen Investor verkauft hat. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass das geplante Gewerbegebiet noch verhindert werden kann.

Ziel dieser Petition ist es, nicht das Gewerbegebiet selbst zu verhindern, sondern die Ansiedlung von Logistikunternehmen wie Delticom, die zu einer Zunahme des Verkehrsaufkommens in allen Sehnder Ortsteilen und der Kernstadt sowie darüber hinaus bis zu den Autobahnanschlussstellen Laatzen, Anderten, Lehrte, Lehrte-Ost, Hämelerwald und Peine führen würde.

Was man jetzt noch ändern kann, ist der Bebauungsplan, da dieser noch nicht beschlossen wurde. Es wurde bereits die Ansiedlung von Einzelhandel stark eingeschränkt. Demgemäß könnte man auch die Ansiedlung von Logistikunternehmen verbieten, oder die Fläche und Höhe der zu errichtenden Gebäude beschränken.

Wir fordern daher die Stadt Sehnde auf:

  • den Bebauungsplan Nr. 355 in seiner derzeitigen Entwurfsfassung nicht zu beschließen
  • eine Ansiedlung von Logistikunternehmen im Gewerbegebiet Sehnde-Ost auszuschließen
  • eine Bürgerversammlung einzuberufen, um Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, zu diesen Planungen in einen Dialog mit der Stadtverwaltung zu treten

Dieses Gewerbegebiet hat deutliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. In der Zusammenfassung der Umweltauswirkungen listet der Bebauungsplan Nr. 355 Vorlage zum Satzungsbeschluss mit Umweltbericht ab Seite 73 eine Vielzahl von Beeinträchtigungen auf und bewertet diese als „erheblich“. Aufgeführt werden u. A.:

  • Flächenversiegelung von rd. 13 Hektar für gewerbliche Nutzung und 0,8 Hektar für Straßenverkehrsflächen
  • Zunahme des Verkehrs in allen Sehnder Ortsteilen und der Kernstadt
  • Zunahme von Verkehrslärm auf geplante und vorhandene Wohngebiete
  • Verschlechterung des Kleinklimas, der Luftqualität und des Bodenwasserhaushaltes
  • Zunahme von Staubemissionen
  • weithin sichtbare bis zu 14 m hohe Industriebauten im Orts- und Landschaftsbild
  • Vernichtung von Lebensraum von Pflanzen und Tieren
Der Reifenhändler möchte ins Gewerbgebiet Sehnde-Ost – Foto: JPH/Archiv

Die Stadt hat die gesetzlichen Vorgaben zur Beteiligung der Öffentlichkeit erfüllt. Eine Bürgerversammlung, die für Information und Transparenz gesorgt hätte, hat es aber nicht gegeben. So kennen viele Bürgerinnen und Bürger die Pläne zur Errichtung des Gewerbegebietes gar nicht.

Darüber hinaus wurde erst im März 2021 öffentlich bekannt, dass sich auf einem Großteil dieses Gewerbegebietes nicht mehr ein Getränkegroßhändler ansiedeln würde, sondern zwei je 40.000 m² große Hallen für Europas größten Online-Reifenhändler Delticom AG gebaut werden sollen. Sehnde-News meldete am 06. März „Online-Reifenhändler Delticom AG: Neuer Logistikkomplex in Sehnde-Ost„, die HAZ titelte am 9. März 2021 „Online-Reifenhändler Delticom plant riesigen Logistikkomplex in Sehnde-Ost„, der Marktspiegel am 10. März 2021: „90 000 m² Erde weg“.

Die Verkehrsuntersuchung vom 16. Dezember 2020 kommt zu dem Ergebnis, dass der Verkehr um knapp 1200 Fahrzeuge pro Tag zunehmen wird, davon 440 Lkw. Die Ansiedlung eines Logistikunternehmens wird berücksichtigt. Es ist aber nicht ersichtlich, ob man bei der Erstellung des Gutachtens noch von dem Getränkelogistiker ausgegangen ist, oder ob bereits bekannt war, dass es sich um die Delticom AG handelt. So ist zu befürchten, dass der Verkehr viel stärker als um die angegebenen 1200 Kfz inklusive 440 Lkw täglich zunehmen wird.<<

Die Initiative aus Rethmar bittet alle interessierten Bürger und Bürgerinnen am Dienstagabend um 18 Uhr in der Mensa der KGS präsent zu sein. Dort werden nur zwei Tagesordnungspunkte verhandelt: Erstens der Bebauungsplan Nr. 355 zum „Gewerbegebiet Sehnde-Ost“ und zweitens zu „Grünen Verkehrsräumen in Stadtgebiet“. Außerdem ruft die Initiative dazu auf, ihre Petition an den Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse mitzuzeichen. Für die Umsetzung sind dabei 490 für ein Quorum erforderlich, 348 Personen aus Sehnde  – und 422 insgesamt – haben bereits unterzeichnet.

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